Papst sieht Schwachstellen in Konzilstexten
Das Zweite Vatikanische Konzil wollte und konnte nach Worten von Papst Benedikt XVI. keine neue Kirche und keinen anderen Glauben schaffen. Dazu hätten die Konzilsväter "weder Vollmacht noch Auftrag" gehabt, schreibt der Papst in einem von der Vatikanzeitung "Osservatore Romano" am Donnerstag veröffentlichten Text, in der er offen auch Schwachstellen der Konzilstexte einräumt.
Bei dem Text handelt es sich um das Vorwort zum siebten Band der "Gesammelten Schriften" von Joseph Ratzinger. Die Reihe wird vom Präfekten der Glaubenskongregation, Erzbischof Gerhard Ludwig Müller herausgegeben; Band VII soll im November erscheinen.
Der neue Band der "Gesammelten Schriften" enthält dessen Texte und Entwürfe zum Konzil, an dem er als Berater des Kölner Erzbischofs Kardinal Josef Frings (1887-1978) teilgenommen hatte.
Die Konzilsbischöfe hätten Glauben und Kirche lediglich "tiefer verstehen und so wahrhaft 'erneuern'" wollen. Daher sei "eine Hermeneutik des Bruchs absurd, gegen den Geist und gegen den Willen der Konzilsväter", unterstrich Benedikt XVI.
Das Konzil habe mit seiner "Pastoralkonstitution über die Kirche in der Welt von heute" zwar viel Wichtiges zum Verständnis der modernen Welt gesagt, eine wesentliche Klärung zu ihrem Verhältnis zur Neuzeit sei dem Text jedoch nicht gelungen. "Unerwartet" habe die Begegnung mit den großen Themen der Neuzeit nicht in dieser Konstitution, sondern in zwei kleineren Dokumenten stattgefunden: In den Erklärungen zur Religionsfreiheit sowie zum Verhältnis der Kirche zu den nichtchristlichen Religionen.
Insbesondere die Bedeutung der Erklärung "Nostra aetate" zum interreligiösen Dialog sei damals noch nicht absehbar gewesen, unterstreicht der Papst. Ursprünglich sollte der Konzilstext nur das Verhältnis zum Judentum behandeln, wurde aber auf den Rat von Bischöfen aus den arabischen Ländern hin um ein Wort zum Islam und später auch zu Hinduismus und Buddhismus ergänzt. "Wie Recht sie damit hatten, ist uns im Westen erst allmählich aufgegangen", schreibt der Papst.
Zustande gekommen sei ein "präzises und außerordentlich dichtes Dokument". Als Schwäche habe sich freilich erwiesen, dass es von Religion nur positiv spreche und die nicht unerheblichen "kranken und gestörten Formen von Religion" beiseitelasse.
Quelle: Kathpress