Österreicher spenden mehr denn je
Die österreichische Bevölkerung hat im Jahr 2013 über 550 Millionen Euro gespendet - mehr denn je zuvor: Das zeigt die auf den Jahresberichten der NGOs basierende Jahresstatistik des Fundraising Verbandes Austria, die am Dienstag in einer Pressekonferenz in Wien präsentiert wurde. Angesichts der Steigerung gegenüber dem Jahr davor um 50 Millionen Euro sprach dessen Geschäftsführer Günther Lutschinger von einem "sensationellen Ergebnis", das angesichts der wirtschaftlich unsicheren Lage besonders bemerkenswert sei. Dieselbe Summe werde auch für das laufende Jahr erwartet. "Viele Hilfsprojekte im In- und Ausland wären ohne Spenden nicht finanzierbar", so der Verbandschef in seinem Dankeswort.
Massiv auf das Positivergebnis für 2013 habe sich neben Faktoren wie dem Hochwasser in Österreich sowie dem Taifun auf den Philippinen u.a. die steuerliche Absetzbarkeit von Spenden ausgewirkt, erklärte Lutschinger: Bereits jeder vierte Spendeneuro werde in der Steuererklärung angegeben, wobei 710.000 Österreicher derzeit die Absetzbarkeit nutzten. Seit der Ausweitung der Absetzbarkeit 2008 seien um 50 Prozent - 190 Millionen Euro - mehr gespendet worden, bei Kosten für den Staat von 45 Millionen Euro, womit die Absetzbarkeit durchaus ein "profitables Incentive für den Staat" sei.
Etliche Spendenbereiche - der Verbandschef nannte hier Tierschutz, Kultur und Bildung - fehlten jedoch noch in der Steuerbegünstigung, für die in Österreich die Hürden zudem viel zu hoch seien, wodurch die Zahl der Begünstigten rückläufig sei. "1.092 Organisationen haben hierzulande Spendenbegünstigung, in Deutschland sind es jedoch über 620.000", so der Fundraising-Experte.
"Franziskus-Effekt" bei Kirchen-NGOs
Weiterhin gehören kirchliche Spendenaktionen zu den erfolgreichsten, obwohl religiöse Beweggründe für Spenden seit Jahren zurückgehen, erklärte Bernhard Hofer vom Linzer Institut "Public Opinion". "Sammlungen an der Wohnungstüre funktionieren weiterhin sehr gut", so der Meinungsforscher gegenüber "Kathpress". Dazu kommen Faktoren wie der "offene und gesprächsbereite" neue Papst: "Bei den noch verbliebenen Gläubigen trägt er zu einer Aufbruchsstimmung und Rückbesinnung auf das Zweite Vaticanum bei. Zwar engagieren sich weniger Leute als früher in der Kirche, doch mit bedeutend höherem Stundenaufwand."
Den Erfolg der Caritas, die im Vorjahr noch vor dem Roten Kreuz die Organisation mit dem größten Spendenvolumen (69,2 Millionen Euro, gegenüber 58,5 Mio. im Jahr 2012) war, erklärte Hofer auch als Ergebnis des stark plakativen Auftritts durch Hilfsaufrufe und zeitgemäße Formen der Ansprache. "Die mediale Kommunikationsarbeit der katholischen wie auch evangelischen Kirche wird immer professioneller", so der Experte. Weitere kirchliche Organisationen unter den 30 größten Spenden-NGOs sind die Dreikönigsaktion (16,1 Mio. Euro), Missio (13,3 Mio.), MIVA (5,5 Mio.), Jugend Eine Welt (4,5 Mio.) und das Haus der Barmherzigkeit (3,2 Mio.)
Gemeinnützige Stiftungen ermöglichen
Viel ungenutztes Potenzial ortete Fundraising-Geschäftsführer Lutschinger weiters bei der in Österreich ausstehenden Öffnung von Stiftungen für gemeinnützige Aktivitäten. Eine Milliarde Euro mehr könnten in Bildung, Forschung, Kultur, Soziales und Entwicklungshilfe fließen, wären gemeinnützige Stiftungsausschüttungen in Österreich auf ähnlichem Niveau wie in Deutschland - wo es 20.000 gemeinnützige Stiftungen gibt - und der Schweiz. Die Bundesregierung habe hier eine Verbesserung angekündigt, solange diese jedoch nicht umgesetzt sei, würden Vermögende Österreich als Stiftungsstandort weiterhin meiden, warnte der Verbandsleiter.
Gilt Österreich auch als Land der Privatspender, spenden dennoch zunehmend auch Unternehmer - vor allem für ihr lokales Umfeld oder zu Themen ihrer Branche, erklärte Nora Deinhammer von SOS Kinderdorf. Neben Geldspenden werden auch Sachspenden und Know-how gegeben. "Viele wollen etwas tun, wollen aber dabei auch nichts falsch machen", ergänzte Lutschinger. Hilfe gebe der Fundraisingverband hier mit dem Spendenguide "Wirtschaft hilft!"
Auch wenn in Österreich vergleichsweise viele - sechs von zehn - Menschen spenden, ist dieser Anteil seit 2000 um 21 Prozent rückläufig. Spendenweltmeister sind Herr und Frau Österreicher zudem nicht: Mit jährlich durchschnittlich 64 Euro pro Einwohner bzw. 110 Euro pro Spender liegt die Alpenrepublik deutlich hinter Deutschland , wo die Spendenquote um 50 Prozent höher ist, oder der Schweiz, wo sie sogar das Dreifache beträgt. Unter den Spendern sind Salzburger, Tiroler und Vorarlberger im Bundesvergleich am großzügigsten (191 Euro), in Niederösterreich und Burgenland spenden hingegen anteilsmäßig die meisten Bewohner (sieben von zehn). Schlusslichter in beiden Wertungen sind die Steiermark und Kärnten, verdeutlichen die Zahlen.
Heinz Hödl, Geschäftsführer der Koordinierungsstelle der Bischofskonferenz (KOO), machte gegenüber "Kathpress" darauf aufmerksam, dass Spenden für kirchliche Zwecke wie Kirchenbauten oder die Priesterausbildung in Österreich - anders als in Deutschland - bisher nicht steuerlich abgesetzt werden können. Für kirchliche NGOs falle auch die fehlende Absetzbarkeit von entwicklungspolitischer Bildungsarbeit enorm ins Gewicht. Das führe in manchen Fällen sogar dazu, dass die Organisation gar keine Spendenabsetzbarkeit erhalte. "Die Mitglieder der KOO geben für globales Lernen rund fünf Millionen Euro jährlich aus", so Hödl.
Quelle: kathpress