Caritas warnt vor "Domino-Effekt"
Die Caritas warnt vor einem durch die von Österreich festgelegte Asyl-Obergrenze verursachten "Domino-Effekt". "Die Menschen werden zwischen den EU-Ländern Griechenland und Kroatien in Serbien und Mazedonien stranden", so Caritas-Generalsekretär Bernd Wachter in einer Aussendung am Dienstag. Österreich müsse zudem seine Verantwortung wahrnehmen und die Länder am Balkan verstärkt beim Aufbau eines Asylwesens unterstützen, das den Ansprüchen der Genfer Flüchtlingskonvention entspricht.
Der Zugang zu einem fairen Asylverfahren in Europa müsse, so Wachter, für alle schutzsuchenden Menschen möglich sein. "Kleine Kinder hinter Zäunen in der Kälte ausharren zu lassen, ist unmenschlich und darf nicht der Weg Europas sein."
630.000 Euro hat die Caritas bisher für Nothilfeaktivitäten in Griechenland, Mazedonien, Serbien, Rumänien, Ungarn, Kroatien und Slowenien aufgewandt. Flüchtlinge entlang der Balkanroute werden mit Nahrungsmittel- und Hygienepaketen und Kleidung versorgt und erhalten medizinische Behandlung und psychosoziale Beratung, zieht der Generalsekretär Bilanz.
Hilfe in der Krisenregion
Eine wirkliche Lösung der Problematik könne nach Einschätzung Wachters aber nur mit der Hilfe vor Ort beginnen. Die Organisation bittet daher um Unterstützung für ihre Projekte in den Nachbarländern Syriens. "Flüchtlingskinder brauchen jetzt dringend Hilfe, um in der Kälte, der Nässe und dem Schnee zu überleben", so Wachter.
Seit Ausbruch des Konflikts im März 2011 stellte die Organisation insgesamt über elf Millionen Euro für die Nothilfe für Syrien-Flüchtlinge bereit. Damit wurden mehr als 121.000 Menschen mit Lebensmitteln, Hygieneartikeln, Decken, Matratzen, Winterkleidung, Schulbildung und medizinischer Hilfe in Jordanien, im Libanon und in Syrien unterstützt. Zusätzlich zur humanitären Hilfe, fördert die Caritas 900 Kinder in Jordanien in Kindergärten durch informellen Unterricht und Nachhilfe. Zwei Millionen Kinder können aktuell aufgrund des Krieges keine Schule besuchen.
Caritas versorgt jeden dritten Asylwerber
Seit September 2015 überquerten knapp 800.000 Menschen die Grenzen Österreichs; davon beantragten über 90.000 Schutzsuchende in diesem Zeitraum Asyl. Empfangen und unterstützt wurden sie von mehr als 15.000 freiwilligen Caritas-Helfern. Neben der akuten Flüchtlingsnothilfe betreut die Organisation aktuell 35.600 Asylwerber in der Grundversorgung. Damit versorgt die Caritas etwa jeden dritten Asylwerber in Österreich und ist so die größte Trägerorganisation im Bereich der Grundversorgung.
Zusätzlich nimmt sich die Organisation auch dem wachsenden Problem obdachloser Asylberechtigter an. Von schätzungsweise 6.600 obdachlosen Asylberechtigten in Österreich werden knapp 800 in Notquartieren der Organisation betreut.
Quelle: kathpress