Mehr Verantwortung für die Ortskirchen
Der Feldkircher Bischof Benno Elbs, der derzeit an der Familiensynode im Vatikan teilnimmt, plädiert für mehr Verantwortung für die Ortskirche. Die Kirche brauche eine "heilsame Dezentralisierung", um Lösungen für die vielfältigen Probleme der Weltkirche zu finden. Elbs äußerte sich im Interview mit "Radio Vatikan". In den vergangenen Tagen sei allen Synodenteilnehmern klar geworden, dass wiederverheiratete Geschiedene oder der Umgang mit Homosexualität nicht die brennenden Themen aller Kulturkreise sind. Themen wie Migration, Flucht, Globalisierung oder wirtschaftliche Probleme stünden viel mehr im Mittelpunkt.
Den Bischöfen in ihren Regionen, wo sie die Verantwortung tragen, müsse zugetraut werden, "dass sie den Weg mit den Menschen in einer guten Art und Weise gehen", betonte der Feldkircher Bischof. Mehr Verantwortung für die Ortskirchen birgt für Elbs aber nicht die Gefahr einer Kirchenspaltung. Der Papst als "Garant für die Einheit" halte die Ortskirchen trotz regional unterschiedlicher Entscheidungen zusammen.
Die Realitäten der westlichen Kirche dürften angesichts der weltkirchlichen Dimension der Synode freilich nicht vergessen werden, so Elbs. Er habe "unheimlich viele Zuschriften bekommen, wahrscheinlich wie jeder Teilnehmer der Synode", weil die Menschen viele Fragen zum Thema Familie bewegten. Es gibt hier auch hohe Erwartungen an die Unterstützung durch die Kirche. Auf der Synode müssten jedenfalls Lösungen und Hilfen für die Menschen gefunden werden, erklärte Elbs.
Einzelfalllösungen für Geschiedene
Zur Frage der wiederverheirateten Geschiedenen antwortete der Bischof wie gewohnt differenziert. Das Sakrament der Ehe sei unauflöslich. Zugleich wolle er den Gedanken betonen, "dass die Sakramente für die Menschen eine Hilfe sind auf den Weg des Lebens und niemals eine Belohnung oder eine Bedingung sein können für eine menschliche Situation". Auch müssten die unterschiedlichen Situationen der Menschen berücksichtigt werden. Elbs: "Es gibt nicht die Geschiedenen, die Wiederverheirateten, sondern es gibt Einzelsituationen." Auf diese müsse "in einer großen Wertschätzung" und "mit großem Respekt" geachtet werden. Dafür sei die Begleitung durch einen "kompetenten Priester oder Seelsorger" erforderlich, der "binden und lösen" könne, um für die Menschen den richtigen Weg zu finden.
Er werde in der dritten Woche der Synode, wenn es um die praktischen Probleme rund um Ehe und Familie geht, auch in seinem Statement sehr für Einzelfalllösungen plädieren, kündigte Elbs an. Wenn Menschen scheitern, müsse die Kirche immer zwei Dinge im Blick behalten: Einerseits die Lehre bzw. die Wahrheit, auf der anderen Seite die Barmherzigkeit für die konkrete Situation eines Menschen.
Quelle: kathpress