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"Zuwanderung wird Österreich verändern"
Die derzeitigen Fluchtbewegungen werden Österreich verändern, "so wie Zu- und Abwanderung Österreich immer verändert haben": Lapidar hat Stefan Wally von der Salzburger Robert-Jungk-Bibliothek für Zukunftsfragen (JBZ) das momentan heißeste Eisen der politischen Debatte kommentiert. Denn: "Migration ist nichts Neues. Vertreibung und Flucht sind keine neuen Phänomene", wies der Politikwissenschaftler und Zukunftsforscher am Wochenende bei einer Tagung zur kirchliche Flüchtlingshilfe hin, zu der die Erzdiözese Salzburg und die Caritas nach St. Veit im Pongau geladen hatten.
Wirtschaftskrisen, Vertreibung und Krieg hätten immer schon Menschen zum Verlassen ihrer Heimat veranlasst. Protestantenvertreibung und Antisemitismus waren laut Wally nur zwei von vielen Anlässen. Heute und in Zukunft würden Kriege, bessere Mobilität, höherer Informationsstand, die Sichtbarkeit von Leid sowie ökonomische Globalisierung, sprachliche Annäherung und der Klimawandel weiterhin und zunehmend zu Migrationsbewegungen führen. Das Verständnis einer "eingefrorenen Kultur" sei "realitätsfern", betonte der JBZ-Mitarbeiter in St. Veit. 150 interessierte Teilnehmer, darunter Fachleute aus Kirche, Politik und Wissenschaft auf dem Podium, nahmen an der Tagung mit dem Titel "Und ihr habt mich aufgenommen" teil.
Dechant Alois Dürlinger, Sprecher des Salzburger Erzbischofs Franz Lackner in Flüchtlingsangelegenheiten, übte in seinem Grußwort Kritik an der zuletzt verhärteten Flüchtlingspolitik: "Die Menschen haben Fluchtgründe und Fluchthoffnungen. Zu den großen Hoffnungen zählt die Sehnsucht, ihre Liebsten und Familienmitglieder wieder zu sehen. Deshalb ist die Debatte um eine Obergrenze und erschwerten Familiennachzug - beides hält vor keinem Gesetz - ein grobes Vergehen an der Not dieser Menschen." Dürlinger erinnerte an ein Wort des heiligen Augustinus: "Die Seele nährt sich an dem, woran sie sich freut." Wenn das zutreffe, stimme wohl leider auch der Umkehrschluss, so der Dechant: "Die Seele verhungert an dem, wovor sie sich fürchtet."
"Vieles von dem, was an Integrationsmaßnahmen nötig ist, passiert dadurch, dass sich Menschen auf Augenhöhe darauf einlassen", sagte Caritasdirektor Johannes Dines. Er dankte allen Haupt- und Ehrenamtlichen in der Kirche und darüber hinaus für ihr diesbezügliches Engagement.
Die für Integration zuständige Salzburger Landesrätin Martina Berthold (Grüne) bestätigte den Eindruck einer "verschärften und rauer gewordenen Diskussion, vor allem in den sozialen Medien", lobte aber zugleich die große Hilfsbereitschaft der Menschen. Um "Anteil zu nehmen", sei Interesse, Mitgefühl und Mitwirken nötig, so die Politikerin: "Was Kirche hier zeigt, ist ganz wichtig."
"Viele Pfarren öffnen Türen"
In mehreren Vorträgen und in Gesprächskreisen wurde das Thema der Flüchtlingshilfe in Salzburger Pfarren und Gemeinden umfassend diskutiert. "In einer großen Zahl von Gemeinden, die Flüchtlingen Platz bieten, finden sich von Pfarren mitgetragene Unterstützungsinitiativen", resümierte der Flüchtlingskoordinator der Erzdiözese Salzburg, Franz Neumayer. "Viele Pfarren öffnen Türen und stellen Platz zur Verfügung, auch für Kurse und Freizeitaktivitäten, laden ein und vermitteln aktiv unsere Kultur." Neumayers Ausblick: "Es wird weiterhin darum gehen, Quartiere sowie Angebote zur Unterstützung der freiwilligen Helfer bereitzustellen." Dafür erforderlich seien Zusammenarbeit und Vernetzung mit Initiativen, Projektträgern und auch Religionen.
Verlorene Generation im Nahen Osten
Der Leiter der Auslandshilfe der Caritas Salzburg, Stefan Maier, zeichnete ein düsteres Bild von der Situation im einstigen "größten Aufnahmeland von Flüchtlingen" Syrien. Jetzt sei mehr als die Hälfte der Bevölkerung selbst auf der Flucht. "Syrien war ein Land, in dem friedliches Zusammenleben verschiedener Religions- und Volksgruppen möglich war und gilt jetzt als eines der schlimmsten Kriegsgebiete der Welt", sagte der Nahostexperte. Der Krieg habe das Land völlig zerstört, die Schäden seien unvorstellbar. "Das Land liegt am Boden."
