Besuchermagnet "Lange Nacht der Kirchen"
Ein kirchliches Großereignis feiert heuer sein zehnjähriges Bestehen: die "Lange Nacht der Kirchen". Am 23. Mai laden knapp 760 Kirchen in ganz Österreich zu einem vielfältigen Programm, das um 18 Uhr beginnt und zum Teil bis weit nach Mitternacht dauert. Alle 16 im heimischen Ökumenischen Rat der Kirchen (ÖRKÖ) vertretenen Konfessionen beteiligen sich auch heuer wieder an der Veranstaltung mit mehr als 3.200 Angeboten.
Was 2005 mit der ersten "Langen Nacht" in der Erzdiözese Wien begann, hat sich nun bereits weit über Österreichs Grenzen hinaus etabliert. Am 23. Mai öffnen auch zahlreiche Kirchen in Tschechien, der Slowakei, Ungarn, in Estland, Lettland und in Südtirol ihre Türen. Eröffnet wird die "Lange Nacht" am 23. Mai bereits um 17.50 Uhr mit einem österreichweiten Läuten der Kirchenglocken.
In der Erzdiözese Wien nehmen heuer 188 Kirchen aller Konfessionen an der "Langen Nacht" teil. Das Programm besteht aus knapp 1.000 Veranstaltungen und reicht von Konzerten über Diskussionen bis zu Gottesdiensten, Filmvorführungen und aufwendigen Lichtinstallationen. In vielen Kirchen gibt es auch spezielle Angebote für Kinder.
Der zentrale Eröffnungsgottesdienst der Wiener "Langen Nacht" findet um 18 Uhr im Stephansdom statt. Vertreter aller Kirchen feiern gemeinsam in der Tradition der ökumenischen Gemeinschaft von Taizé. Die Predigt wird der evangelische Bischof Michael Bünker halten.
Der Wiener Bischofsvikar Darius Schutzki sprach am Montag im Rahmen einer Pressekonferenz in Wien von einer beispielhaften Erfolgsgeschichte der "Langen Nacht". Rund 330.000 Menschen hätten im vergangenen Jahr die "Lange Nacht" genützt, um mit Kirche in Kontakt zu kommen. So sei diese Initiative auch eine Form von Verkündigung, so Schutzki. Schließlich wolle man sich verstärkt um jene Menschen bemühen, die der Kirche noch fern stünden. Schutzki zeigte sich zuversichtlich, dass sich die "Lange Nacht der Kirchen" künftig auch noch stärker in anderen Ländern etablieren kann.
Die besondere Bedeutung der "Langen Nacht" für die Beziehungen der Kirchen in Österreich zueinander hob der Wiener Superintendent Hansjörg Lein hervor. Die "Lange Nacht" biete die einmalige Chance, dass sich Christen unterschiedlicher Konfessionen besser kennen lernen und wertschätzen können. Nicht nur in der "Langen Nacht", aber eben auch in dieser, hätten in den Kirchen alle Lebensbereiche einen Platz; seien es Fragen der Familie, der politischen Werte, soziale Probleme wie Arbeitslosigkeit, Klimaschutz, Bildung oder die Fragen von Flüchtlingsleid und Asyl, so Lein.
Schutzki und Lein zeigten sich überzeugt, dass es die "Lange Nacht" auch noch in weiteren zehn Jahren geben wird. Zumindest der Termin für die elfte Auflage steht mit dem 29. Mai 2015 auch schon fest.
Vielfältig wie jedes Jahr präsentiert sich auch heuer das Angebot der "Langen Nacht": In der Franziskanerkirche (Franziskanerplatz 4) diskutieren beispielsweise zwei Tage vor der EU-Wahl u.a. ÖVP-Generalsekretär Gernot Blümel und Grünen-Bundesgeschäftsführer Stefan Wallner zum Thema "Europa, quo vadis?".
Eine Art Wirtschaftsbilanz des bisherigen Pontifikats von Papst Franziskus nehmen Jesuitenprovinzial P. Gernot Wisser und der Journalist Franz Schellhorn im Amalientrakt der Hofburg vor.
In der Pfarre Oberbaumgarten (Hütteldorferstraße 282) dreht sich alles um das Thema Fußball. Unter dem Motto "Rapid -(m)eine Religion" diskutieren u.a. Fußballpfarrer Krystof Pelczar und Sportlegende Hans Krankl.
Wer es sportlich will, kann sich auch in der Canisiuskirche (Lustkandlgasse 36) dem Turmlauf stellen und versuchen, die 200 Treppen unter einer Minute zu schaffen.
Entspannter geht es bei der Vesper der Heiligenkreuzer Mönche in der Bernardikapelle im Heiligenkreuzerhof (Grashofgasse 3/7) zu. Im Stephansdom sind heuer eine Licht- sowie eine Fadeninstallation zu bewundern.
Die evangelisch-reformierte Pfarre Wien-West (Schweglerstraße 37) lädt anlässlich des 100-Jahr-"Jubiläums" des Beginns des Ersten Weltkriegs zu "Kriegsgeschrei und Totentanz". Pfarrer Thomas Hennefeld liest aus Kriegspredigten, Ernst Toman singt Kriegslieder. Dem "Kriegsgeschrei" werden Friedenstexte gegenübergestellt.
Die griechisch-orthodoxen Kirchen (Dreifaltigkeitskathedrale, Fleischmarkt 13; St. Georgskirche, Griechengasse 8) laden zu Kirchenführungen und byzantinischer Kirchenmusik.
Beim bereits traditionellen Gespräch in Hinterbrühl philosophiert diesmal der Musiker Hubert von Goisern über seine Erfahrungen mit Weltreligionen.
Liebhaber der Orgelmusik können heuer u.a. an einem Orgelpfad durch den ersten Bezirk teilnehmen. Johannes Ebenbauer, Professor an der Wiener Musikuniversität, präsentiert zahlreiche "Königinnen der Instrumente".