Festliche Prozessionen zu Fronleichnam
Zum Fronleichnamsfest am kommenden Donnerstag finden auch heuer wieder in ganz Österreich festliche Prozessionen statt. In Wien führt Kardinal Christoph Schönborn den traditionellen "Stadtumgang". Aber auch in zahlreichen anderen österreichischen Städten finden große Fronleichnamsprozessionen statt. Zu den eindrucksvollsten Fronleichnamsprozessionen zählen jedes Jahr die Seeprozessionen in Oberösterreich. Die Zahl der Teilnehmer in ganz Österreich wird auf jährlich mehr als zwei Millionen geschätzt.
Um 8.30 Uhr feiert der Wiener Erzbischof das Pontifikalamt im Stephansdom, um 9.30 Uhr beginnt die Prozession. Der Weg führt vom Stephansplatz über die Kärntnerstraße, Führichgasse und Augustinerstraße zur Augustinerkirche mit einer Station am Josefsplatz. Über den Michaelerplatz und den Kohlmarkt führt die Prozession zur Dreifaltigkeitssäule am Graben und zurück zum Stephansplatz. Zu Messe und Prozession werden Tausende Gläubige erwartet.
Die Tradition des Wiener "Stadtumgangs" reicht viele Jahrhunderte zurück: Im Jahr 1363 lud Herzog Rudolf IV. erstmals zur öffentlichen Fronleichnamsprozession durch die Stadt ein. In der Barockzeit nahmen die spanisch geprägten Habsburger-Herrscher persönlich an der Prozession teil - als erster Ferdinand II. im Jahr 1622.
Das Wort Fronleichnam stammt aus dem Mittelhochdeutschen (vron = Herr; lichnam = lebendiger Leib) und bedeutet "Lebendiger Leib des Herrn". Beim Fronleichnamsfest bezeugen die Katholiken ihren Glauben an die Gegenwart Jesu im Sakrament der Eucharistie. Fronleichnam wird in der katholischen Kirche seit über 750 Jahren gefeiert, erstmals 1246 in der Diözese Lüttich (Liege). Das Fest geht auf die Ordensfrau Julienne de Cornillon zurück, die schon als junges Mädchen in einer Vision den Vollmond mit einem dunklen Fleck sah und dies als die Kirche interpretierte, der in ihrem Festkreis noch ein Fest zu Ehren der Heiligen Eucharistie fehlte. 1264 führte schließlich Papst Urban IV. das Fest Fronleichnam als Festtag für die ganze römisch-katholische Kirche ein.
Die Fronleichnamsprozessionen sind in der ganzen katholischen Welt - von Österreich bis Lateinamerika, von Polen bis ins indische Goa - mit farbenprächtigen Bräuchen verbunden. So sind bei vielen Prozessionen Kinder zu sehen, die Blütenblätter auf den Prozessionsweg streuen. In manchen Orten in Kärnten und in der Steiermark legen die Frauen früh am Morgen Blumenteppiche mit mosaikartigen Mustern, Sinnbildern und Sprüchen aus Blüten. Italienische Gärtner hatten im späten 18. Jahrhundert diesen Brauch in die heutigen südlichen österreichischen Bundesländer gebracht.
Eindrucksvolle Seeprozessionen
Zu den eindrucksvollsten Fronleichnamsprozessionen zählen jedes Jahr die Seeprozessionen in Oberösterreich. Sie können auf eine reiche Tradition zurückblicken. Die Prozession auf dem Hallstättersee wird 1623 erstmals erwähnt, die auf dem Traunsee 1632. Auch heuer finden in Hallstatt, Traunkirchen und Aschach an der Donau wieder Prozessionen auf dem Wasser statt.
Das Fest auf dem Hallstättersee beginnt um 9 Uhr mit einem Hochamt in der katholischen Kirche Hallstatt, anschließend findet die Seeprozession statt. In Traunkirchen beginnt der Festgottesdienst in der Pfarrkirche bereits um 8.30 Uhr, es folgt die Prozession auf dem Traunsee.
Wie jedes Jahr wird auch in Aschach an der Donau ein Teil der Fronleichnamsprozession auf dem Wasser stattfinden. Um 9 Uhr wird in der Pfarrkirche ein Gottesdienst gefeiert. Bei der anschließenden Prozession auf der Donau mit zwei Stationen begleiten zahlreiche Boote mit Teilnehmern in Tracht das reich geschmückte Hauptschiff mit dem Allerheiligsten.
