220 Priester kicken um den EM-Titel
"440 Wadeln für ein Halleluja!" - So könnte das Motto für jenes Großereignis lauten, das ab Montag in der niederösterreichischen Landeshauptstadt St. Pölten stattfindet: Die Fußball-Europameisterschaft der Priester. 220 Himmelsstürmer aus 16 Nationen werden vom 23. bis 27. um den Titel kämpfen, der heuer zum neunten Mal vergeben wird. Das österreichische Team tritt heuer mit insgesamt 16 Spielern aus den Diözesen St. Pölten, Eisenstadt, Graz, Linz und Gurk-Klagenfurt an. Gekickt wird in der Halle mit fünf Feldspielern plus einem Tormann, wobei ein Spiel eine halbe Stunde dauert.
Als Favorit wird Titelverteidiger Polen gehandelt, da dort die jüngsten Kicker antreten, weiß Hans Wurzer, Kapitän und Tormann des österreichischen Teams und Pfarrer von Ybbs/Donau, zu berichten. Bei der EM im vergangenen Jahr in Weißrussland belegte Österreich bei 14 teilnehmenden Mannschaften den 12. Platz.
Auf jeden Fall können sich die österreichischen Kicker des Beistands des St. Pöltner Diözesanbischofs Klaus Küng gewiss sein. Dieser brachte in einer Aussendung am Freitag seine Vorfreude auf das außergewöhnliche Ereignis zum Ausdruck und betonte: "Sport und Bewegung sind wichtige Stützen für die Gesundheit, das trifft auch auf Priester zu. Das Spiel ist ein wichtiger Ausgleich zu den vielen Herausforderungen, denen Priester in der Seelsorge oft begegnen. Es fördert Kameradschaft und Freundschaft. Eine Europameisterschaft führt außerdem zu Kontakten über die Grenzen hinweg."
Auch "Sportbischof" Franz Lackner zeigt sich erfreut über die Fußball-Europameisterschaft der Priester. Die Tugenden des Sports - vor allem des Teamsports - wie Gemeinschaftssinn, Einsatzbereitschaft, Selbstdisziplin und Fairness seien "auch für unsere Glaubensgemeinschaft sehr wichtig", betonte Lackner in Vorfeld. Doch auch andere Teams können sich hohen bischöflichen Beistandes gewiss sein: so hütet der Bischof von Szegedin-Tschanad, Laszlo Kiss-Rigo, das ungarische Tor.
Parallele zwischen Sport und Glauben
Laut dem Vorsitzenden der Diözesansportgemeinschaft (DSG), Sepp Eppensteiner, lasse sich durchaus eine Parallele zwischen den Resultaten auf dem Feld und der Bedeutung des Katholizismus in den jeweiligen Ländern ziehen. So könnten die Teams aus Polen, Kroatien und Portugal auf deutlich jüngere Priester zurückgreifen - ein mitunter entscheidendes Kriterium, das über Sieg und Niederlage entscheiden könne. Fußball sieht Eppensteiner zugleich aber auch als eine Metapher für den Glauben: "Jesus nimmt den Ball auf, den Gott ins Spiel bringt, und gibt ihn Volley an uns weiter, als präzise Vorlage für unser Spiel des Lebens."
Unterstützt wird die Priester-EM außerdem vom niederösterreichischen Landeshauptmann Erwin Pröll, der in dem Ereignis einen "wichtigen Beitrag zur Förderung der christlichen Gemeinschaft und Steigerung der Zusammengehörigkeit über alle Staats- und Kulturgrenzen hinaus" sieht. Neben dem Land Niederösterreich wird die Veranstaltung von der Stadt St. Pölten, dem niederösterreichischen Energieversorger EVN und der Diözesansportgemeinschaft unterstützt.
Mit dem heurigen Austragungsort kehrt das Turnier in seine Heimat zurück: So wurde es 2004 auf Initiative des österreichischen Teams zum ersten Mal in Eisenstadt ausgetragen. Spieltage sind Dienstag, 24. Februar (mit Eröffnungsfeier und Einzug der Nationen und Eröffnung durch Weihbischof Anton Leichtfried) und Donnerstag, 26. Februar (mit abschließender Schlusszeremonie) jeweils ab 13 Uhr. Dazwischen wird auch das Stift Melk besichtigt, weiters gibt es täglich Gottesdienste in verschiedenen Pfarren. (Infos: www.priesterteam-austria.at)
Heiliger gegen die Blutgrätsche
Wenn ab Montag, 23. Februar, 220 Priester aus 16 Nationen in St. Pölten um den Europameister-Titel kicken, könnte es sein, dass sie ihre Hoffnungen nicht nur auf das eigene Können setzen, sondern auch auf den Heiligen "Luigi". Denn seit 2010 wird Aloisius "Luigi" Scrosoppi als Schutzpatron der Fußballer gehandelt. Die Initiative dazu stammt - genauso wie die Fußball-EM der Priester auch - aus Österreich: Zwei findige Kärntner Manager haben sich 2010 die Frage gestellt, welcher Heilige eigentlich für Weh und Ach der Kicker zuständig ist. Eine Recherche bei der Universität Jena, die an ihrem Ethik-Institut ein besonderes Projekt für Ethik und Sport unterhält, ergab, dass die kickende Welt bis dato noch gänzlich ohne himmlischen Beistand war.
Aus rund 13.000 Heiligen haben die Kärntner Walter Walzl und Manfred Pesek daraufhin nach jenen Heiligen gefahndet, die in besonderer Weise mit den Tugenden aufrechten Kickens - Teamgeist, Fairness und Ausdauer - vereinbar schienen. Fündig wurde man schließlich bei Aloisius Scrosoppi (1804-1884), einem Franziskanermönch, der sich für die Jugend und speziell für Waisen und benachteiligte Kinder einsetzte. "Arbeite, leide, schweige" lautet sein Wahlspruch - wer mag da nicht an die schmerzverzerrten Gesichter stürzender Fußballer in Zeitlupe denken. 1981 wurde er von Papst Johannes Paul II. zunächst selig und 2001 heilig gesprochen.
Die Idee fiel offenbar auf fruchtbaren Boden: So wurde nach Anfragen beim päpstlichen Rat für die Laien und in Abstimmung mit der Heimatdiözese des Heiligen, der Diözese Udine, eine eigens angefertigte Statue des Heiligen in der Pfarre Pörtschach am Wörthersee aufgestellt und gesegnet. Seitdem kann man in der Pfarre bei der Statue des Heiligen verweilen und um den entscheidenden Steilpass bitten.
Zu so viel Sportsgeist passt allerdings nicht ganz die ökonomische Seite des neuen Patron: So hat sich Manfred Pesek - ehemaliger Marketingleiter einer Klagenfurter Bank - damals gleich auch die Markenrechte schützen lassen und nach Kooperationen mit Brauereien und Softdrinkfirmen gesucht.
Ob "Luigi" sich tatsächlich auch am Spielfeld als Heiliger gegen Blutgrätschen und Schwalben bewährt, wird sich daher u.a. in den nächsten Tagen in St. Pölten zeigen...
Informationen: http://www.priesterteam-austria