NGO-Netzwerk will "nachhaltige Lösungen"
Um den gemeinsamen Forderungen zum Thema Asyl mehr Nachdruck zu verleihen, haben sich in der Steiermark 20 NGOs unter der Führung des "Ökumenischen Forums Steiermark" zu einem Netzwerk zusammengeschlossen. Kernpunkt des Forderungskatalogs an politisch Verantwortliche ist Angstabbau. Gemeinsam mit der Politik wolle man an nachhaltigen Lösungen arbeiten und ein positives Bewusstsein in der Bevölkerung zum Thema schaffen, erklärte Forums-Vorsitzender Hermann Miklas - er ist Superintendent der evangelischen Kirche - das Ziel der Vernetzung in einem Gespräch mit der katholischen Presseagentur "Kathpress" am Dienstag.
"Ängste sind normal. Objektiv und zeitgerechte Information helfen da sehr", meinte Sabina Dzalto, Leiterin der Flüchtlingsunterbringung der Caritas, in der "Kleinen Zeitung" (Dienstag-Ausgabe). Bürgermeister, die Flüchtlinge in ihren Gemeinden aufgenommen und vorab etwa zu Infoabenden eingeladen haben, hätten immer wieder die Rückmeldung bekommen: "Er nimmt unsere Ängste ernst." Positives Bewusstsein könne, vor allem über Dialog und direkte Begegnungen geschaffen werden, bestätigte auch Miklas.
Für die Flüchtlinge gehe es vor allem um Lebensperspektiven, betonte der Grazer Pfarrer Hermann Glettler: "Wenn junge Menschen nicht Fuß fassen können, ist das Enttäuschungspotenzial groß." Gelingen könne Integration nur über frühzeitigen Spracherwerb und eine gute Ausbildung, die Voraussetzung für das Fußfassen am Arbeitsmarkt sei. Diesen bereits für Asylwerber zu öffnen, hält das Netzwerk für sinnvoll. Angst vor einem negativen Einfluss auf die Arbeitslosenzahlen müsse niemand haben, beruhigte Dzalto. "Die Wirtschaft reagiert sehr positiv, viele Unternehmer scheitern aber an der Bürokratie."
Kritik übt das Netzwerk indes am Personalmangel: Derzeit komme auf 170 Flüchtlinge ein Betreuer - viel zu wenig, um gute Integrationsarbeit leisten zu können. 7.651 Asylwerber hielten sich mit Stand 5. Oktober in der Steiermark auf. Hinsichtlich der Qualität der Unterkünfte brauche es genaue Kontrollen, heißt es im Forderungskatalog. Ansätze zur Selbstorganisation der Flüchtlinge seien zu unterstützen. Für die haupt- und ehrenamtlich tätigen Helfer forderte die Expertengruppe Angebote zur Supervision. Sie müssten sich Sorgen und Ärger von der Seele reden können, einem "enttäuschten Idealismus" sei vorzubeugen.
Auf europäischer Ebene sei ein einheitliches Asylrecht mit möglichst hohen Rechts- und Unterbringungsstandards dringend notwendig. Außerdem sollten jene Länder, die sich solidarisch um die Aufnahme von Flüchtlingen bemühen, EU-Zuschüsse erhalten.
Dem NGO-Netzwerk gehören u.a. die Caritas, die Diakonie, Pax Christi, die Katholische Aktion, die Theologische Fakultät und der MigrantInnenbeirat der Stadt Graz an.
Quelle: kathpress