Votivkirche: Lösung weiterhin nicht in Sicht
Auch wenn der weihnachtlich-liturgische Frieden hält und es zu keinen Störungen der Gottesdienste in der Wiener Votivkirche gekommen ist - eine Lösung des Problems scheint weiterhin nicht in Sicht: So haben laut Caritas-Angaben in der letzten Nacht erneut 30 Flüchtlinge in der Kirche übernachtet, 14 von ihnen befinden sich seit mittlerweile vier Tagen im Hungerstreik. Medizinisch betreut werden sie rund um die Uhr von Caritas-Mitarbeitern und zwei Einsatzkräften der Johanniter. Außerdem halten sich fünf von den Flüchtlingen gewählte Vertrauenspersonen bei ihnen auf. Die Kirchentür bleibe weiterhin für die Schutzsuchenden offen, erklärte Caritas-Sprecher Klaus Schwertner am Mittwoch gegenüber "Kathpress".
Schwertner betonte zugleich, dass es mittlerweile längst nicht mehr um die Asylfälle der in der Kirche verharrenden Asylwerber gehe. Aus den konkreten Anlassfällen sei ein Politikum geworden, in dem es um den Umgang mit Asylwerbern insgesamt in Österreich gehe. Entsprechend zielten die Forderungen der Flüchtlinge auch nicht nur auf Einzelfallprüfungen, sondern auf raschere und faire Asylverfahren, eine Verbesserung des Zugangs zum Arbeitsmarkt und auf bessere Qualitätsstandards in Flüchtlingsquartieren insgesamt. "Der Ball liegt aus Sicht der Caritas bei der Politik", so Schwertner. Es brauche Politiker, "die in dieser Krisensituation verantwortungsvoll und sensibel handeln".
Die Fronten scheinen derzeit jedoch verhärtet. So äußerte der Sprecher der Asylwerber, Muhammad Numan, gegenüber der online-Ausgabe der "Presse" (25. Dezember), dass sich die Asylwerber von der Politik nicht ausreichend ernstgenommen fühlen. Der Hungerstreik sei eine Antwort auf den Runden Tisch, an dem den Protestierenden zwar der Verbleib in der Votivkirche und eine neuerliche Prüfung ihrer Verfahren zugesichert worden war, aber auf andere Forderungen sei nicht eingegangen worden. Daher habe man auch das Angebot des Innenministeriums vom Montag, die Asylwerber wieder in ihre Quartiere bzw. nach Traiskirchen und in die Bundesländer zu bringen, nicht angenommen. Noch offen sei laut Schwertner außerdem eine Konkretisierung weiterer Expertengespräche.
Das Innenministerium hat hingegen am Dienstag auf Anfrage der Austria Presse Agentur darauf verwiesen, die Zusagen vom letztwöchigen Gespräch mit Kirchen- und Flüchtlingsvertretern eingehalten zu haben und die übermittelte Liste korrekt geprüft zu haben.
Einen Vorstoß zur Lösung des Problems hat indes der Wiener Caritasdirektor mit einer direkten Einladung von Bundeskanzler Werner Faymann zu einem Lokalaugenschein in der Votivkirche unternommen. Landau lud Faymann im Rahmen eines Besuchs im Caritas-Pflegeheim Schönbrunn dazu ein. Eine Antwort liegt derzeit laut Caritas-Sprecher Schwertner nicht vor.
Gescheitert war außerdem ein Versuch von Aktivisten, am Montagnachmittag in den Stephansdom vorzudringen. Die Polizei fing die Personen rechtzeitig ab, wurde seitens der Kirche ein Bericht der "Kronen Zeitung" (Dienstag-Ausgabe) bestätigt.
Landau fordert "echte Verbesserungen"
Der Wiener Caritasdirektor Michael Landau hat am Mittwoch die seit 18. Dezember von Asylwerbern als Notquartier genutzte Wiener Votivkirche besucht und den Gottesdienst zum 2. Weihnachtstag - dem Diözesanpatronatsfest - mit der Pfarrgemeinde und Pfarrer Joseph Farrugia mitgefeiert. Bei einem anschließenden Gespräch bedauerte Landau, dass sich immer noch keine Lösung abzeichne. Er äußerte Verständnis für die Angst der Asylwerber vor inakzeptablen Flüchtlingsaufnahme-Einrichtungen wie z.B. vor der Kärntner Saualm. Die Politik sei am Zug; es müssten diesbezüglich echte Verbesserungen garantiert werden.
Der Wiener Caritasdirektor zeigte sich auch besorgt über aufgetretene innerpfarrliche Frontstellungen im Blick auf die Behandlung der Asylwerber. Er appellierte deshalb an alle Katholiken der Umgebung, die Caritas bei der Flüchtlingsarbeit in der Votivkirche und in den bereitgestellten Quartieren zu unterstützen. Es handle sich um Menschen, die von dramatischen Fluchtsituationen gezeichnet seien. Andererseits sei sich auch die Caritas bewusst, dass es Instrumentalisierungen gebe.
Kardinal Christoph Schönborn hatte am Weihnachtstag ein Gespräch mit Pfarrer Farrugia geführt und ihm für die Aufnahme der Asylwerber gedankt.
Quelle: Kathpress