Europas Christen müssen ihren Glauben stärker leben
Europas Christen müssen nach Ansicht des steirischen Diözesanbischofs Wilhelm Krautwaschl ihren christlichen Glauben im Alltag wieder stärker leben. Die aktuelle Beschwörung des "christlichen Abendlandes" übersehe wesentliche geschichtliche Aspekte Europas, aber auch, dass Werthaltungen allein nicht den christlichen Glauben ausmachten, sagte der Grazer Bischof am Sonntag bei einem Festgottesdienst im Benediktinerstift St. Lambrecht. "Bloße Rückbesinnung auf die Großtaten des Christentums in den vergangenen Zeiten mag wohl die starke Prägung unserer Heimat deutlich machen, ist aber nicht von vornherein geeignet, das Leben heute zu bestimmen", sagte Krautwaschl.
Christen sollten vielmehr ein Leben führen, "das deutlich aus der Beziehung zum Auferstandenen heraus den Alltag gestaltet". Es gehe im Christsein nicht zunächst um Moral und Werte, sondern um eine lebendige Beziehung zu Gott. "Nur dann, wenn diese Wirklichkeit eine lebendige ist, nur dann kann Christentum wirklich Fuß fassen", betonte Krautwaschl.
All dies sei auch Voraussetzung für Mission, die "im besten Sinn des Wortes ein Wesenszug der Christen ist", wie der Grazer Bischof erinnerte. Mission sei keineswegs denen vorbehalten, die ein geweihtes Amt in der Kirche ausüben oder für diese in der Seelsorge angestellt sind, sondern "urtümlichste Angelegenheit" aller Getauften. "Nur dann, wenn wir diese lebendige Beziehung leben, wenn wir beten, Sakramente feiern, geistliche Berufe fördern usw., nur dann werden andere durch uns Getaufte und Gefirmte angeregt werden, diesen Glauben für sich anzunehmen." Christen müssten dabei auch das Risiko in Kauf nehmen, mit ihrem Glauben anzuecken.
Krautwaschl feierte in St. Lambrecht den Festgottesdienst zum zweitägigen Lambertifest in dem obersteirischen Benediktinerstift. Es stand heuer im Zeichen eines besonderen Jubiläums: Vor 950 Jahren wurde die Kirche des "Heiligen Lambert im Walde" erstmals erwähnt, etwa zehn Jahre später wurde dort das Benediktinerkloster gegründet.
Die Benediktiner hätten über die Jahrhunderte hinweg durch ihr Dasein und die damit verbundenen Abteien "der Botschaft des Evangeliums sichtbare Gestalt verliehen und in die entsprechende Gegend eingepflanzt", dankte Bischof Krautwaschl den Ordensleuten: "Unsere Heimat braucht auch in Zukunft Menschen, die durch ihr Eindringen in die Reichhaltigkeit und die Schätze unseres christlichen Glaubens, sowie durch ihr Gebet und ihrer Hände Arbeit deutlich machen, dass ein Leben aus der Hinwendung zu Gott eines ist, dass diese Welt und die Menschen in ihr alles andere als außen vor lässt."
Quelle: kathpress