Papst-Mitra und Ordensschleier im Wien Museum
Abseits der medial viel beachteten Ausstellung "Sex in Wien", die ab Donnerstag im Wien Museum zu sehen ist, hat das Museum aktuell noch viel mehr zu bieten. So ist etwa der Schleier von Sr. Beatrix Mayrhofer, Präsidentin der Vereinigung der Frauenorden Österreichs, derzeit ausgestellt. Das Baumwolltextil in Schwarz und Weiß ist Teil der Ausstellung "Chapeau! Eine Sozialgeschichte des bedeckten Kopfes", die noch bis 30. Oktober im Haus am Karlsplatz zu sehen ist.
"Ich trage den Schleier bewusst als Ausdruck meiner Lebensentscheidung. Dass mich in unserer multikulturellen Gesellschaft manchmal ein Lächeln mit einer Muslima verbindet, die das Kopftuch trägt - das ist auch eine neue Erfahrung", legt die ranghöchste Ordensfrau des Landes im Ausstellungskatalog dar. Sie selbst trage den Schleier in der Liturgie und auf der Straße, gehe aber ohne ihn zu Fußballmatches, berichtete sie.
Seit Jahrtausenden seien Frauen verschleiert gewesen, doch erst durch die islamische Lebensform finde diese Tradition nun auch hierzulande wieder Beachtung, bemerkte Mayrhofer. Dabei findet die Verschleierung auch eine biblische Erwähnung: Im Brief des Apostels Paulus am die Korinther heißt es, eine Frau "entehre" ihr Haupt, wenn sie bete und ihr Haupt nicht verhülle. Genaue Vorschriften lassen sich daraus aber nicht ableiten.
Der Schleier der Ordensfrauen ist aus der mittelalterlichen Tracht der verheirateten Frau hervorgegangen. Er drückt aus, "dass die Frau nun Gott geweiht ist und ihm allein dient", wie Mayrhofer betonte. Dennoch hätten die Klöster trotz ihrer scheinbaren Abgeschlossenheit den Frauen lang Zeit sonst unerreichbare Freiheiten ermöglicht, etwa die Befreiung vor der Pflicht zu heiraten, oder die Freiheit, sich zu bilden. Dass religionsfeindliche Diktaturen gerade von den Ordensfrauen das Ablegen des Schleiers und auch des Ordenslebens verlangt hätten, sei daher "nur logisch".
Seit dem Zweiten Vatikanischen Konzil sei der Ausdruck "den Schleier nehmen" nicht mehr ein Synonym für den Ordenseintritt einer Frau, erklärte die Präsidentin der Vereinigung der Frauenorden. In den Gemeinschaften werde seither um die Zeitgemäßheit eines Schleiers gerungen, "um die Notwendigkeit einer äußeren Unterscheidung von den Menschen, denen Ordenschristen die Botschaft des Evangeliums durch ihr Leben verkünden wollen". Viele der 3.600 Ordensfrauen in Österreich tragen einen Schleier, viele aber auch nicht, "denn das Ordensleben hängt nicht an äußeren Zeichen", so Mayrhofer.
Die Ausstellung im Wien-Museum widmet den religiösen Kopfbedeckungen eine eigene Abteilung, die von der Mitra über die Kippa bis zum Fez und zum Rastafari-Kopftuch alles beinhaltet. Zu sehen sind auch die "Hüte" bekannter Persönlichkeiten, neben dem Schleier von Sr. Beatrix etwa u.a. die Kippa von Robert Menasse oder ein Zuchetto von Papst Leo XIII. Gezeigt wird auch die Mitra, die 2007 für Papst Benedikt XVI. bei seinem Österreich-Besuch angefertigt wurde. Im Katalog gibt es dazu eine Würdigung der Paramentenstickerin, Sr. Imelda Ruf, Benediktinerin aus Steinerkirchen.
Es sei auffalllend, dass sowohl Christentum als auch Judentum und Islam Vorschriften für die Bedeckung des Haares bzw. des Kopfes der Frau kennen, während sich männliche Kopfbedeckungen nur aus den Traditionen gebildet hätten, heißt es seitens der Kuratoren der Ausstellung. Oft bestehe bei religiösen Kopfbedeckungen große Diskrepanz zwischen Selbst- und Fremdbild, aufgrund der bestimmenden Vorurteile komme "die von der Senderin intendierte Botschaft beim Gegenüber oft ganz anders an als gedacht", wie die Kopftuch-Debatte vorzeige.
In der russisch-orthodoxen und in der katholischen Kirche lasse sich an Details der Kopfbedeckung der soziale Rang ablesen, heißt es im Ausstellungskatalog; mit einem Foto angeführt wird hier etwa das rote Barett, das Papst Johannes XXIII. Kardinal König bei dessen Kardinalsernennung am 15. Dezember 1958 aufsetzte. Eine interessante Ausnahme dazu finde sich Judentum: Die Tora-Krone kröne hier keinen Menschen, sondern die Heilige Schrift.
Quelle: kathpress