Die Seeprozessionen dürften darauf zurückzuführen sein, dass in Orten wie Hallstatt - das zwischen Seeufer und Salzberg gedrängt liegt - für die in der Barockzeit immer üppiger gewordenen Fronleichnamsumzüge kein Platz war und man daher auf den See auswich.
Auch in Kärnten findet die Fronleichnamsprozession der Pfarre Millstatt heuer wieder auf dem See statt. Nach dem Festgottesdienst in der Stiftskirche, der um 8.30 Uhr beginnt, führt die Prozession zur Marchetti-Bootsanlegestelle, von der aus die Schiffe um 9.30 Uhr ablegen. Weitere Stationen der zweieinhalbstündigen Schiffsprozession sind Döbriach und Dellach, ehe erneut Millstatt angesteuert wird.
Bischöfe leiten Prozessionen
In Klagenfurt feiert Diözesanbischof Alois Schwarz die gemeinsame Fronleichnamsfeier der Klagenfurter Stadtpfarren, die mit einer Eucharistiefeier um 9 Uhr auf dem Domplatz beginnt. Anschließend leitet der Kärntner Bischof die Prozession durch die Innenstadt bis zur Stadtpfarrkirche St. Egid.
In Graz beginnt um 8 Uhr die festliche Messfeier im Dom mit Diözesanbischof Egon Kapellari, anschließend führt die Prozession auf dem Weg über Burgtor, Erzherzog Johann-Allee, Burgring, Opernring, Eisernes Tor und Herrengasse zum Hauptplatz zur Schlussfeier, die unter dem Thema: "Wer uns hoffen lässt?" steht. Tradition hat in Graz auch die Fronleichnamsakademie der Katholischen Aktion, die am Vorabend um 19 Uhr ins Grazer Kunsthaus das Thema "Leben in künstlichen Welten?" diskutiert.
In Innsbruck laden Bischof Manfred Scheuer und die Dompfarre St. Jakob zur traditionellen Landesprozession. Nach dem Festgottesdienst um 8 Uhr führt die Prozession vom Dom zur Annasäule, auf den Landhausplatz, vor das Landesmuseum Ferdinandeum und zurück zum Domplatz. Dort wird der Schlusssegen erteilt. An der Landesprozession nehmen zahlreiche hohe Vertreter des öffentlichen Lebens teil.
Waldviertler "Biker-Fronleichnam"
In Eibenstein im Waldviertel findet heuer wieder das "Biker-Fronleichnam" statt. Auf die Festmesse auf der Jubiläumswiese um 10 Uhr folgt die rund 20 Kilometer lange Motorradprozession durch die umliegenden Dörfer und Orte. Vor der Rückkehr zur Festwiese führt die Prozession am "Motorrad-Engel" vorbei, eine sechs Meter hohe Gedenkstätte für verunglückte Motorradfahrer. Bis zu 600 Biker nehmen an der 2004 eingeführten Prozession jährlich teil, im Vorjahr waren es bei Regenwetter immerhin 180. (Informationen: www.biker-fronleichnam.at)
Die österreichischen Bischöfe empfehlen zu Fronleichnam in besonderem Maße der verfolgten und vom ISIS-Terror betroffenen Menschen im Irak zu gedenken. Wie es in einem Appell der Bischöfe bei ihrer Sommervollversammlung in Mariazell heißt, empfehlen sie u.a., dieses Anliegen in den Fürbitten bei den Gottesdiensten des Hochfestes am Donnerstag zum Ausdruck zu bringen. Für den morgigen Mittwoch haben die Bischöfe in Anlehnung an einen gleichlautenden Appell des chaldäischen Patriarchen Louis Raphael I. Sako zu einem "Tag des Gebetes und des Fastens" aufgerufen.
Ein "umfassender Friede" könne nur erreicht werden, wenn die internationale Gemeinschaft nachdrücklich auf die Wahrung der Menschenrechte inklusive des Rechts auf Religionsfreiheit für alle Menschen im Irak dränge, so die Bischöfe. Die österreichische Regierung sei daher aufgerufen, "alle Möglichkeiten innerhalb der Europäischen Union und der Vereinten Nationen zu nutzen, dass die Grundrechte aller Menschen gleich welcher ethnischen oder religiösen Zugehörigkeit im Irak geachtet werden."
Quelle: kathpress