Salzburg geprägt von Kunst, Kultur und Kirche
Kunst, Kultur "und ja, auch Kirche" - diese "drei K" prägen nach den Worten des Salzburger Erzbischofs Franz Lackner die Weltkulturerbe-Stadt an der Salzach. Anlässlich der Eröffnung der Salzburger Festspiele führte Lackner die "Kleine Zeitung" durch die Salzburger Innenstadt und erläuterte dabei nicht nur die unübersehbare kirchliche Präsenz mit insgesamt 22 Pfarrkirchen, elf Klosterkirchen, elf anderen Kirchen sowie 22 nicht öffentlich zugänglichen Privatkapellen. Ergebnis war ein vierseitiges Interview "en passant", nachzulesen in der Donnerstagausgabe des Blattes.
Drei Jahre nach seinem Amtsantritt komme ihm die Stadt "wie eine große Bühne" vor, in der auch er "eine Rolle spiele - die des Erzbischofs", sagte der gebürtige Oststeirer. Die "Seele" Salzburgs beschrieb Lackner als komplexe Mischung von geschichtlicher Tradition, kirchlich-kultureller Prägung und einer "wunderbaren Landschaft".
Die Zeit der fast fünf Jahrhunderte in Salzburg herrschenden Fürsterzbischöfe sei längst vorbei, er halte sich gerne an die heute geltende Maxime von "einer freien Kirche in einem freien Staat", sagte Lackner. "Natürlich empfindet man nach wie vor eine Verantwortung für das Land, aber nicht im gesetzgeberischen Sinn, sondern wir als Kirche sind ein Ausgleichsgefäß für Leute, denen es nicht so gut geht."
Angesprochen auf die Verpflichtung gegenüber den Armen einerseits und das wohlsituierte Publikum bei den Festspielen andererseits sagte Lackner, er sei "mit ganzem Herzen Franziskaner". Wirtschaftliche Systeme seien "immer auch ungerecht und bedürfen des Ausgleichs". Reichtum an sich sei nicht schlecht, sofern er nicht auf Kosten anderer entstanden sei, meinte der Erzbischof. Er erinnerte daran, dass die Franziskaner im Spätmittelalter die erste Bank gründeten, um Bedürftigen billige Kredite zu geben. Man müsse sich um Arme sowohl "strukturell kümmern" wie auch durch direkte persönliche Hilfe.
Entspanntes Verhältnis zur Kunst
Vorbei ist nach Einschätzung Lackners auch die Zeit, da die Kirche gegen unliebsame Kunst vorgegangen sei wie noch 1987 gegen die umstrittene Festspielaufführung des Oratoriums "Das Buch mit sieben Siegeln" durch Regisseur George Tabori. "Ich denke, die Ära solcher Verbote ist vorbei. Die Kirche hat gelernt, dass Kunst anstößig sein darf." Grenzen der Freiheit der Kunst gebe es zwar, sie seien aber "nicht generell festzulegen" und müssten im Anlassfall je neu diskutiert werden.
Die Distanzierung von Kunst und Kirche sieht der Erzbischof entspannt: Früher seien beide Bereiche zwar enger verbunden gewesen, die "Geburtsstunde der Musik" etwa habe mit Religion zu tun. Aber wie in "Familienbeziehungen" gebe es Ablösungen, nach denen "die Kinder immer wieder zurückfinden". Nach Lackners Beobachtung hat die Kunst auch nie einen "radikalen Atheismus" mitvollzogen. Gegenwärtig gebe es viel indirektes Aufgreifen von Religiösem in der Kunst. "Der Umweg ist mir da lieber als das Direkthinein, als das Heilige unmittelbar zu thematisieren."
Quelle: kathpress