Jahreschronik 2015 - Juni
1. Juni
Im Rahmen der Diözesanreform in der Erzdiözese Wien wird in Wien-Simmering die erste sogenannte "Pfarre Neu" eingerichtet. Bis zum Jahr 2022 sollen in der Erzdiözese mindestens 80 Prozent der neuen Pfarren errichtet sein, die sich aus mehreren bisherigen Pfarrgemeinden zusammensetzen. Innerhalb der "Pfarre Neu", in der mehrere Priester wirken, gibt es mehrere Filialgemeinden, die von Laien ehrenamtlich geleitet werden. Auf dem Weg zu diesem Modell können vorerst auch noch Seelsorgeräume oder Pfarrverbände entstehen. Ende November werden alle Pfarren in 140, die Pfarrgrenzen übergreifende "Entwicklungsräume" eingeteilt. In ihnen sollen die bestehenden Pfarren neue Formen der inhaltlichen und verwaltungstechnischen Zusammenarbeit erproben sollen.
1. Juni
Die Zahl der Katholiken weltweit ist in den vergangenen drei Jahrzehnten um 57 Prozent gestiegen; die Zahl der Priester um 17 Prozent gesunken. Laut einer Analyse des pastoralwissenschaftlichen Instituts CARA in Washington wuchs die katholische Kirche zwischen 1980 und 2012 um 445 Millionen Mitglieder auf insgesamt 1,22 Milliarden; die Zahl der Priester ging um rund 20.550 auf 393.000 zurück.
1. Juni
Der Wiener Privatsender "Radio Stephansdom" wird zu "radio klassik Stephansdom": Mit der Umbenennung des Senders der Erzdiözese Wien geht eine Programmreform einher, mit sich das Radio künftig noch stärker als Klassiksender positioniert.
4. Juni
Mit einem festlichen Gottesdienst in der Kapelle des Linzer Priesterseminars feiert Bischof Ludwig Schwarz seinen 75. Geburtstag.
6. Juni
Papst Franziskus ruft bei einem Ein-Tages-Besuch in Bosnien-Herzegowina zu Versöhnung zwischen den Volksgruppen der Bosniaken, Serben und Kroaten auf. Bei einer Messe unter freiem Himmel mit rund 65.000 Menschen fordert der Papst in Sarajevo, aus der im Bosnien-Krieg leidgeprüften Stadt solle sich der Schrei erheben: "Nie wieder Krieg!"
9. Juni
Mit dem sogenannten "Closing" wird die Übernahme der Mehrheitsanteile am Bankhaus "Schelhammer&Schattera" durch die "GRAWE"-Bankengruppe abgeschlossen. Die bisher von der Superiorenkonferenz der männlichen Ordensgemeinschaften Österreichs sowie von einigen Orden und kirchlichen Institutionen gehaltenen Aktien gehen damit auf die Bankengruppe über. Im Lauf des Jahres trennen sich weitere kirchliche Institutionen von ihren Anteilen an der früheren "Kirchenbank".
10. Juni
Der Papst empfängt den russischen Staatschef Wladimir Putin zu einem Gespräch im Vatikan. Hauptthema ist der Ukraine-Konflikt. Der Papst fordert "aufrichtige und umfassende Anstrengungen für den Frieden".
11. Juni
Werner Freistetter wird im Wiener Neustädter Dom zum neuen Militärbischof geweiht. Der 61-Jährige ist nach Christian Werner und Alfred Kostelecky der dritte Bischof der 1986 errichteten Militärdiözese. "Die tiefste Kraft aller Religionen ist die Fähigkeit, Frieden zu stiften und dafür zu beten", sagt Freistetter unter Bezugnahme auf seinen bischöflichen Wahlspruch "religio et pax" ("Religion und Frieden"). Die Bischofsweihe endet mit einem feierlichen "Te Deum" in der Sankt-Georgs-Kathedrale an der Theresianischen Militärakademie.
12. Juni
Papst Franziskus strebt einen gemeinsamen Ostertermin aller Christen an und ist bereit, die bisherige katholische Praxis dafür aufzugeben. Er habe diesbezüglich dem Ökumenischen Patriarchen von Konstantinopel, Bartholomaios I., und den Moskauer Patriarchen Kyrill I. geschrieben, sagt der Papst während eines Treffens im Vatikan mit Priestern aus aller Welt.
14. Juni
Wilhelm Krautwaschl wird im Grazer Dom zum neuen Bischof der Diözese Graz-Seckau geweiht. Krautwaschl ist der 58. Diözesanbischof der steirischen Diözese. Seine Weihe gestaltete die Diözese als großes Fest im und um den Dom in der Grazer Altstadt. "Ich habe kein anderes Programm als das Evangelium", sagte der neue Bischof am Ende der Weiheliturgie.
