Kurie des Dominikanerordens
Westen hat IS-Hintergründe noch nicht verstanden
Das weltweite Vorgehen gegen den IS sollte zunächst jene Menschen schützen, die von der Terrormiliz unterdrückt werden, sowie weiters auch die "Verblendungen" zu verstehen suchen, die zu dieser Spielweise des Terrorismus geführt hätten: Das hat der Generalobere des Dominikanerordens, Bruno Cadore, im Interview mit "Kathpress" dargelegt. "In den letzten Jahren ging es einigen Ländern nur darum, ihre eigenen Interessen zu wahren - ohne darauf zu sehen, dass sie damit diese Art von Radikalisierung möglich gemacht haben", erklärte der Obere, der am Wochenende zur 800-Jahr-Feier seines Ordens Wien besuchte. Ein Stopp für den Waffenhandel in die Konfliktregion sowie auch für Öllieferungen aus ihr sei ein dritter notwendiger Schritt.
Langfristig erachtete der aus Frankreich stammende Geistliche das nähere Kennenlernen anderer Kulturen für die Sicherung des Friedens zwischen Christentum und Islam wichtig. Im Dominikanerorden seien schon zur Gründungszeit die jungen Ordensbrüder dazu angehalten worden, Arabisch zu lernen, und auch heute würden manche Mitglieder des Ordens ihr ganzes Ordensleben mit dem Studium muslimischer Kulturen verbringen.
Freundschaftliche Beziehungen zum Islam hätten sich daraus an vielen Wirkstätten ergeben, darunter auch in Ägypten und Pakistan. "Wir haben einige Brüder in Afrika, deren Mütter oder Großmütter Muslima waren", so Cadore. Derartige Freundschaften seien wichtig, gelinge es ihnen doch, "etwas in der Welt zu bewegen". Die Welt sei dafür weitaus "offener" als dies in Europa derzeit wahrgenommen werde. Dieser Kontakt gelte auch im Umgang mit Flüchtlingen, bei der sich der Orden an einigen Standorten bereits engagiere, wobei der Obere auf "weniger Diskussionen und mehr aktives Handeln" hoffte.
Alleinigen Wahrheitsbesitz hinterfragen
Rückblickend auf die im kommenden Jahr gefeierte 800-jährige Geschichte seiner Gemeinschaft - der "Orden der Predigerbrüder" (Ordenskürzel OP) wurde 1216 vom Papst bestätigt - dürfe man auch deren "dunkle" Kapitel nicht übersehen, betonte Cadore, der dazu auch die Mitwirkung an der Inquisition zählte. Die Kirche sei damals überzeugt davon gewesen, dass der Glaube an einen anderen Gott eine Gefahr für die Erlösung sei - und rief den damals neugegründeten Orden ins Spiel.
Für eine heutige Beurteilung der Inquisition müsse man den historischen Kontext berücksichtigen und gleichzeitig hinterfragen, wie Menschen einst so sicher sein konnten, im alleinigen Besitz der absoluten Wahrheit zu sein. "Wenn wir Gott heute preisen, müssen wir wissen, dass wir eine solche Wahrheit nicht besitzen", erklärte Cadore.
Der Anfang des Dominikanerordens hängt eng mit dem Vierten Laterankonzil im Jahr 1215 zusammen, das infolge zahlreicher Anfechtungen des Glaubens die Verkündigung stärken wollte. Der heilige Dominikus von Caleruega (1170-1221) gründete daraufhin die Gemeinschaft - um "in glaubwürdiger evangelischer Armut den christlichen Glauben gegen die Irrlehren der Zeit zu verkünden", so der Auftrag.
Gott inmitten der Menschen
Verkündigung und Predigt - vor allem "so zu predigen, wie Jesus predigte" - seien bis heute wichtig bei den Dominikanern, berichtete deren oberster Vertreter. Dazu gehöre, mit den Menschen in Kontakt zu kommen, ihnen zuzuhören und mit ihnen zu reden. Inmitten der Stimmen der Menschen sei die Stimme Gottes hörbar, die am Gespräch ebenfalls teilnehmen wolle. "Diese Art von Verkündigung ist heute sehr wichtig", so Cadore.
Als zentrales Anliegen bezeichnete der Generalobere dabei auch die Öffnung für Menschen ohne kirchliche Nähe. Die Kirche müsse im Bemühen besonders um jene, "die noch nie ein Wort des Evangeliums gehört haben oder nicht wissen, dass Jesus ein Freund für sie sein kann", hinausgehen und den Kontakt suchen. Zudem gelte es jenen, die sich vom Christentum abgewandt hätten, zu zeigen, "dass sie vermisst werden".
Die Verkündigung des Evangeliums sei auch der zentrale Auftrag für den Orden in seiner Zukunft, welche Cadore positiv sieht: Die Mitgliederzahlen - derzeit gehören 6.000 Brüder, 3.000 Nonnen, 24.000 apostolische Schwestern sowie 125.000 Laien dem Orden an - seien stabil.
