Jahreschronik 2015 - Dezember
1. Dezember
Im Zeichen der Debatte um den Umgang mit Aslysuchenden in Österreich steht der Adventempfang von Bundeskanzler Werner Faymann für Vertreter der Kirchen und Religionsgesellschaften. Asyl sei kein Gnadenakt, sondern ein Menschenrecht für Schutzsuchende, erinnert Kardinal Schönborn bei der Begegnung. Freilich brauche es dafür eine entsprechende rechtsstaatliche Prüfung. Die derzeitige Situation sei schwierig, aber durchaus bewältigbar.
4. Dezember
Die Amtszeit des St. Pöltner Diözesanbischofs Klaus Küng wird vom Papst um ein Jahr verlängert. Gleichzeitig nimmt Franziskus das altersbedingte Ansuchen des Bischofs um Entpflichtung vom Amt "nunc pro tunc" (= "jetzt für später") an. Küng hatte am 17. September sein 75. Lebensjahr vollendet.
4. Dezember
Kardinal Schönborn, der koptische Bischof Gabriel und der örtliche Pfarrer unterzeichnen Verträge, mit denen eines der bekanntesten Gotteshäuser Wiens, die Kirche Maria vom Siege am Mariahilfer Gürtel, von der katholischen an die koptisch-orthodoxe Kirche übergeben wird.
4. Dezember
Die renommierte Wochenzeitung "Die Furche" feiert bei einem Festakt in Wien mit zahlreichen Gästen aus dem Medienwesen, aus Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Religion ihr 70-jähriges Bestehen. Grußworte gibt es u.a. von Bundespräsident Heinz Fischer. Der Pastoraltheologe Paul Zulehner appelliert in seinem Festvortrag, die heutige Angstgesellschaft erfordere "Beiträge zur geistigen Globalisierung, ohne dabei die eigenen kulturellen Wurzeln zu verlieren"
5. Dezember
Die Erzdiözese Wien lädt vor dem Hintergrund der aktuellen Flüchtlingsströme erstmals zu einem Integrationstag. Im Wiener Kardinal-König-Haus gibt es Vorträge von Fachleuten und Workshops, am Abend spielen die Wiener Symphoniker im Stephansdom ein Benefizkonzert zugunsten der Caritas-Flüchtlingshilfe.
5. Dezember
"Die Wurzel des Krieges und der Gewalt liegt letztlich in der Verachtung des anderen Menschen": Das betont Bischof Manfred Scheuer bei einem religionspolitischen Podiumsgespräch zum Thema "Glauben in Zeiten des Terrors" an der Universität Innsbruck.
8. Dezember
Der Papst eröffnet mit einem Festgottesdienst im Vatikan das "Heilige Jahr der Barmherzigkeit". Am Ende der Messe öffnet Franziskus die sonst geschlossene Heilige Pforte am Petersdom. Franziskus verzichtet dabei auf die symbolischen drei Hammerschläge, sondern stößt einfach die zwei Flügel des Portals auf. Im Heiligen Jahr sollten sich die Gläubigen die Haltung des barmherzigen Samariters zu eigen zu machen, fordert der Papst zum Auftakt des Jubeljahres. "Wir müssen die Barmherzigkeit dem Gericht voranstellen." In seiner Predigt ruft er am 50. Jahrestag des Konzilsendes 1965 auch zu einer weiteren Öffnung der Kirche für die Welt im Sinne des Zweien Vaticanums auf.
10. Dezember
Der Vatikan präsentiert 50 Jahre nach der Konzilserklärung "Nostra aetate" ein neues Dokument zur Beziehung mit dem Judentum. Das Schreiben trägt den Titel "Warum die Gnade und die Berufung Gottes unwiderruflich sind (Röm 11,29)".
12./13. Dezember
Österreichs Bischöfe öffnen in den Domkirchen die "Heiligen Pforten" zum "Jahr der Barmherzigkeit". Auch in Dutzenden Wallfahrtsbasiliken und anderen dafür bestimmten Gotteshäusern im ganzen Land werden Pforten eröffnet, bei denen auch ein "Jubiläumsablass" erlangt werden kann.
13. Dezember
Papst Franziskus fordert die Staaten zur gewissenhaften Umsetzung des tags zuvor beschlossenen Pariser Klimaschutz-Abkommens auf. Der Präsident des Weltdachverbandes der Kirchenhilfswerke (CIDSE), Heinz Hödl, sieht in der Einigung von 195 Staaten zwar einen wichtigen Schritt, er vermisst aber "globale Klimagerechtigkeit für gefährdete Bevölkerungsgruppen".
16. Dezember
Den christlichen Glauben ernst nehmen hat zur Folge, jeden Menschen in seiner Würde anzuerkennen und entsprechend zu handeln. Das betont der neue Militärbischof Werner Freistetter in seinem ersten Weihnachtshirtenbrief. Jeder Mensch, "egal aus welchem Motiv er seine Heimat verlässt oder verlassen muss", sei zuerst "als Mensch zu behandeln und als Mensch zu achten", mahnt er mit Blick auf die Flüchtlingsthematik.
18. Dezember
Der Heiligsprechungsprozess für Mutter Teresa (Agnes Gonxha Bojaxhiu; 1910-1997) ist abgeschlossen. Der Vatikan gibt bekannt, dass Papst Franziskus per Dekret die Heiligsprechungskongregation beauftragt hat, das für die Heiligsprechung der albanischstämmigen Ordensgründerin und Friedensnobelpreisträgerin benötigte Wunder - eine medizinisch nicht erklärbare Heilung - zu bestätigen.
23. Dezember
Papst Franziskus nimmt das Rücktrittsgesuch des aus Vorarlberg stammenden Bischofs von Altamira-Xingu, Erwin Kräutler (76), an und ernennt einen Nachfolger für die brasilianische Diözese. Kräutler, der die Prälatur am Xingu-Fluss seit 1980 leitete, gilt als Symbolfigur für das Engagement für die Rechte der Indigenen, durch Großgrundbesitz Vertriebenen, der Kleinbauern und Fischer Amazoniens und des Kampfes gegen die Umweltzerstörung durch Abholzung und Staudammbau.
24./25. Dezember
Österreichs Bischöfe erinnern in der Heiligen Nacht an die Aktualität der biblischen Weihnachtsgeschichte und rufen zu Solidarität mit Flüchtlingen auf. In jedem der tausenden Menschen auf der Flucht komme Jesus den Menschen selbst entgegen und bitte um Aufnahme, betont etwa der Linzer Bischof Ludwig Schwarz.
24. Dezember
Papst Franziskus wendet sich in seiner Predigt in der Christmette im Petersdom gegen einen ungehemmten Konsumrausch und fordert einen einfachen Lebensstil. Zugleich mahnt er mehr Mitleid, Einfühlungsvermögen und Barmherzigkeit in der Gesellschaft ein. Eine "Kultur der Gleichgültigkeit" werde oft erbarmungslos.