Krim :Verschlepptem Priester droht Klage
Auf der ukrainischen Halbinsel Krim haben Unbekannte am Samstag einen griechisch-katholischen Priester für mehrere Stunden verschleppt. Wie die mit Rom verbundene Kirche am späten Samstagabend in Kiew mitteilte, ist der Militärseelsorger Mykola Kwitsch wieder frei. Die Strafverfolgungsbehörden hätten allerdings angekündigt, den Priester wegen des Vorwurfs der "Organisation einer Provokation" vor Gericht stellen zu wollen, erklärte die griechisch-katholische Kirche laut einem Bericht der deutschen Katholischen Nachrichten-Agentur KNA. Kwitsch weise die Anschuldigung zurück.
Bewaffnete Männer hatten ihn den Angaben zufolge in einer Kirche in Sewastopol in ihre Gewalt gebracht. Bischof Boris Gudziak erklärte auf Facebook, bei den Entführern handele es sich um prorussische Kräfte; zwei Uniformierte und vier Männer in ziviler Kleidung. Wie Kwitsch frei kam, blieb zunächst unklar. Er wolle die Halbinsel nicht verlassen, sondern bei seinen Gemeindemitgliedern bleiben, hieß es. Eine Stellungnahme der Behörden zu dem Fall lag nicht vor.
Mehrere griechisch-katholische Priester waren laut Kirchenangaben in diesem Monat in Drohbriefen zum Verlassen der Krim aufgefordert worden. Alle Geistlichen hätten sich jedoch dagegen entschieden. Sewastopol ist Sitz der russischen und ukrainischen Schwarzmeerflotte.
Streit um Volksabstimmung
Die neue prorussische Regierung der Krim lässt die Bürger an diesem Sonntag über einen Anschluss an Russland abstimmen. Die ukrainische Regierung, die EU und die USA sehen darin einen Bruch der ukrainischen Verfassung und warnen Moskau vor einer Annektierung der Krim.
In dem Streit um die Volksabstimmung mieden die meisten Kirchen zuletzt eine Parteinahme. Der deutsche evangelische Pfarrer von Simferopol, Markus Göring, sagte der Katholischen Nachrichten-Agentur KNA, die evangelisch-lutherische Kirche verhalte sich neutral: "Wir geben keine Empfehlungen in dieser politischen Auseinandersetzung." Zugleich erklärte er, er kenne bislang aus den sieben Gemeinden seiner Kirche auf der Krim niemanden, der konkret eine Abwanderung plane.
Der Rabbiner Michael Kapustin aus Simferopol hatte Ende Februar gesagt, er werde die Krim verlassen, wenn sie Teil Russlands werde. "Ich will in der demokratischen Ukraine leben", zitierten ihn israelische Medien.
Der Interreligiöse Rat der Krim hatte sich Anfang März gegen eine Abspaltung der Halbinsel von der Ukraine gewandt. Die "territoriale Integrität" des Staates müsse bewahrt werden. Das Gremium rief alle Beteiligten zu Besonnenheit auf und forderte eine friedliche Lösung der Krise.
Der Vorsitzende des Interreligiösen Rates, Metropolit Lazar von der orthodoxen Kirche des Moskauer Patriarchates, rief jedoch weder zum Boykott der Volksabstimmung auf noch nahm er zu ihr Stellung. Stattdessen warnte er vor jeder Art von Gewalt und bewaffneter Auseinandersetzung.