Der Dominikanerorden ist heute in 82 Nationen tätig. In Österreich haben von den vielen ehemaligen Männerklöstern der Dominikaner - darunter das bereits 1220 gegründete im kärntnerischen Friesach - nur die Niederlassung in der Wiener Innenstadt bis in die Gegenwart überlebt. Die rund 15 hier tätigen Patres bilden gemeinsam mit den süddeutschen Klöstern eine Provinz. Prominentestes heimisches Ordensmitglied ist Kardinal Christoph Schönborn.
Langfristig erachtete der aus Frankreich stammende Geistliche das nähere Kennenlernen anderer Kulturen für die Sicherung des Friedens zwischen Christentum und Islam wichtig. Im Dominikanerorden seien schon zur Gründungszeit die jungen Ordensbrüder dazu angehalten worden, Arabisch zu lernen, und auch heute würden manche Mitglieder des Ordens ihr ganzes Ordensleben mit dem Studium muslimischer Kulturen verbringen.
Freundschaftliche Beziehungen zum Islam hätten sich daraus an vielen Wirkstätten ergeben, darunter auch in Ägypten und Pakistan. "Wir haben einige Brüder in Afrika, deren Mütter oder Großmütter Muslima waren", so Cadore. Derartige Freundschaften seien wichtig, gelinge es ihnen doch, "etwas in der Welt zu bewegen". Die Welt sei dafür weitaus "offener" als dies in Europa derzeit wahrgenommen werde. Dieser Kontakt gelte auch im Umgang mit Flüchtlingen, bei der sich der Orden an einigen Standorten bereits engagiere, wobei der Obere auf "weniger Diskussionen und mehr aktives Handeln" hoffte.
Alleinigen Wahrheitsbesitz hinterfragen
Rückblickend auf die im kommenden Jahr gefeierte 800-jährige Geschichte seiner Gemeinschaft - der "Orden der Predigerbrüder" (Ordenskürzel OP) wurde 1216 vom Papst bestätigt - dürfe man auch deren "dunkle" Kapitel nicht übersehen, betonte Cadore, der dazu auch die Mitwirkung an der Inquisition zählte. Die Kirche sei damals überzeugt davon gewesen, dass der Glaube an einen anderen Gott eine Gefahr für die Erlösung sei - und rief den damals neugegründeten Orden ins Spiel.
Für eine heutige Beurteilung der Inquisition müsse man den historischen Kontext berücksichtigen und gleichzeitig hinterfragen, wie Menschen einst so sicher sein konnten, im alleinigen Besitz der absoluten Wahrheit zu sein. "Wenn wir Gott heute preisen, müssen wir wissen, dass wir eine solche Wahrheit nicht besitzen", erklärte Cadore.
Der Anfang des Dominikanerordens hängt eng mit dem Vierten Laterankonzil im Jahr 1215 zusammen, das infolge zahlreicher Anfechtungen des Glaubens die Verkündigung stärken wollte. Der heilige Dominikus von Caleruega (1170-1221) gründete daraufhin die Gemeinschaft - um "in glaubwürdiger evangelischer Armut den christlichen Glauben gegen die Irrlehren der Zeit zu verkünden", so der Auftrag.
Gott inmitten der Menschen
Verkündigung und Predigt - vor allem "so zu predigen, wie Jesus predigte" - seien bis heute wichtig bei den Dominikanern, berichtete deren oberster Vertreter. Dazu gehöre, mit den Menschen in Kontakt zu kommen, ihnen zuzuhören und mit ihnen zu reden. Inmitten der Stimmen der Menschen sei die Stimme Gottes hörbar, die am Gespräch ebenfalls teilnehmen wolle. "Diese Art von Verkündigung ist heute sehr wichtig", so Cadore.
Als zentrales Anliegen bezeichnete der Generalobere dabei auch die Öffnung für Menschen ohne kirchliche Nähe. Die Kirche müsse im Bemühen besonders um jene, "die noch nie ein Wort des Evangeliums gehört haben oder nicht wissen, dass Jesus ein Freund für sie sein kann", hinausgehen und den Kontakt suchen. Zudem gelte es jenen, die sich vom Christentum abgewandt hätten, zu zeigen, "dass sie vermisst werden".
Die Verkündigung des Evangeliums sei auch der zentrale Auftrag für den Orden in seiner Zukunft, welche Cadore positiv sieht: Die Mitgliederzahlen - derzeit gehören 6.000 Brüder, 3.000 Nonnen, 24.000 apostolische Schwestern sowie 125.000 Laien dem Orden an - seien stabil.
Der Dominikanerorden ist heute in 82 Nationen tätig. In Österreich haben von den vielen ehemaligen Männerklöstern der Dominikaner - darunter das bereits 1220 gegründete im kärntnerischen Friesach - nur die Niederlassung in der Wiener Innenstadt bis in die Gegenwart überlebt. Die rund 15 hier tätigen Patres bilden gemeinsam mit den süddeutschen Klöstern eine Provinz. Prominentestes heimisches Ordensmitglied ist Kardinal Christoph Schönborn.
Quelle: kathpress