Die Situation in den Nachbarländern erachtet Maier als besonders problematisch. In den provisorisch eingerichteten Lagern, wo Kinder beispielsweise nicht zur Schule gehen können, bestehe die "enorm große Gefahr einer heranwachsenden verlorenen Generation". Die Perspektivlosigkeit ist laut Maier ein "idealer Nährboden für Gewalt, Fanatismus und Terrorismus". Im Libanon, einem Land kleiner als Tirol, seien mehr als eine Million Flüchtlinge registriert, nach ganz Europa kamen bisher 1,5 Millionen. Internationale Hilfe vor Ort sei unabdingbar.
Wirtschaftskrisen, Vertreibung und Krieg hätten immer schon Menschen zum Verlassen ihrer Heimat veranlasst. Protestantenvertreibung und Antisemitismus waren laut Wally nur zwei von vielen Anlässen. Heute und in Zukunft würden Kriege, bessere Mobilität, höherer Informationsstand, die Sichtbarkeit von Leid sowie ökonomische Globalisierung, sprachliche Annäherung und der Klimawandel weiterhin und zunehmend zu Migrationsbewegungen führen. Das Verständnis einer "eingefrorenen Kultur" sei "realitätsfern", betonte der JBZ-Mitarbeiter in St. Veit. 150 interessierte Teilnehmer, darunter Fachleute aus Kirche, Politik und Wissenschaft auf dem Podium, nahmen an der Tagung mit dem Titel "Und ihr habt mich aufgenommen" teil.
Dechant Alois Dürlinger, Sprecher des Salzburger Erzbischofs Franz Lackner in Flüchtlingsangelegenheiten, übte in seinem Grußwort Kritik an der zuletzt verhärteten Flüchtlingspolitik: "Die Menschen haben Fluchtgründe und Fluchthoffnungen. Zu den großen Hoffnungen zählt die Sehnsucht, ihre Liebsten und Familienmitglieder wieder zu sehen. Deshalb ist die Debatte um eine Obergrenze und erschwerten Familiennachzug - beides hält vor keinem Gesetz - ein grobes Vergehen an der Not dieser Menschen." Dürlinger erinnerte an ein Wort des heiligen Augustinus: "Die Seele nährt sich an dem, woran sie sich freut." Wenn das zutreffe, stimme wohl leider auch der Umkehrschluss, so der Dechant: "Die Seele verhungert an dem, wovor sie sich fürchtet."
"Vieles von dem, was an Integrationsmaßnahmen nötig ist, passiert dadurch, dass sich Menschen auf Augenhöhe darauf einlassen", sagte Caritasdirektor Johannes Dines. Er dankte allen Haupt- und Ehrenamtlichen in der Kirche und darüber hinaus für ihr diesbezügliches Engagement.
Die für Integration zuständige Salzburger Landesrätin Martina Berthold (Grüne) bestätigte den Eindruck einer "verschärften und rauer gewordenen Diskussion, vor allem in den sozialen Medien", lobte aber zugleich die große Hilfsbereitschaft der Menschen. Um "Anteil zu nehmen", sei Interesse, Mitgefühl und Mitwirken nötig, so die Politikerin: "Was Kirche hier zeigt, ist ganz wichtig."
"Viele Pfarren öffnen Türen"
In mehreren Vorträgen und in Gesprächskreisen wurde das Thema der Flüchtlingshilfe in Salzburger Pfarren und Gemeinden umfassend diskutiert. "In einer großen Zahl von Gemeinden, die Flüchtlingen Platz bieten, finden sich von Pfarren mitgetragene Unterstützungsinitiativen", resümierte der Flüchtlingskoordinator der Erzdiözese Salzburg, Franz Neumayer. "Viele Pfarren öffnen Türen und stellen Platz zur Verfügung, auch für Kurse und Freizeitaktivitäten, laden ein und vermitteln aktiv unsere Kultur." Neumayers Ausblick: "Es wird weiterhin darum gehen, Quartiere sowie Angebote zur Unterstützung der freiwilligen Helfer bereitzustellen." Dafür erforderlich seien Zusammenarbeit und Vernetzung mit Initiativen, Projektträgern und auch Religionen.
Verlorene Generation im Nahen Osten
Der Leiter der Auslandshilfe der Caritas Salzburg, Stefan Maier, zeichnete ein düsteres Bild von der Situation im einstigen "größten Aufnahmeland von Flüchtlingen" Syrien. Jetzt sei mehr als die Hälfte der Bevölkerung selbst auf der Flucht. "Syrien war ein Land, in dem friedliches Zusammenleben verschiedener Religions- und Volksgruppen möglich war und gilt jetzt als eines der schlimmsten Kriegsgebiete der Welt", sagte der Nahostexperte. Der Krieg habe das Land völlig zerstört, die Schäden seien unvorstellbar. "Das Land liegt am Boden."
Die Situation in den Nachbarländern erachtet Maier als besonders problematisch. In den provisorisch eingerichteten Lagern, wo Kinder beispielsweise nicht zur Schule gehen können, bestehe die "enorm große Gefahr einer heranwachsenden verlorenen Generation". Die Perspektivlosigkeit ist laut Maier ein "idealer Nährboden für Gewalt, Fanatismus und Terrorismus". Im Libanon, einem Land kleiner als Tirol, seien mehr als eine Million Flüchtlinge registriert, nach ganz Europa kamen bisher 1,5 Millionen. Internationale Hilfe vor Ort sei unabdingbar.
Quelle: kathpress