Hohe Lebenszufriedenheit in Österreich
78,7 Prozent der Bevölkerung in Österreich zeigen eine hohe oder sogar sehr hohe Lebenszufriedenheit. Das gab die Statistik Austria am Mittwoch auf der Basis eines neuen Indikatorenset zur Fortschritts- und Wohlstandsentwicklung bekannt. Berücksichtigt wurden dabei im Rahmen des Projekts "Wie geht's Österreich?" nicht nur Kennziffern des materiellen Wohlstands wie das Bruttoinlandsprodukt (BIP), sondern auch Aspekte der Lebensqualität sowie Nachhaltigkeit im Bereich der natürlichen Umwelt.
Allerdings: 1,4 Millionen Menschen in Österreich sind laut Konrad Pesendorfer, dem fachstatistischen Generaldirektor der Statistik Austria, ausgrenzungsgefährdet. Das bedeute, dass sie von Armut bedroht sind oder sich wesentliche Gebrauchsgüter nicht leisten können, oder dass im Haushalt eine sehr geringe Erwerbsbeteiligung herrscht. Die Haushaltseinkommen würden langsamer als das BIP wachsen, "die Einkommensschere geht weiter auf", so Pesendorfer. Sowohl im langfristigen Verlauf als auch in der Entwicklung seit 2008 könne ein "Auseinanderdriften von niedrigen und hohen Einkommen" beobachtet werden.
Bei der natürlichen Umwelt zeigt sich laut Statistik Austria ein heterogenes Bild: "Treibhausgasemissionen, Ressourcen- und Energieverbrauch konnten in den letzten 15 Jahren nicht nachhaltig gesenkt werden." Positive Entwicklungen seien beim Anteil der erneuerbaren Energieträger zu verzeichnen (2005: 24,9 Prozent; 2010: 30,8 Prozent Anteil am Bruttoendenergieverbrauch), das Erreichen des Europa-2020-Ziels von 34 Prozent sei damit wahrscheinlich. Beim Verkehr jedoch betrage die Zunahme des Energieverbrauchs zwischen 1995 und 2010 50,6 Prozent; "energieeinsparende Strukturänderungen (z. B. Verlagerung des Transports von der Straße zur Schiene) sind derzeit nicht auszumachen".
Mit dem Projekt "Wie geht's Österreich?" verfolgt die Statistik Austria das Ziel, präzise Informationen zum Entwicklungsstand der Gesellschaft online bereitzustellen. Künftig sollen die Ergebnisse jedes Jahr zeitgleich mit der Bekanntgabe des BIP erfolgen, kündigte Pesendorfer an.
Armutskonferenz setzt auf "Commons"
Michaela Moser von der Armutskonferenz begrüßte die ausgeweiteten Indikatoren, da das BIP als Messgröße für Lebensqualität und Wohlstand nicht ausreiche. Was sie sich laut "Wiener Zeitung" (Donnerstag-Ausgabe) noch wünschen würde, wäre eine "differenziertere Betrachtung der Lebenszufriedenheit": "Da müsste man sich genauer anschauen, wie das nach Einkommensgruppen ausschaut."
Ein noch viel breiteres Verständnis eines "guten Lebens" für möglichst alle wurde auf der am 23./24. Oktober abgehaltenen 9. Österreichischen Armutskonferenz in Salzburg-St. Virgil diskutiert. Unter dem Titel "Was allen gehört. Armut bekämpfen durch Gemeingüter und Kooperation" wurden "Commons" - Gemeingüter - benannt, die eine Gesellschaft lebenswert machen.
In den Salzburger Vorträgen und Diskussionen nahmen internationale Fachleute Güter wie Vermögen, Banken, öffentlicher Raum, Nahrung, Internet, Soziale Arbeit oder Kunst in den Blick. Mit den zentralen Prinzipien dieser "Commons" - Gebrauchen, Zusammenarbeiten, Teilen und Beitragen - könne Armut wirksam bekämpft und das Wohlbefinden aller gesteigert werden, so der Tenor.
Informationen: www.statistik.at/wie-gehts-oesterreich und www.armutskonferenz.at
Quelle: Kathpress