Ein Bischof ist kein "Wunderwuzzi"
Von April bis Juni war Bischof Manfred Scheuer bei Regionaltreffen in seiner neuen Diözese Linz unterwegs - für ein erstes Kennenlernen vor allem der haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Pfarren und Dekanaten. Er habe dabei eine "Wir-Gestalt" von Kirche erlebt, "die sich in einer großen Vielfalt zeigt, die aber auch in ideologischen Gegensätzen zum Ausdruck kommt", fasste Scheuer seine Eindrücke in der Linzer "KirchenZeitung" (Ausgabe 7. Juli) zusammen. "Es ziehen auch nicht alle einfach an einem Strang. Ich habe da eine große Unterschiedlichkeit wahrgenommen."
Dass "bei Problemen die Lösungen stark mit dem Bischof verknüpft werden", sei problematisch, erklärte Scheuer. Es sei "eine unwirkliche Vorstellung von Amt, wenn Leute meinen, der Bischof wirke Wunder - und sie sind dann enttäuscht, wenn er das nicht kann". Er lehne diese "Personenzentriertheit" ab. Ihm sei vielmehr wichtig, "dass Kirche alles andere sein soll als ein Alleinunternehmen eines Bischofs".
Die Treffen mit Kirchenmitarbeitern in allen Regionen der Diözese seien "im Sinne eines ersten Kontaktes" verlaufen. "Es war ein erstes Abtasten, der Versuch eines ersten Kennenlernens", sagte Scheuer. Mit Analysen wolle er daher auch noch zurückhaltend sein. "Ich bin nicht der Typ, der nach fünf Minuten schon weiß, wie die Leute sind, mit denen ich kurz zusammengetroffen bin."
Zu hoher Erwartungsdruck lähmt
Grundsätzlich habe er diese Erkundungen "als sehr gut empfunden, weil sie nicht unter Druck standen" - auch nicht unter dem Erwartungsdruck, jetzt sofort etwas erreichen zu müssen. Scheuer wörtlich: "Ich glaube, dass uns insgesamt der Erwartungsdruck in der Kirche ganz schön müde macht - und eigentlich nichts bringt. Das ist der Druck, den wir uns selbst aufladen, oder den wir auch auf andere ausüben."
Natürlich müsse man sich in der Diözese damit befassen, wie es personell weitergeht, wie sich das Miteinander von Priestern und Laien bei der Leitung gestaltet, räumte der Bischof ein. "Auch die Frage des Geldes wird uns einigermaßen beschäftigen - ich hoffe nur, dass sie uns nicht 'besetzt'."
Quelle: kathpress