Neues Buch blickt interdisziplinär auf Genderfragen
Die Katholisch-Theologische Fakultät Graz bringt mit der Neuerscheinung "Genderforschung vernetzt" einen Band mit interdisziplinären Zugängen zum Thema Geschlechterforschung auf den Buchmarkt. Grundlage der Publikation war eine Ringvorlesung im Studienjahr 2014/2015 anlässlich 20 Jahre Forschungsschwerpunkt "Frauen- und Geschlechterforschung" an der Fakultät. Die zehn interdisziplinären Beiträge bilden laut der Grazer Alttestamentlerin und Herausgeberin des Buches, Irmtraud Fischer, die Vernetzung in der Forschung ab.
Interdisziplinäre Arbeiten erbringen laut Fischer einen unschätzbaren Mehrwert, "wenn es darum geht, die politische Deutungsmacht von biblischen Frauenfiguren in der abendländischen Geschichte wiederzuentdecken, Geschlechterkonstruktionen in Geschichte und Gegenwart zu analysieren und Gegenentwürfe zu entwickeln, die Menschen Gestaltungsfreiheit gibt, ihre je eigenen Lebenskonzepte jenseits von Geschlechterstereotypen zu verwirklichen". Die Beiträge belegten außerdem anschaulich, "dass die theologische Forschung auf diesem Gebiet an die Kultur-, Sozial- und Geisteswissenschaften anschlussfähig ist", betonte die Grazer Bibelwissenschaftlerin im Vorwort.
Bereits in der ersten Projektgruppe der Grazer interdisziplinären Frauenforschung Mitte der 1980er-Jahre waren Theologinnen beteiligt. "Sie bestimmten die Grazer Frauen- und Geschlechterstudien von Anfang an mit und waren federführend an der Entwicklung der beiden einschlägigen Masterstudiengänge, die auch ein theologisches Schwerpunktmodul aufweisen, beteiligt", erinnerte Fischer.
Sieben der zehn interdisziplinären Beiträge näheren sich Aspekten der Genderforschung von einem theologischen sowie sozial-, kultur- oder geisteswissenschaftlichen Standpunkt aus. Ulrike Bechmann, Leiterin des Instituts für Religionswissenschaften, und Cornelia Wustmann, Professorin für Beratung und soziale Beziehungen an der TU Dresden, beleuchten das Thema "Geschlechterfragen in Kindergärten einer pluralistischen Gesellschaft". Irmtraud Fischer und Käthe Sonnleitner, früher Professorin für mittelalterliche Geschichte und Geschlechtergeschichte am Grazer Institut für Geschichte, fassten die "Rezeption alttestamentlicher Frauenfiguren zur Legitimation weiblicher Herrschaft im frühmittelalterlichen Krönungsordo für Königinnen und Kaiserinnen" zusammen.
Auch Männer kommen zu Wort: Neutestamentler Josef Pichler und Männerforscher Erich Lehner titeln launig "Jesus und die starken Männer", der Grazer Pastoraltheologe Rainer Bucher schreibt über "Geschlechterkonstruktionen und betriebliche Weihnachtsfeiern".
Der "Tyrolia"-Band "Genderforschung vernetzt - 20 Jahre Frauen-und Geschlechterforschung an der Kath.-Theologischen Fakultät der Universität Graz" ist in der Reihe "Theologie im kulturellen Dialog" erschienen und umfasst 256 Seiten.
Quelle: kathpress