Krätzl: "Franziskus ist der dritte Konzilspapst"
Nach Papst Johannes XXIII., der das Zweite Vatikanische Konzil einberufen hat und Papst Paul VI., der es vollendete, könne Papst Franziskus heute ohne Zweifel als "dritter Konzilspapst" gesehen werden. Das betonte der Wiener Weihbischof Helmut Krätzl in einem "Kathpress"-Gespräch aus Anlass der Heiligsprechung am morgigen Sonntag. Franziskus ziele keine "Rückkehr zum Konzil" an, sondern denke Kirche "in Richtung des Konzils" weiter, so Krätzl. Beispiele dafür seien etwa die Betonung der Kollegialität der Bischöfe sowie die Selbständigkeit der Ortskirchen. "Das sind Dinge, die das Konzil wollte, die in der Folge aber kaum zum Tragen gekommen sind."
Er selbst habe Johannes XXIII. gut gekannt durch zahlreiche Audienzen in Begleitung von Kardinal Franz König, so Krätzl. Daher erkenne er nun eine "große Ähnlichkeit" zwischen Franziskus und dem Konzilspapst - im Blick auf die persönliche Freiheit, die sich beide Päpste in ihrer Amtsführung nehmen, aber ebenso im Blick auf das offene Zugehen auf die Menschen. Ein "Konzilspapst" sei Franziskus dabei insofern, als er "Liegengebliebenes wieder aufgreift und es in einer veränderten Zeit und Gesellschaft neu zur Geltung bringt". Mit Skepsis begegnet Krätzl indes den Heiligsprechungen: "Grundsätzlich bin ich nicht sehr dafür, dass jetzt die Päpste der Reihe nach heiliggesprochen werden". Dies sei schließlich nicht zuletzt im Blick auf den ökumenischen Dialog eine belastende Frage, da es gerade die Frage des Umgangs mit der Person und dem Primat des Papstes sei, die einem Fortkommen in der Ökumene derzeit im Wege stehe.
Weiters verwies Krätzl auf eine interessante historische Inzidenz: So erfolgte bereits die Seligsprechung von Johannes XXIII. im Jahr 2000 als "Doppelschlag" (Hubert Wolf), insofern diese gemeinsam mit dem Konzilspapst des Ersten Vatikanischen Konzils (1869-1870), Papst Pius IX., geschah. "Uns hat das damals sehr geärgert", erinnerte sich Krätzl, da dies eine Zuordnung der beiden Konzilien darstellte, die seines Erachtens nicht dem Reformanliegen des Zweiten Vatikanischen Konzils gerecht wurde, so Krätzl. "Daher bin ich jetzt sehr froh, dass Pius IX. nicht bei der Heiligsprechung dabei ist..."
Quelle: Kathpress