Abschied für "Lichtgestald der Caritas"
"Du bist und bleibst eine Lichtgestalt der Caritas und weit darüber hinaus." Mit diesen Worten hat der Präsident der Caritas Österreich, Michael Landau, am Montag in Graz seinen Vorgänger Franz Küberl gewürdigt. Der noch bis Ende August an der Spitze der steirischen Caritas stehende Küberl sei eine "Führungskraft im besten Sinn des Wortes" und habe der österreichischen Sozialpolitik nachhaltige Impulse gegeben und viele Bürger zu eigener Hilfsbereitschaft ermutigt. "Der Ton, den er in den öffentlichen Debatten getroffen, die Wahrheiten, die er benannt und die Ungerechtigkeiten, die er kritisiert hat - in all diesen Dingen war und ist Franz Küberl auch für mich als Nachfolger in der Präsidentenfunktion beispielgebend", so Landau.
An dem Dankfest für den scheidenden Caritasdirektor der Diözese Graz-Seckau waren auch Diözesanbischof Wilhelm Krautwaschl, der steirische Landeshauptmann Hermann Schützenhöfer und sein Stellvertreter Michael Schickhofer sowie viele frühere und aktuelle Weggefährten Küberls anwesend. Der ehemalige Präsident der Caritas Österreich (1995-2013) steht seit 1994 an der Spitze der Caritas Steiermark, Ende August übergibt er seine Funktion an den bisherigen Wirtschaftsdirektor der Diözese Graz-Seckau, Herbert Beiglböck.
In seiner Laudatio nahm Landau auch Bezug auf die derzeit infrage gestellte Bedarfsorientierte Mindestsicherung, deren Ausgestaltung auch auf dem Einsatz und der Überzeugungskraft Küberls fuße. Dass es in Österreich dieses "letzte Netz der Sicherheit für Menschen in Not" gibt, stehe derzeit nicht nur zur Diskussion, "die Demontage dieses Netzes wurde bereits eingeläutet und schreitet gefährlich voran". Die tägliche Caritas-Arbeit zeige jedoch, wie dringend die Mindestsicherung benötigt werde, "damit Menschen nicht verzweifeln". Maßnahmen zu deren Kürzung und Ausdünnung seien "aus jenem Stoff gemacht, die die Spaltung in der Gesellschaft vertiefen und nicht überbrücken", warnte Landau.
Und er machte auf eine politische Schieflage aufmerksam: "Wenn auf der einen Seite etwa im Jahr 2015 nur 0,7 Prozent des gesamten Sozialbudgets für die Mindestsicherung aufgewendet wurden und auf der anderen Seite die Zahl der Millionäre im Vorjahr um 6 Prozent auf 121.000 Menschen angewachsen ist - dann muss die Frage erlaubt sein: Warum wird diese Diskussion ausschließlich am unteren Rand der Gesellschaft geführt?" Mit Neiddebatten komme man nicht weiter, gab Landau zu. "Aber das Ziel, dass der Arme kein Armer mehr sein soll, können und dürfen wir nicht aus dem Blick verlieren."
Landau und Küberl wüssten beide auch um die "Probleme der reflexartigen Verschärfungen" im Bereich der Flüchtlingspolitik. Der Caritas-Präsident erinnerte an die oft wiederholte Mahnung seines Vorgängers, "Menschen nicht im Wartesaal des Lebens" zu belassen. Es gehe um rasche und faire Asylverfahren, um die Einhaltung der Menschenrechte ohne Wenn und Aber, um die notwendige Hilfe in Krisengebieten, um legale Fluchtwege und um Integration der bereits in Österreich Befindlichen.
Gemeinsam gefordert seien alle, "den Hasspostern und Shitstormern in den sozialen Medien entgegenzutreten", betonte Landau. Es dürften nicht unwidersprochen "gefährlich asoziale Echoräume der Unmenschlichkeit" entstehen, "wo Menschen das Menschsein Zentimeter für Zentimeter abgesprochen wird". Landau erinnerte an die Warnung Michael Köhlmeiers vor wenigen Tagen: "Den bösen Taten gehen die bösen Worte voran." Hier frühzeitig einzuschreiten sei Aufgabe aller Bürger. "Gerade in schwierigen, unübersichtlichen Zeiten halte ich es für entscheidend, zusammenzustehen und die Schwächsten nicht zu vergessen", so Landau wörtlich. "Und es geht auch um die Haltung der Zuversicht: Wir können nicht alles ändern, aber erstaunlich viel, wenn wir es ändern wollen."
Franz Küberl sei in dieser Hinsicht immer ein Vorbild gewesen, das auch ihm "die Latte hoch gelegt" habe, lobte Landau: "Franz, Du hast maßgeblich dazu beigetragen, dass die Caritas sich heute, mit etwas Stolz, als eine der größten Freiwilligenorganisationen in Österreich bezeichnen darf." Als Küberl im Mai 2013 von Heinz Fischer das "Große Silberne Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich" überreicht bekam, habe der Bundespräsident sein Rede mit dem Satz beendet: "Österreich zählt auch in Zukunft auf Ihren Einsatz, Ihren Rat und Ihre Initiativen!" Landau: "Ich kann mich dem nur anschließen... Bleib uns mit Deinem Einsatz, Deinem Rat und Deiner Tatkraft erhalten. Wir kommen sehr gerne auf Dich zu!"
Quelle: Kathpress