Jahreschronik 2015 - Februar
2. Februar
» Die erste Demonstration eines Ablegers der deutschen "Pegida"-Bewegung in Wien stößt auf deutliche Ablehnung von Kirchenvertretern. Mit Schlagworten wie "Islamisierung" und "Verteidigung des christlichen Abendlandes" ließen sich zwar "Ängste schüren", es werde damit aber kein einziges Problem gelöst, betont etwa die Präsidentin der Katholischen Aktion, Gerda Schaffelhofer. Ähnlich äußert sich Bischof Ludwig Schwarz vor einer weiteren Demo am 8. Februar in Linz. Er fordert ein Miteinander in der Gesellschaft statt "Ausgrenzung, Vereinfachungen, Schuldzuweisungen".
» Der Papst irritiert im Rahmen einer geistlichen Ansprache über das Vaterbild mit einer Aussage zum Einsatz von Schlägen in der Erziehung. Zahlreiche Kirchenvertreter, unter ihnen auch Bischöfe, kritisieren die Worte. In Österreich betonen u.a. Vertreter des Katholischen Familienverbandes und der Katholischen Jungschar, dass Gewalt an Kindern "in jeder Form abzulehnen" sei. Ein "Schlagen in Würde" gebe es nicht.
8. Februar
» Papst Franziskus besucht auf dem Weg zu einer Pfarrvisite im Norden Roms überraschend eine Romasiedlung. Er lässt bei der Vorbeifahrt seinen Ford Focus anhalten, steigt aus und spricht einige Minuten mit den Bewohnern.
9. Februar
» Eine Mehrheit von 17 der insgesamt 25 Mitglieder der Bioethikkommission spricht sich in einer Empfehlung dafür aus, die gesetzliche Regelung über die Beihilfe zum Suizid in Österreich zu "entkriminalisieren". Das Votum führt zu scharfer Kritik u.a. von Bischof Klaus Küng und der Katholischen Aktion. Küng warnt vor einem "Dammbruch" beim Lebensschutz.
» Papst Franziskus ernennt den österreichischen Sozial- und Politikwissenschaftler Herbert Schambeck zum Ehrenmitglied der Päpstlichen Akademie für Sozialwissenschaften.
11. Februar
» Um mit Menschen auf neue Weise ins Gespräch zu kommen, setzen die Tiroler Ordensgemeinschaften auf ein rotes Sofa: Die "Ordenscouch" tourt anlässlich des von Papst Franziskus ausgerufenen "Jahres der Orden" durch Tirol und lädt Passanten ein, neben Ordensleuten Platz zu nehmen und gemeinsam über "Gott und die Welt" zu sprechen.
14. Februar
» Papst Franziskus nimmt in Rom 20 neue Mitglieder in das Kardinalskollegium auf, unter ihnen sieben Europäer, drei Asiaten, zwei Ozeanier, fünf Lateinamerikaner und drei Afrikaner. Beim Konsistorium äußern sich zuvor 150 Kardinäle aus aller Welt auch zur geplanten Kurienrefom.
» Die Caritas eröffnet in Wien mit dem "Magdas" ein neues Hotel, das von und mit Flüchtlingen betrieben wird.
16. Februar
» Papst und Weltkirche reagieren mit Bestürzung auf ein von der IS-Miliz veröffentlichtes Video, das die Enthauptung von 21 koptischen Christen in Libyen zeigt.
» Katholische und evangelische Kirche rufen in der Fastenzeit zum zehnten Mal gemeinsam österreichweit zu einem "Autofasten" auf. Das Medienreferat der Bischofskonferenz bietet von Aschermittwoch bis Karsamstag auch wieder eine SMS-Aktion mit Papstgedanken an. Die Ordensgemeinschaften spannen in der Fastenzeit ein landesweites "Netz des Gebets" über Österreich und sammeln unter dem Motto "Sie bitten - Wir beten" an mehr als 400 Plätzen Anliegen, Sorgen und Dankbarkeiten von Menschen.
20. Februar
» Papst Franziskus appelliert an die Konfliktparteien in der Ukraine, den gebrochenen Waffenstillstand einzuhalten. Alle Vereinbarungen von Minsk müssten respektiert werden, um Feindseligkeiten zu verhindern, sagt er beim Ad-limina-Besuch der katholischen Bischöfe des Landes im Vatikan.
» Nach einem Lokalaugenschein in der kurdischen Hauptstadt Erbil informiert Caritas-Präsident Michael Landau über die wachsende Not der Flüchtlinge. "Mehr als eine Million der Binnenflüchtlinge sind Kinder", berichtet Landau und bittet um Spenden für Caritasprojekte.
25. Februar
» Die Kommission der Bischofskonferenzen der Europäischen Gemeinschaft (ComECE) spricht sich in einer Stellungnahme an das Europaparlament für rasche einheitliche gesetzliche Regeln gegen eine weitere Ausbreitung kommerzieller Leihmutterschaften aus. Diese seien ein "Angriff auf die Menschenwürde".
» Der Nationalrat beschließt eine Reform des Islamgesetzes. Die Neufassung der aus dem Jahr 1912 stammenden Regelung bringt zwar ein Verbot der Finanzierung aus dem Ausland, aber auch Vorteile für die österreichischen Muslime, etwa die Etablierung eines islamisch-theologischen Studiums.