"Sternsingeraktion ist eine geniale Sache"
Sternsinger aus der Pfarre Velm haben am Dienstag den Wiener Erzbischof, Kardinal Christoph Schönborn, im Erzbischöflichen Palais besucht. Stellvertretend für rund 85.000 Sternsingerinnen und Sternsinger in ganz Österreich segnete er die als Caspar, Melchior und Balthasar verkleideten Kinder. Bis 6. Jänner werden zehntausende Mädchen und Buben von Haus zu Haus ziehen, singen, Neujahrswünsche überbringen und für Not leidende Menschen in Entwicklungsländern sammeln.
Die Sternsingeraktion sei "eine geniale Sache", freute sich Kardinal Schönborn über den königlichen Besuch und das Engagement der beteiligten Kinder. "Die Idee passt, sie funktioniert, sie stimmt, und sie wird nicht alt", so der Kardinal wörtlich.
An die Regierung appellierte der Kardinal, die Gelder für die Entwicklungszusammenarbeit (EZA) zu erhöhen statt immer wieder zu kürzen. Gerade vor dem Hintergrund der Flüchtlingskrise sei Einsparung bei der Entwicklungshilfe völlig unbegreiflich, "wo wir doch wissen, dass sie eine der Möglichkeiten ist, Flüchtlingsströme zu verhindern". Schönborn: "Wenn die Menschen in ihren Ländern Lebens- und Arbeitsmöglichkeiten haben, dann werden sie dort nicht weggehen."
Flüchtlinge aufzunehmen und zu integrieren gehöre zu den Standards einer ordentlichen Demokratie und einer an den Menschenrechten orientierten Gesellschaft. Es fehle aber die politische Logik, "wenn gleichzeitig die EZA-Mittel gekürt und riesige Summen für die Betreuung von Flüchtlingen im eigenen Land ausgegeben werden", gab der Kardinal zu bedenken.
Traditionell besuchen die "Drei Weisen aus dem Morgenland" im Rahmen der Sternsingeraktion auch zahlreiche Spitzenvertreter aus Kirche und Politik. So sind die Heiligen Drei Könige bis Jahresende noch bei mehreren Diözesanbischöfen, bei Bundespräsident Heinz Fischer (30. Dezember) in der Hofburg und bei Außenminister Sebastian Kurz (30. Dezember) zu Gast. Weitere Besuche gibt es u.a. bei Bundeskanzler Werner Faymann (5. Jänner), Entwicklungshilfeminister Sebastian Kurz (5. Jänner) und Finanzminister Hans Jörg Schelling (7. Jänner).
Aber auch weit über Österreichs Grenzen hinaus werden Segenswünsche überbracht: Am Neujahrstag wirken Sternsinger aus deutschsprachigen Ländern bei der Neujahrsmesse mit Papst Franziskus im Petersdom mit. Für den Papst sind die engagierten Mädchen und Buben, die neben Österreich u.a. auch in Deutschland, der Schweiz, Ungarn, der Slowakei und Slowenien sowie in Südtirol von Haus zu Haus ziehen, "Anwälte der Armen und Notleidenden". In Brüssel werden die Sternsinger voraussichtlich am 12. Jänner von EU-Parlamentspräsident Martin Schulz empfangen.
Schwerpunktland Indien
Schwerpunktland der Spendenaktion in Österreich ist dieses Mal Indien. Die Sternsinger unterstützen etwa die Organisation "The ANT", die sich für Kinder und ein friedvolles Miteinander der Volksgruppen einsetzt. Die Organisation sorgt dafür, dass Buben und Mädchen die Schule besuchen und auch wirklich abschließen.
Das Projekt "I-Card: Jugend schafft Zukunft" ist den Misings gewidmet, einer Volksgruppe in Nordostindien, deren Leben von Armut geprägt ist. Dementsprechend schlecht ist deren Versorgung mit Nahrungsmitteln, medizinischer Betreuung und ihre Bildungssituation: "Nur 15 Prozent der Frauen und 35 Prozent der Männer können lesen und schreiben. Viele und vor allem junge Misings finden keine Arbeit und haben kein Einkommen", beschreiben die Verantwortlichen der Dreikönigsaktion die Lage der Volksgruppe. "I-Card" ist ein Hilfsprojekt zur Selbsthilfe und setzt auf das Potenzial junger Menschen. Diese erhalten im Rahmen des Projekts Ausbildung und Beruftstraining. "Damit schaffen sich diese eine Basis für die Zukunft, sorgen aber auch für eine bessere Lebenssituation in den Dörfern der Misings."
Wie die Sternsingerspenden aus Österreich genau verwendet werden, zeigt eine TV-Dokumentation von Regisseur Gernot Lercher und Kameramann Erhard Seidl. ORF 2 strahlt die Doku mit dem Titel "Hilfe unter gutem Stern - Gerechtigkeit und Schutz für Indiens Frauen" am 1. Jänner 2016 um 17:05 Uhr aus, 3sat am 6. Jänner 2016 um 9:20 Uhr. (Infos: www.sternsingen.at)
Quelle: kathpress