Krautwaschl: Welt sehnt sich nach Rettung
Worin liegt die Aussagekraft des Festes Allerheiligen in einer weitgehend säkularen Gesellschaft? Für den Grazer Bischof Wilhelm Krautwaschl gibt es einen direkten Konnex zwischen Allerheiligen und einer Welt, die aus den Angeln scheint: "Angesichts all dessen, was sich um uns herum in der Welt abspielt, warten viele auf Rettung. Angesichts der Herausforderungen unserer Tage, die uns mitunter zu überfordern drohen, ist ein Wort, das uns zusagt, dass Rettung naht, mehr als willkommen", betonte Krautwaschl am Sonntagabend im Grazer Dom.
Wer wie die Heiligen nach Heil und Heiligkeit strebe, der mache dies nicht um seiner selbst willen, sondern stets im Ringen um eine bessere Welt - und als Vorgeschmack auf das Heil, das Gott selbst der Welt schenken werde, so Krautwaschl: "Sein Wort, die Sakramente der Kirche, ein Leben, das vom Miteinander in Seinem Namen gekennzeichnet ist, sind wichtige Hilfsmittel, diesen Weg mitten in einer sich ändernden und immer schneller verändernden Welt zu finden."
Zulehner: "Die Heiligen sind unter uns"
Der Wiener Pastoraltheologe Paul Zulehner hingegen sieht die Aktualität von Allerheiligen darin gegeben, dass es auch heute noch zahlreiche - moderne - Heilige gebe: "Die Heiligen sind unter uns. Ich finde sie in Nickelsdorf und in Spielfeld, unter den vielen Ehrenamtlichen, die Flüchtlingen zur Seite stehen", schreibt Zulehner am Sonntag in seinem Blog (https://zulehner.wordpress.com). Heilige könnten in "liebenden Paaren mit unterschiedlichster Zusammensetzung" ebenso gesehen werden wie in Menschen, die sich für Kinder einsetzen oder alte und behinderte Menschen pflegen.
Eine solche "Liebe" schlummere laut Zulehner "auch in jenen, die vor den Flüchtlingen diffuse Ängste haben und gegen sie demonstrieren". Und er zeigt sich überzeugt: "Sie könnten ihre schlafende Liebe aufwecken, würden sie einem syrischen Kind in die Augen schauen. Sie könnten so ihre Angst verlieren und werden was sie im Grund doch sind: zur Liebe Geborene. Sie lernten, dass Angst entsolidarisiert - auch von sich selbst."
Am 1. November feiert die katholische Kirche das Fest Allerheiligen. An diesem Festtag wird - wie der Name bereits sagt - der Heiligen und Seligen der Kirche gedacht. Die Anfänge des Festes gehen bis ins 4. Jahrhundert zurück, wo man bereits mit Festen der Märtyrer gedachte. Seit dem 7. Jahrhundert ist ein Fest überliefert, das anlässlich der Einweihung des römischen Pantheons zur Ehren der seligen Jungfrau Maria und aller heiligen Märtyrer begangen wurde. Hundert Jahre später weihte Papst Gregor III. im 8. Jahrhundert eine Kapelle in der Basilika St. Peter allen Heiligen und legte den Feiertag auf den 1. November fest. 839 bestimmte Papst Gregor IV. diesen Gedächtnistag für die ganze Kirche. In den orthodoxen Kirchen wird Allerheiligen am ersten Sonntag nach Pfingsten gefeiert.
Quelle: kathpress