17. Juni
"Was wir brauchen, sind Brücken und nicht nur Zäune": Das betonen die österreichischen Bischöfe in einer gemeinsamen Erklärung zur Asylproblematik, die sie bei ihrer Sommervollversammlung in Mariazell beschließen. Sorgen und Ängste der Bevölkerung seien zwar "ernst zu nehmen" und es brauche Information, Gespräch und Sachlichkeit, "um eine Spaltung der Gesellschaft zu verhindern". Zugleich halten die Bischöfe aber fest: "Das Menschenrecht auf Asyl ist ein hohes Gut und eine völkerrechtliche Verpflichtung. Österreich darf dabei keine Abstriche zulassen." Um die Suche nach Quartieren für Geflüchtete im kirchlichen Bereich zu forcieren, wird in jeder Diözese ein "Diözesankoordinator für Flüchtlingsunterbringung" bestellt.
18. Juni
Die Sozial- und Umweltenzyklika "Laudato si" von Papst Franziskus wird veröffentlicht. In dem rund 220 Seiten umfassenden Lehrscheiben ruft der Papst die Weltgemeinschaft zu einem fundamentalen Umdenken und jeden Einzelnen zu einem umweltbewussten und nachhaltigen Lebensstil auf. Er betont, dass die Reduzierung der Umweltverschmutzung und die Bekämpfung von Armut zusammengehören und plädiert für eine "ganzheitliche Ökologie", "um die Klage der Armen ebenso zu hören wie die Klage der Erde". Franziskus wendet sich dabei ausdrücklich nicht nur an Katholiken, sondern an "alle Menschen guten Willens".
19. Juni
In Wien-Aspern wird das Baufeld des geplanten "Campus der Religionen" in der neuen Seestadt gesegnet. Der Campus in dem Neubaugebiet im Norden Wiens soll in wenigen Jahren mehrere christliche, jüdische, muslimische und buddhistische Gotteshäuser an einem Platz vereinen. Fahnen zeigen vorerst die Symbole der vertretenen Glaubensgemeinschaften. Ende Juli wird die jüdische Fahne in einem antisemitischen Vandalenakt aus dem Boden gerissen und mit einem Hakenkreuz beschmiert. Mitte August wird die Fahne im Beisein von Religionsvertretern und des Wiener Vizebürgermeisters noch einmal gehisst.
20. Juni
Ein 26-jähriger Mann tötet bei einer Amokfahrt durch die Grazer Innenstadt drei Menschen und verletzt 34 weitere Personen. In der Stadtpfarrkirche, vor deren Mauern an diesem Tag ein vierjähriger Bub und eine Frau ums Leben kommen, findet noch am Abend eine kirchliche Gedenkfeier für die Opfer statt.
21. Juni
Papst Franziskus betet vor dem Turiner Grabtuch, das zwischen 19. April und 24 Juni im Dom der italienischen Metropole zu sehen ist. Bei seinem zweitägigen Besuch im Piemont feiert der Papst eine Messe mit Zehntausenden Teilnehmern auf der Turiner Piazza Vittorio. Außerdem besucht er die evangelische Kirche der Waldenser und bittet die Waldenser um Verzeihung für historische Verfolgungen durch die katholische Kirche.
23. Juni
Der Vatikan veröffentlicht das Arbeitspapier ("Instrumentum laboris") für die bevorstehende Bischofssynode über die Familie. Das vorliegende Dokument "spiegelt sehr ehrlich und deutlich die Diskussion in der Weltkirche wider", betont Kardinal Schönborn, der selbst Mitglied des vorbereitenden Synodenrates ist.
25. Juni
Die Allgemeinheit und der Steuerzahler profitieren deutlich von den kirchlich erbrachten Leistungen: Das ist eines der Ergebnisse einer Studie des Instituts für Höhere Studien (IHS) und von Joanneum Research, die die Bedeutung der römisch-katholischen Kirche in Österreich als wichtiger Arbeitgeber und Wirtschaftsfaktor belegt. Demnach werden 6,65 Milliarden Euro an direkter, indirekter und induzierter Wertschöpfung jährlich von den 158.000 Beschäftigten in der Kirche und deren Umfeld erwirtschaftet. Das pro Jahr geleistete ehrenamtliche Engagement der Katholikinnen und Katholiken entspricht 14.000 Fulltimejobs.
27. Juni
Mit einem "Motu proprio" gründet der Papst ein neues vatikanisches "Sekretariat für Kommunikation", das künftig alle vatikanischen Medienaktivitäten - darunter der Päpstliche Medienrat, der Pressesaal, Radio Vatikan oder die Zeitung "L'Osservatore Romano" - in einer einzigen Behörde bündeln soll.