Feier mit Auslandsburgenländern Impuls für heute
Bischof Ägidius Zsifkovics hat anlässlich des 60-Jahr-Jubiläums der Burgenländischen Gemeinschaft mit ihren vielen Auslandsburgenländern auf aktuelle Herausforderungen rund um die Flüchtlingskrise Bezug genommen: In der kürzlich in Güssing gefeierten Festmesse, von der die Diözese Eisenstadt am Dienstag berichtete, unterstrich er die Bedeutung des Glaubens für eine "zuversichtliche, offene Annahme von Neuem". Und Zsifkovics erinnerte daran, dass "auch die ausgewanderten Burgenländer die Hilfe vieler barmherziger Samariter gebraucht haben und vielen Menschen selbst zu barmherzigen Samaritern geworden sind". Diese Hilfsbereitschaft sei eine "zentrale Botschaft für unseren Umgang mit Flüchtlingen und Verfolgten" und solle Ansporn für heute sein, so der Bischof.
Die 1956 gegründete Burgenländische Gemeinschaft sieht ihre Hauptaufgabe in der Pflege, Förderung und Vertiefung der Heimatverbundenheit der Burgenländer, die bereits vor und dann auch nach dem Ersten Weltkrieg in großer Zahl nach Amerika emigrierten: "Was die Auswanderer von der alten in die neue Heimat mitgenommen haben und sie auszeichnete, war erstens ein tiefer Glaube, zweitens ihre Kultur und Sprache und zudem fleißige Hände", sagte Bischof Zsifkovics zu den Vertretern der Gemeinschaft mit Präsident Walter Dujmovits - Autor des Buches "Die Amerikawanderung der Burgenländer" - an der Spitze.
Ein tiefer Glaube sei die wichtigste Grundlage, "um neue Herausforderungen bewältigen und ein neues Leben aufbauen zu können", betonte Zsifkovics. Er zitierte den 1996 verstorbenen Kardinal Joseph Bernardin von Cincinnati und Chicago, der im Audienzzimmer von Papst Johannes Paul II. gegenüber dem damaligen Eisenstädter Diözesanbischof Stefan Laszlo gesagt habe: "Was wäre meine Erzdiözese Chicago ohne die Gläubigen aus dem Burgenland?" Ägidius Zsifkovics war als junger Sekretär Laszlos Zeuge dieser Unterredung.
"Das Eigene lieben, das andere schätzen"
Auch die Kultur und die Pflege der eigenen Sprache habe eine zusammenhaltende, Identität stiftende Funktion, lobte der Bischof das diesbezügliche Engagement der Burgenländischen Gemeinschaft. "Das Eigene lieben, das andere schätzen!" sei ein einfacher, aber umso wertvollerer Grundsatz für das friedliche Zusammenleben verschiedener Sprachen, Religionen und Kulturen. "Ist das nicht eine wichtige Botschaft auch für unsere zerrissene Welt und für unser gespaltenes Europa, das sich wieder in Nationalismen abgrenzen will und im Mitmenschen oft nur den Konkurrenten und Feind sieht?", gab der Bischof zu bedenken.
Zsifkovics lud eine Delegation der Gemeinschaft, darunter die amtierende "Miss Burgenland New York", Caitlyn Martyn, zu einem Mittagessen und Beisammensein ein, nachdem die Gruppe zunächst von den Landesspitzen Hans Niessl und Johann Tschürtz empfangen worden war.
Die Burgenländische Gemeinschaft gilt als Interessensvertretung der ins Ausland ausgewanderten Burgenländerinnen und Burgenländer und ist eine wichtige Brücke zwischen alter und neuer Heimat. Der Verein ist in mehr als zehn Staaten präsent, am stärksten in den USA. Rund 66.000 Menschen emigrierten im 20. Jahrhundert aus dem Burgenland, das mit Abstand häufigste Zielland waren die USA. Jene rund 20.000 Emigranten, die bereits vor 1880 auswanderten, konnten statistisch nie erfasst werden.
Quelle: kathpress