Kärnten: Keine Auflösung von Pfarren
Wie alle Diözesen in Österreich beschreitet auch die Diözese Gurk-Klagenfurt den Weg der Erneuerung und Strukturveränderung. Diese Reform werde allerdings nicht mit der Auflösung von Pfarren einhergehen und auch nicht von einem übergeordneten Gremium forciert, sondern solle von den Pfarren selbst ausgehen. Das hat der Kärntner Bischof Alois Schwarz in einem Interview in der Kärntner Kirchenzeitung "Sonntag" dargelegt. "Ich erwarte mir, dass mir die Pfarrgemeinden vorschlagen, wie diese Einheit pfarrübergreifend gestaltet wird", so Schwarz. "Wir schreiben aber keine Papiere und erlassen Verordnungen, was alles aufgelöst, zusammengelegt oder neu organisiert werden muss."
Vorstellbar sei etwa, die Kooperation jener Pfarren zu intensivieren, die innerhalb einer politischen Gemeinde liegen. Derzeit gebe es 336 Pfarren und 132 politische Gemeinden in der Diözese. Da gebe es genügend Kooperationsmöglichkeiten: "Aber das soll sich vor Ort in der Region entwickeln", betonte Schwarz. Kirche müsse bei all dem weiter vor Ort bleiben und "überschaubaren Einheiten" Beheimatung bieten: "So bleibt jede Pfarre bestehen, und die Menschen haben die Gewissheit, die Kirche bleibt mit uns am Ort".
Einen radikalen Schritt wie ihn etwa die Nachbardiözese Graz-Seckau mit der Auflösung der Dekanate gesetzt hat, wird vom Bischof nicht dezidiert ausgeschlossen, zugleich jedoch der Ball an die Pfarren zurückgespielt: "Es ist mein Weg, dies von den Menschen her wachsen zu lassen. Wenn es sich ergibt, wenn das Bedürfnis vor Ort besteht, dann ist es gut so. Wenn nicht, werden wir aber nichts erzwingen".
PGR-Wahlen: "Mehr als ein demokratischer Vorgang"
Als eine Fingerzeig in Sachen Demokratie wertet der Kärntner Bischof außerdem die im kommenden März anstehenden Pfarrgemeinderatswahlen (PGR). So würden diese sich in einem wichtigen Punkt von anderen Wahlen etwa im politischen Bereich unterscheiden - und zwar darin, dass sie "eine Wahl zur Erwählung" seien: "Wer da gewählt wird, wird erwählt, dem Gottesnamen ein Gesicht zu geben." Insofern seien die Pfarrgemeinderatswahlen auch "mehr als ein demokratischer Vorgang", da er den Gewählten Würde und Bürde gleichermaßen auferlegt.
Damit jedoch hätten die Pfarrgemeinderatswahlen auch eine Strahlkraft in Richtung der säkularen Gesellschaft, da sie deutlich machen, dass Demokratie sich nicht im technischen Ablauf einer Wahl erschöpfe: "Es geht darum, wer in diesem sozialen Gefüge einer Gemeinschaft große Verantwortung für die anderen trägt."
Im Rückblick auf das vergangene "Jahr der Barmherzigkeit", das auch in Kärnten mit zahlreichen Aktionen und "Pforten der Barmherzigkeit" zu Ende gegangen ist, bilanzierte der Bischof, dass es für ihn "mehr als ein Aktionsjahr" gewesen sei: "Es geht um die Grundausrichtung auf Gott und nicht auf bestimmte Werke". Mit dem Stichwort Barmherzigkeit habe Papst Franziskus nicht nur "ein ganz prophetisches Wort für unsere Zeit" gesprochen, so Schwarz, sondern zugleich ein "Weltthema" eröffnet und den "Notenschlüssel" gegeben, um etwa das päpstliche Schreiben "Amoris laetitia" zu Ehe und Familie richtig zu entschlüsseln. Dieses enthalte schließlich ein "neues, herausforderndes Pastoralprogramm", das auf Verstehen, Verzeihen, Begleiten, Hoffen und Eingliedern setze.
Reformationsjubiläum: "Es geht um die Zukunft des Christentums"
Das Reformationsjubiläum möchte Bischof Schwarz nutzen, um gemeinsam als christliche Kirchen darüber zu beraten, "was heute zur Reform des christlichen Glaubens konfessionsübergreifend notwendig ist". Es gehe schließlich "um die Zukunft des Christentums" - eine Aufgabe, die nur gemeinsam von katholischer, evangelischer und orthodoxer Kirche bewältigt werden könne. So brauche es das "schriftkundige Festhalten am Wort Gottes von der Evangelischen Kirche" ebenso wie das "Sakramentale, Zeichenhafte, von Ritualen geprägte Katholischsein unserer Kirche" und das "Mystische der Orthodoxen Kirche".
Im Blick auf Weihnachten sprach sich Bischof Schwarz schließlich dafür aus, das Fest kirchlicherseits als ein ursprünglich religiöses Fest zurückzugewinnen: "Unsere Aufgabe muss es sein, den ursprünglichen, religiösen Charakter des Weihnachtsfestes herauszulösen". Vielleicht sei die Konsumorientierung rund um Weihnachten heute vor allem ein "Ausdruck der Hilflosigkeit unserer Gesellschaft, die sich selbst keine Hoffnung zusprechen kann", so Schwarz. Daher suche sie im Konsum und Kommerz nach "Ersatzhandlungen und -zeichen für die Ursehnsucht des Menschen nach Liebe und Angenommen-Sein".
Quelle: Kathpress