Ökumene: Was ist wirklich kirchentrennend?
Nicht alles, was die Kirchen unterscheidet, muss auch kirchentrennend sein. Das war der Tenor einer Podiumsdiskussion zum aktuellen Stand der Ökumene. Im Rahmen der "Langen Nacht der Kirchen" diskutierten Weihbischof Helmut Krätzl, der evangelische Bischof Michael Bünker und der orthodoxe Metropolit Arsenios (Kardamakis) über Erfolge und ausstehende Lösungen auf dem Weg zur Einheit der Kirchen. Weiters auf dem Podest in der Lutherischen Stadtkirche waren der anglikanische Reverend Patrick Curran und die altkatholische Pfarrerin Sabine Clasani.
Theologisch gebe es zwischen einzelnen Kirchen weit mehr Übereinstimmung als dies in der Praxis und im Kirchenrecht deutlich wird, sagte Weihbischof Krätzl. Große Hoffnungen setzte der Wiener emeritierte Weihbischof in Papst Franziskus. Dieser habe sich gleich bei seinem Amtsantritt nicht als Papst sondern als Bischof von Rom vorgestellt. Das sei ein bedeutsames ökumenisches Zeichen, so Krätzl. Weiters gebe es auch berechtigte Hoffnung, dass unter dem neuen Papst eine Entwicklung weg vom römischen Zentralismus stattfinden werde.
Dass sich Papst Franziskus für mehr Kollegialität und weniger Zentralismus einsetzt, ortete auch Metropolit Arsenios. Reverend Curran sah durch den Pontifikatswechsel neue Perspektiven, wie das Verhältnis von Ortskirche zu Universalkirche gestaltet werden könnte.
Von positiven Gesprächen der altkatholischen Kirche mit der römisch-katholischen Kirche berichtete Pfarrerin Clasani. Freilich gebe es bleibende offene Fragen wie jene des Frauenpriestertums. Ärgerlich sei zudem auch die nach wie vor nicht vorhandene eucharistische Gemeinschaft. Hier gab Clasani zu bedenken, ob nicht der Ansatz, diese Gemeinschaft erst nach vollständiger Einheit zu gewähren, überdacht werden sollte. Die Mahlgemeinschaft könnte die Kirchen schließlich auch einander näher bringen und weitere Fortschritte ermöglichen, so die altkatholische Pfarrerin. Ein Ansatz, der von allen Teilnehmern positiv aufgegriffen wurde.
Bischof Bünker plädierte dafür, dass es zumindest für gemischt-konfessionelle Ehepaare möglich sein müsse, an der jeweils anderen Eucharistiefeier teilzunehmen.
Der Bischof warnte zugleich aber vor zu raschen Erfolgerwartungen. Zwar gebe es im Eucharistieverständnis zwischen katholischer und lutherischer Kirche kaum Unterschiede, das Probleme liege aber im unterschiedlichen Amts- und Kirchenverständnis. Hier gebe es sehr wohl gravierende Divergenezne, räumte Bünker ein.
Übereinstimmung herrschte hingegen über die Notwendigkeit des gemeinsamen sozialen und gesellschaftspolitischen Engagements der Kirchen. Reverend Curran hob in diesem Zusammenhang beispielsweise das "Sozialwort" der christlichen Kirchen hervor, das vor zehn Jahren von den Kirchen in Österreich gemeinsam erarbeitet und veröffentlicht wurde und noch nichts von seiner Aktualität verloren habe.
Quelle: Kathpress