Asyl-Diskussion: Betroffenen "in die Augen schauen"
Wer über Fragen von Integration und Asyl redet, sollte dabei den betroffenen Menschen "in die Augen schauen". Das hat der Feldkircher Bischof Benno Elbs bei einer Predigt am Samstag im Rahmen der heurigen "Gebhardswoche" in Gebhardsberg nahe Bregenz gefordert. Ein solcher unmittelbarer Blick in das Antlitz des Anderen diene der Bewahrung des sozialen Friedens, erinnerte Elbs an ein Axiom des Philosophen Emmanuel Levinas. Besorgt zeigte sich Elbs über die "sprachliche Entwicklung" in den aktuellen politischen Diskussionen: "Die Sprache erzeugt Wirklichkeit und schafft Realität" - insofern seien alle Verantwortungsträger in Gesellschaft und Politik sowie in den Online-Foren zu einem "Ton der Menschlichkeit" aufgerufen, der sich "vor der Würde des anderen Menschen verneigt", so Elbs.
Der Einsatz für den Anderen entspreche auch ganz der Überzeugung des christlichen Glaubens, dass dieser durch und durch "politisch" sei: Der Ort des Christen sei ein Ort an den Rändern der Gesellschaft, bei den Armen und Bedrängten. Elbs wörtlich: "Wir Christen dürfen uns nicht in die Kirchen zurückdrängen lassen, sondern Gott ist im höchsten Maß politisch. Er ist nicht parteipolitisch, aber Gott ist politisch in dem Sinne, dass er auf der Seite der Armen steht, dass unser Glaube hineinführt in diese Haltung der Nächstenliebe, in die Haltung des Einsatzes für Gerechtigkeit, für Frieden und für die Bewahrung der Schöpfung. Gottesliebe und Nächstenliebe sind nicht zu trennen."
Im Blick auf die aktuelle Diskussion über die Präsenz religiöser Symbole in der Öffentlichkeit sprach sich Elbs für deren Verbleib aus: Ihn habe die Tatsache "sehr befremdet", so der Feldkircher Bischof, dass die Fremdenverkehrswerbung bestimmter Gemeinden die Berg-Kreuze auf Werbefotos wegretuschiert habe, damit sich arabische Touristen nicht daran stoßen. Elbs dazu: "Ich glaube, dass es entscheidend ist, in der Welt, in der wir leben, dass wir uns nicht schämen. Und ich glaube, wir brauchen religiöse Zeichen im öffentlichen Raum." Wichtig sei dabei gewiss, dass diese nicht als "Kampfzeichen" missverstanden würden, die sich gegen jemanden oder eine andere Religion richten, sondern dass sie "Hoffnungszeichen" seien, die allen Menschen und speziell den Verfolgten und Unterdrückten gelten.
Die traditionelle "Gebhardswoche" findet heuer vom 27. August bis 3. September in der Diözese Feldkirch statt. Der Gebhardsberg mit den Resten der Festung Hohenbregenz soll jener Ort sein, an dem der heilige Gebhard um 949 geboren wurde. Bis heute ist Bregenz neben Konstanz das Zentrum der Gebhardsverehrung im Bodenseeraum. Um das Fest des Heiligen am 27. August findet deshalb die jährliche Gebhardswoche statt, die zahlreiche Pilger aus dem gesamten deutschsprachigen Raum nach Bregenz führt. Gebhard ist der Patron der Diözese Feldkirch und entstammte der Familie der Grafen von Bregenz. Er starb am 27. August 995 und wurde bald als Heiliger verehrt.