"Arbeiterpriester" Sieder tritt in Ruhestand
Bei einem Festakt im niederösterreichischen Gaming ist der bekannte niederösterreichische "Arbeiterpriester" Franz Sieder in den Ruhestand verabschiedet worden. Der 77-jährige Betriebsseelsorger sei "Kaplan und Anwalt für die Würde eines jeden Menschen", betonte der St. Pöltner Weihbischof Anton Leichtfried bei der Feier. Sieder sei als Betriebsseelsorger in den vergangenen vier Jahrzehnten gerade dort unterwegs gewesen, wo die Kirche eher wenig präsent sei und damit ein "wichtiger Türöffner und Brückenbauer", so Leichtfried nach Angaben des Pressediensts der Diözese St. Pölten vom Donnerstag.
An der Feier für Sieder nahmen zahlreiche Bekannte und Wegbegleiter Sieders aus Kirche und Gewerkschaft teil. Der Präsident der niederösterreichischen Arbeiterkammer, Markus Wieser, würdigte im Rahmen der Feier u.a. den Einsatz Sieders in Fragen von Verteilung und Gerechtigkeit.
Sieder selbst berichtete, wie fasziniert er in jungen Jahren vom Beispiel der französischen Arbeiterpriester und auch des belgischen Kardinals und Gründers der Christlichen Arbeiterjugend, Joseph Cardijn (1882-1967), gewesen sei. Er wünsche sich, dass die Anliegen der Arbeitswelt künftig noch stärker in der Pastoral zum Tragen komme. Der 77-Jährige hielt unzählige Predigten und Reden zu sozialer Gerechtigkeit aus der Sicht des christlichen Glaubens. Einige davon sind in den zwei Büchern "Gegen den Strom" gesammelt.
Sieder stammt aus Obergrafendorf, wo er 1938 zu Welt kam. Nach der Priesterweihe 1962 war er Kaplan in der Pfarre Amstetten-St. Stephan und danach für die Katholische Arbeiterjugend. Seit 1976 wirkt Sieder als Betriebsseelsorger im Mostviertel. Der Priester war auch maßgeblich am Aufbau von Pax Christi Österreich beteiligt, seit 1989 ist er Geistlicher Assistent der kirchlichen Friedensbewegung. Weiters betätigt er sich seit 20 Jahren im Bundesvorstand der Arbeitsgemeinschaft Christentum und Sozialismus (ACUS).
Quelle: kathpress