Goldhaubenfrauen pilgern nach Passau
Rund 400 Goldhaubenfrauen aus Österreich und Niederbayern wallfahren am 11. Oktober nach Passau. Ein Rosenkranz im Dom, ein rund einstündiger Fußweg über die Marienbrücke und eine Schlussandacht mit Festpredigt am Mariahilfberg stehen auf dem Programm. Die grenzüberschreitenden Aktivitäten haben bereits Tradition, erklärte die Schärdinger Goldhauben-Bezirksobfrau Erni Schmiedleitner, am Dienstag gegenüber "Kathpress": Auf beiden Seiten des Inns trage man die "Linzer Goldhaube", weshalb es schon in der Vergangenheit immer wieder grenzüberschreitende Treffen in Passau oder im Linzer Dom gegeben habe.
Die Goldhauben, Bestandteil der festlichen regionalen Tracht, werden in aufwändiger Handarbeit gefertigt oder stammen aus dem Familienerbe. Die Tradition geht zurück auf das 18. Jahrhundert und zählt seit Ende 2014 zum immateriellen Weltkulturerbe der UNESCO. Sie wird in Ortsgruppen lebendig gehalten, vor allem in Oberösterreich, wo 18.000 Goldhauben in Vereinen organisiert sind. "Allein im Bezirk Schärding gibt es 1.400, rechnet man auch die Haubenmädchen dazu", berichtete Schmiedleitner. Auch in Teilen Niederösterreichs, Salzburgs sowie Kärntens werden Goldhauben getragen, während in den anderen Bundesländern andere Trachten üblich sind. Außer in der Brauchtumspflege sind die Frauen auch wohltätig und kirchlich engagiert.
Goldhauben sind Ausdruck frühen Bürgerstolzes in der Biedermeierzeit und wurden einst von spezialisierten Hutmacherinnen in der Gegend um Linz und Passau hergestellt. Seit den 1970er-Jahren erlebt die festliche Kopfbedeckung eine Renaissance. Inzwischen stellen die Trägerinnen die Goldhauben meist selbst her. Jedes Stück ist ein Unikat. Der Arbeitsaufwand liegt bei mehreren hundert Arbeitsstunden, allein das Material kostet bis zu 1.000 Euro. Auf einem Drahtgestell wird ein kunstvoll rundherum besticktes Goldband befestigt. Die Haube wird oben durch einen kugelförmigen Knauf abgeschlossen. Das dazu passende Kleid ist aus Seide.
Quelle: kathpress