Klasnic nimmt Politik in die Pflicht
In Österreich wird dringend eine öffentliche Finanzierung für die Hospiz-und Palliativbetreuung von Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen benötigt, "damit es nicht von Spendenaufkommen abhängt, ob und wie schwerstkranken und sterbenden Kindern und ihren Familien geholfen werden kann": Das hat Waltraud Klasnic, Präsidentin des Dachverbandes Hospiz Österreich, bei einem Pressegespräch in Salzburg unterstrichen. Anlass war der erste Pädiatrische Hospiz- und Palliativkongresses in Österreich, der am Mittwoch und Donnerstag im kirchlichen Bildungshaus St. Virgil stattfindet.
Für Klasnic ist die Tagung ein "großer Schritt" in Richtung mehr Augenmerk auch auf junge Sterbenskranke. Sie verdeutliche, "mit wie viel Expertise, Engagement und Vernetzung" hier bereits gearbeitet werde. Allerdings mit unzureichender Unterstützung durch die Politik.
Jedes schwerstkranke Kind habe Anspruch auf ein Leben in Würde, betonte der Dachverband Hospiz in seiner Aussendung. In Österreich gehe man davon aus, dass jährlich rund 1.000 Kinder und Jugendliche samt ihren Familien die Unterstützung von spezialisierten Kinderhospiz- und Palliativangeboten benötigen. "Der Bedarf ist also groß", die Bereitstellung öffentlicher Mittel dafür jedoch gering. Das müsse sich ändern, forderte Klasnic: "Da stehen wir bei Palliative Care erst am Anfang."
Das Konzept, wie eine flächendeckende Versorgung in Österreich aussehen müsste, sowie ein Curriculum für die Ausbildung von ehrenamtlichen Hospizbegleitern für Kinder und Jugendliche sind fertig. Klasnic drängt die Politik zur Umsetzung und Finanzierung. Schwerpunkt des Konzepts ist die mobile Versorgung, die zu den betroffenen Familien kommt. Weil lebensbedrohlich erkrankte Kinder möglichst in den eigenen Familien betreut werden sollten.
"Menschliche und gesellschaftliche Pflicht"
Martina Kronberger-Vollnhofer, Kinderhospizbeauftragte im Dachverband Hospiz Österreich und Leiterin von Wiens mobilem Kinderhospiz "MOMO", gab beim Kongress Einblick in die Situation Betroffener: Die Auseinandersetzung mit Krankheit, Tod und Trauer treffe die Eltern schwerstkranker Kinder in einer Zeit, die üblicherweise von Wünschen für die Zukunft geprägt ist. Betroffene Familien seien konfrontiert mit Sorgen und Ängsten, aufwändiger Pflege des schwerstkranken Kindes, zu wenig Zeit für dessen gesunde Geschwister und für soziale Kontakte sowie mit finanziellen Belastungen. "Wir können diesen Familien ihr Schicksal nicht nehmen", räumte Kronberger-Vollnhofer ein. "Es ist aber unsere menschliche und gesellschaftliche Pflicht, sie auf ihrem schweren und oft langen Weg zu begleiten und ihre Interessen bestmöglich zu vertreten."
Ende 2015 gab es in Österreich sieben Mobile Kinder-Palliativteams in den Bundesländern Nieder- und Oberösterreich, Salzburg, Steiermark und Wien und neun Kinder-Hospizteams in den Bundesländern Burgenland, NÖ, OÖ, Salzburg, Steiermark, Vorarlberg und Wien, informierte Leena Pelttari, Geschäftsführerin im Dachverband Hospiz Österreich über bestehende Einrichtungen in Österreich. Bedarf sieht sie für mindestens ein Kinder-Hospizteam und ein Mobiles Kinder-Palliativteam je Bundesland. Ein Stationäres Kinderhospiz mit psychosozialer Ausrichtung gebe es im Burgenland, einen Kinder-Hospizplatz in NÖ. Gebraucht würden zwei bis drei Standorte in Österreich, sagte Pelttari. Pädiatrische Palliativbetten sollte es ihrer Überzeugung nach an jeder der derzeit 43 Kinder- bzw. Jugendabteilung in Österreich geben. Aktuell bestehe jedoch nur ein Standort mit drei Betten in NÖ.
Joan Marston, Präsidentin des Internationalen Kinderhospiz-Netzwerks "icpcn", erinnerte bei der Eröffnung des Kongresses daran, dass Palliative Care von den Vereinten Nationen als Menschenrecht anerkannt wird. Jedoch: "21 Millionen Kinder auf der Welt brauchen Palliative Care, nur ein Prozent erhält sie." So unterschiedlich die politischen, kulturellen und ökonomischen Rahmenbedingungen für Kinder auch seien, ihre Grundbedürfnisse sind laut Marston immer dieselben: "geliebt zu werden, umsorgt zu werden, sich zu entwickeln und zu spielen".
(Informationen: www.hospiz.at)
Quelle: kathpress