Es fehlt an Sprache und Bildern für "Himmel"
Beim Thema Leben nach dem Tod und Himmel herrschen vielfach Schweigen und Schamhaftigkeit, "darüber redet man nicht": Diese Einschätzung äußerte der emeritierte Wiener Dogmatiker Josef Weismayer in einem Interview für die Wiener Kirchenzeitung "Der Sonntag" anlässlich des Festes Christi Himmelfahrt am 9. Mai. Er brachte dies in einen Zusammenhang mit der generellen Religionsdistanz in einer Gesellschaft, wo der Agnostizismus "modisch" zu sein scheine, aber auch mit einer schon lange währenden Scheu, Visionen vom Himmel zu konkretisieren.
Beim Himmel beobachte er nicht nur eine Sprachlosigkeit, sondern auch eine Bildlosigkeit, so Weismayer: "Die Maler waren immer sehr fantasievoll, die Hölle darzustellen", verwies er auf Hieronymus Bosch als Beispiel. Den Himmel darzustellen sei wesentlich schwerer. Ihm sei diesbezügliche Scheu aber lieber als Trivialisierung, meinte der Domkustos von St. Stephan.
Er selbst ziehe "personale Beschreibungen" des Himmels vor, so Weismayer. Die kürzeste und prägnanteste finde sich im ersten Tessalonicherbrief (4,17): "Wir werden immer beim Herrn sein." Es gehe um Gemeinschaft mit dem liebenden und zugleich unbegreiflichen Gott. Dies komme auch in biblischen Bildern für die Vollendung des Menschen und der Menschheit bzw. für das Reich Gottes zum Ausdruck: Oft sei die Rede von einem Festmahl, etwa anlässlich einer Hochzeit, andere Umschreibungen sprechen vom himmlischen Jerusalem, erklärte Weismayer. Stadt bedeute in der Antike Geborgenheit und Aufgehobensein - also wiederum Gemeinschaft.
Zu Christi Himmelfahrt erklärte der Theologe lapidar, diese habe "nichts mit Raumfahrt zu tun". Wenn Lukas darüber sowohl in seinem Evangelium als auch in der Apostelgeschichte schreibe, dann sei gemeint: Jesu irischer Weg ist mit der Himmelfahrt abgeschlossen, er kehrt zum Vater zurück und geht uns damit voraus. Zugleich wolle der Evangelist verdeutlichen, dass die Sendung Jesu mit den Aposteln weitergehe; nicht umsonst stehe die Himmelfahrt am Beginn der Apostelgeschichte und beschreibe damit den Weg der jungen Kirche.