Graz: Neuer Bischofsvikar will Kirche für Fernstehende öffnen
Der neue Grazer Bischofsvikar Hermann Glettler will sich verstärkt jenen widmen, die kein Nahverhältnis zur Kirche haben: "Als Bischofsvikar will ich Kirche vor allem auch für Menschen öffnen, die mit Kirche 'nichts am Hut haben'", sagte der bisherige Pfarrer von Graz-St. Andrä im Interview mit der "Kleinen Zeitung" (Sonntag-Ausgabe). Glettler wird sein neues Amt als Bischofsvikar für Caritas und Evangelisation am 1. September antreten - zeitgleich mit dem neuen Grazer Caritasdirektor Herbert Beiglböck.
Der Kooperation mit dem neuen Caritasdirektor sieht Glettler mit Vorfreude entgegen - er werde sich nicht in die operative Leitung einmischen, sondern gemeinsam mit Beiglböck die "strategische Grundausrichtung" vornehmen. Er sehe seine Aufgabe darin, "die Kompetenzen zusammenzubinden und zu vernetzen" - schließlich sei Caritas "kein Nebenschauplatz von Kirche", sondern führe in das Herz des Glaubens hinein. Insofern sei Caritas auch ein Stück weit Evangelisation, da sie "das Wort Gottes greifbar" mache.
Als ein "tolles Experimentierfeld" bezeichnete Glettler seine Zeit in der Pfarre St. Andrä, die er zu einem Hort von Kunst und Kultur ausgebaut hat. Kunst sei eine Form, durch die sich Kirche "in das gesellschaftliche Gefüge" hineinmengen könne, so Glettler. Kunst habe ihn gelehrt, "dass das Leben viel Trotz, Frechheit und Trost braucht" - und dass sie die Kraft habe, einen "barocken Kosmos" wie etwa eine Pfarre aufzubrechen, "Verwundbarkeit zuzulassen" und "Reibungsenergie" freizusetzen. Sein Kunst-Engagement und seine vielfältigen Kunstprojekte werde er nicht weiterführen, so Glettler. "Aber vielleicht bricht ja dieser Virus in mir wieder einmal aus".
Ebenso seien jedoch auch Integrations- und Flüchtlingsarbeit, interkulturelle Angebote oder auch Glaubenskurse etc. Ansätze, um Kirche zu öffnen und Menschen für Kirche zu interessieren. Evangelisation verstehe er entsprechend nicht als "Propaganda", sondern als "Ermöglichung von Begegnung".
In der gegenwärtigen schwierigen Flüchtlingssituation habe die Kirche außerdem die Kompetenz, "Identitätsressourcen" aufzubauen, d.h. den Menschen Sinnangebote zu machen, die Vertrauen und Hoffnung stärken. "Sonst ist der Menschen nicht belastbar und wird zum Fallwild für Populisten".
Quelle: Kathpress