Vereinfachung der Militärseelsorge-Strukturen
Der neue Militärbischof Werner Freistetter hat wenige Wochen nach seinem Amtsantritt Vereinfachungen in der Struktur der österreichischen Militärseelsorge angekündigt. Statt bisher vier wird es künftig nur mehr zwei Militärdekanate geben. Die St.-Georgs-Kathedrale in Wiener Neustadt soll zudem als Hauptkirche des Militärordinariats und als Kirche des Militärbischofs aufgewertet werden, informierte die Militärdiözese am Wochenende in einer Aussendung. Änderungen gibt es auch bei der Seelsorge an der Wiener Landesverteidigungsakademie und der Wiener Neustädter Militärakademie, die künftig unter der Leitung eines Militärpfarrers zusammengeführt wird.
Er greife mit diesen Maßnahmen Anregungen der Diözesansynode 2013 auf, bei der heutige Herausforderungen für Militär und Seelsorge diskutiert wurden, sagte Militärbischof Freistetter am Sonntag im "Kathpress"-Interview. Gleichzeitig reagiere die Militärseelsorge damit auf die aktuellen Reform- und Strukturvorgaben des Österreichischen Bundesheers. Ziel sei, auch in Zukunft die optimale seelsorgliche Betreuung aller Angehörigen des Bundesheeres sicherzustellen.
Seelsorger erleben Unsicherheit im Heer
Die anhaltende Struktur-Debatte im Bundesheer sieht Freistetter gelassen: "Ich habe keine Zeit erlebt, wo es nicht Reformen und Strukturanpassungen gegeben hat." Hintergrund sei die noch immer laufende Umstellung von einer traditionellen Armee zur Landesverteidigung hin zu internationalen Einsätzen und Sicherungseinsätzen im Inneren.
Die Militärseelsorger erlebten Tag für Tag die Unsicherheiten unter den Heeresangehörigen sowie ihre Fragen und Sorgen in diesem Zusammenhang. "Wir können ihnen da menschlich beistehen und sonst nur darauf hinweisen, dass das Bundesheer gerade in der aktuellen Situation ein unverzichtbares Instrument für die Sicherheit Österreichs ist."
Er könne sich nicht vorstellen, dass es das Ziel irgendeiner Bundesregierung sein kann, das Heer kaputt zu sparen, sagte der Bischof weiter. Er wisse, so Freistetter, dass die Verantwortlichen an Lösungen arbeiteten. "Es kann nur darum gehen, in einer Situation finanzieller Anspannung ein Bundesheer zu organisieren, dass seine Aufgaben bestmöglich erfüllt."
Zwei Dekanate für Ost und West
Den nun bekanntgegebenen Entscheidungen Freistetters zu den Strukturänderungen in der Militärdiözese war in den vergangenen Wochen eine interne Befragung der Militärgeistlichen vorausgegangen. Die Umsetzung soll ab Herbst erfolgen. Dazu liefen derzeit u.a. auch noch die dafür notwendigen Gespräche mit dem Verteidigungsministerium, berichtete der Militärbischof im "Kathpress"-Gespräch.
Konkret wird es in der Militärdiözese künftig nur mehr zwei territoriale Dekanate geben. Das Bundesgebiet wird dafür in die Einheiten "Ost" und "West" geteilt. "Alles andere war eigentlich zu viel Organisation", so Freistetter. Die neuen Dechanten werden von den jeweiligen Militärpfarrern gewählt, deren Militärpfarren die Dekanate bilden, und dem Bischof zur Ernennung auf fünf Jahre vorgeschlagen.
Stärker präsent sein will der neue Militärbischof in Zukunft in seiner Bischofskirche in der Wiener Neustädter Burg und der ebenfalls dort untergebrachten Theresianischen Militärakademie. Für die Georgskathedrale wird Freistetter einen Rektor ernennen, der für die Gottesdienste und das Gotteshaus zuständig ist. Als neue Institution wird der Bischof außerdem ein Kollegium von Priestern errichten, das - ähnlich einem Domkapitel - die gemeinschaftlich liturgische und pastorale Aufgaben an der Kathedrale übernimmt. Dadurch soll die Seelsorge an der Militärbischofskirche auf eine breitere Basis gestellt und vielfältiger werden. Auch Freistetter selbst wird in der Georgskathedrale regelmäßig Gottesdienst feiern.
Der Seelsorgebereich der Militärpfarre an der Militärakademie wird derweil mit jenem an der Wiener Landesverteidigungsakademie unter der Leitung eines Militärpfarrers zusammengeführt. Er bleibt aber als Seelsorgebereich an der Wiener Neustädter Militärakademie erhalten. "Auch aus pastoralen Gründen ist es sinnvoll, die beiden hauptsächlichen Einrichtungen der Offiziersausbildung in einen Seelsorgebereich zusammenzufassen", schilderte der Militärbischof. Das neue Priesterkollegium für die Georgskathedrale werde zudem auch an der Militärakademie tätig sein. "Wir wissen, dass junge Menschen heutzutage nicht mehr so selbstverständlich in der Kirche sozialisiert sind", erinnerte Freistetter. Eine Gruppe von Priestern könne hier leichter Kontakte knüpfen und die Seelsorge breiter aufstellen.
Neu festgelegt hat Freistetter zudem, dass alle Kurse und Unterrichtangebote der Militärseelsorge an Landesverteidigungsakademie und Militärakademie zukünftig vom "Institut für Religion und Frieden" (IRF) betreut werden. Die Leitung des Instituts, das Freistetter in den vergangenen Jahren selbst geführt hatte, übernimmt in Zukunft der Stellvertretende Leiter des Militärgeneralvikariats. Um auch einen Beitrag zur Reduktion der Generalsränge zu leisten, wird für diese Funktion der Dienstgrad Militärerzdekan, der einem Brigadier entspricht, nicht mehr vergeben.
20 Militärpfarren im In- und Ausland
Militärbischof Freistetter steht seit 11. Juni an der Spitze der katholischen Militärdiözese, die für rund 90.000 Katholiken im Umfeld des Bundesheer zuständig ist. Aktuell gehören der Militärdiözese 21 Priester und 3 Ständige Diakone an, die in 20 Militärpfarren im In- und Ausland im Einsatz sind.
2013 fand in Salzburg die erste Militärsynode statt, bei der die aktuellen Herausforderungen in der Seelsorge diskutiert wurde. Die Ergebnisse dieses Reformprozesses wurden schließlich in ein neues Pastoralkonzept gegossen, das im April 2014 in Kraft gesetzt wurde und nun vom neuen Militärbischof umgesetzt wird.