Martin Werlen plant "Reformzellen" in Propstei St. Gerold
Der neue Propst der Vorarlberger Propstei Sankt Gerold, der bekannte Schweizer Benediktiner Martin Werlen, plant "Reformzellen" in seinem Wirkungsort. Die 960 gegründete Propstei im Großen Walsertal, die bis 1958 als Kloster diente und seither viel besuchte kirchliche Begegnungs- und Bildungsstätte ist, sei "schon immer offen für Reformideen" gewesen, erklärte Werlen im Interview des Schweizer katholischen Online-Portals "kath.ch" (Montag). "Wir wollen aufspüren, wo es dringend Reformen braucht - in der Kirche, aber auch in der Gesellschaft." Mit sogenannten Reformzellen - also Kursen zu relevanten Themen - solle dazu ein Beitrag geleistet werden.
Eine erste Reformzelle kündigte der 58-jährige Ordensmann, studierte Psychologe und erfolgreiche Buchautor bereits für Dezember an: "In dem Kurs werden wir versuchen, bei den Bienen zur Schule zu gehen" und viel über Klimafragen zu lernen. Werlen wies auf einen lateinischen Spruch am Bienenhaus in seinem Heimatkloster Einsiedeln hin: "Si sapis, sis apis" (dt.: "Wenn du schlau sein willst, sei eine Biene.") Bienen brächten es z.B. fertig, Innen- und Außentemperatur stets auszugleichen oder mit ihrem "Bienentanz" Informationen über Nahrungsquellen weiterzugeben. In jeder Reformzelle sollten die drei Säulen von St. Gerold präsent sein: Spiritualität, Bildung und Kultur, so der Propst.
Der frühere Abt von Einsiedeln übernahm am Sonntag, 16. August, die Leitung der Propstei St. Gerold, die seit dem 13. Jahrhundert dem Kloster Einsiedeln gehört. Nach Einsiedeln kämen meist Pilger, die nur kurz bleiben; nach St. Gerold dagegen Menschen, die einen Kurs besuchen, an Exerzitien teilnehmen, kulturelle Programme miterleben oder einfach Ferientage verbringen, so Werlen. Im Jahr 2019 habe die Propstei ca. 13.000 Übernachtungen verzeichnet.
Er gehöre zu einem Dreierteam, das das Zentrum gemeinsam leitet, erklärte Werlen. Eine Betriebsleiterin sei für Gastronomie und Kurse zuständig, ein Bereichsleiter für Kultur, Soziales und Gebäude, er selbst als Gesamtverantwortlicher auch für den Bereich Spiritualität.
Sein Vorgänger, P. Kolumban Reichlin, habe nach elf Jahren an der Spitze des Zentrums "gemerkt, dass er mit seinen Kräften an Grenzen stößt und ein Wechsel sinnvoll ist". Der Einsiedler Abt Urban Federer habe ihn deshalb gefragt, ob ich mir vorstellen könne, diese Aufgabe zu übernehmen, berichtete Werlen über den seit Februar bekannten und jetzt vollzogenen Personalwechsel. Ihm und der Klostergemeinschaft von Einsiedeln, der er von 2001 bis 2013 als Abt vorstand, sei es "ein großes Anliegen, dass die Propstei St. Gerold noch stärker zu einer Reformzelle wird". (Link: https://propstei-stgerold.at)
Quelle: kathpress