Sozialminister contra Kirchenexpertinnen
Die Katholische Sozialakademie Österreichs (ksoe) ist am kommenden Montag, 26. September, Gastgeberin einer absehbar kontroversiellen Podiumsdiskussion: Sozialminister Alois Stöger, der im Sommer seine Ablehnung eines von Erwerbsarbeit unabhängigen Grundeinkommens deponiert hatte, trifft auf Margit Appel, Politologin bei der ksoe und Vertreterin des "Netzwerks Grundeinkommen und sozialer Zusammenhalt - B.I.E.N. Austria", die Schweizer evangelische Theologin Ina Praetorius und den wohl auf Stöger-Linie argumentierenden leitenden ÖGB-Sekretär Bernhard Achitz. Als Moderatorin des Gesprächs am Montag um 18.30 Uhr in der Fachbuchhandlung des ÖGB-Verlags (Rathausstraße 21, 1010 Wien) fungiert ksoe-Leiterin Magdalena Holztrattner.
Anlass für die Diskussion ist die Wiederauflage und Präsentation des Fachbuch-Klassikers "Grundeinkommen ohne Arbeit" der Sozialwissenschaftlerin Lieselotte Wohlgenannt und des Jesuiten Herwig Büchele aus dem Jahr 1985. Ergänzt um aktuelle Beiträge von Appel, Prätorius, Ronald Blaschke und Markus Blümel erschien der Band im September im ÖGB-Verlag neu. Wohlgenannt vollendete im Juli ihr 85. Lebensjahr, als langjährige Mitarbeiterin der ksoe gilt sie als Vordenkerin der Grundeinkommens-Idee in Österreich und darüber hinaus.
"Kann nicht funktionieren"?
Für Arbeits- und Sozialminister Alois Stöger ist ein bedingungsloses Grundeinkommen dagegen kein geeignetes Mittel, um der Arbeitslosigkeit zu begegnen und eine bessere Verteilung von Erwerbsarbeit zu erreichen. Im Interview mit der Mitgliederzeitschrift "Zeitzeichen" der Katholischen Arbeitnehmerbewegung sagte Stöger dazu "ganz klar: nein". Grundeinkommen sei "eine Maßnahme, die nicht funktionieren kann".
Stöger sieht darin auch die Gefahr, dass es "zu einem Almosen für die Schwächsten in der Gesellschaft werden könnte". Man müsse vielmehr die grundlegendere Frage nach der Verteilung der Einkommen und Vermögen in der Gesellschaft stellen. "Das passiert mit dem Grundeinkommen leider gar nicht", meinte der Minister.
Die Podiumsdiskussion und Buchpräsentation findet im Kontext der 9. Internationalen Woche des Grundeinkommens von 19. bis 25. September statt. Unter den zahlreichen Veranstaltungen dazu in ganz Österreich finden sich auch mehrere Filmvorführungen der Satire "Zero Crash"; darin stellen Außerirdische alle Guthaben und Schulden auf Null und sorgen so für einen weltweiten Schuldenschnitt nach dem biblischem Vorbild des "Jubeljahrs" bzw. "Erlassjahrs": Nach den Vorgaben des Buches Leviticus sollten die Israeliten ihren untergebenen Volksangehörigen jedes 50. Jahr einen vollständigen Schuldenerlass gewähren. Um dem drohenden Kollaps zu entgehen, wird in der Filmsatire ein weltweites Grundeinkommen eingeführt. (Details zum Programm der Woche des Grundeinkommens: www.grundeinkommen.at)
Quelle: kathpress