Orientierung im Dschungel der Lebenskonzepte
Was um Himmels willen soll ich nach der Matura machen? Eine Frage, die Jahr für Jahr zigtausende Jugendliche in ganz Österreich umtreibt. Ein Studium? Und wenn ja, welches? Oder vielleicht doch eher eine Lehre? Angesichts einer überbordenden Fülle an Ausbildungs- und Jobmöglichkeiten sind Jugendliche zunehmend überfordert, aus vollem Herzen und im Brustton der Überzeugung eine solch einschneidende Entscheidung zu treffen. Vielfalt kann auch eine Last sein - die Last zur Entscheidung.
Entscheidungen dieser Art wollen also wohl bedacht sein. Sie brauchen Raum und Zeit - und Begleitung. Denn auch wenn Biografien heute immer fragmentierter werden, immer häufiger von Brüchen und Neuanfängen gekennzeichnet sind, so bleibt doch die Frage akut, ob es nicht doch eine zentrale Kompetenz, eine Leidenschaft gibt, die in mir schlummert und gefördert werden sollte.
Die Kirche spricht in diesem Fall etwas weihevoll von "Charisma" und "Berufung". Und sie möchte bewusst geschützte Räume bieten, in denen Menschen - Jugendliche, aber immer häufiger auch Menschen mitten im Leben - sich ganz auf die Suche nach ihrer je eigenen Berufung einlassen können. Ein Wagnis. Denn es ist völlig offen, was am Ende dabei herauskommt. Ist es eine konkrete Berufsentscheidung oder ist es der bewusste Bruch mit dem bisherigen Leben.
Bei den sogenannten "TheoTagen" versucht Kirche nun einen Spagat: Sie möchte eben jenen Gesprächsraum bieten, in dem sich Jugendliche bewusst über die Frage der eigenen Berufung Gedanken machen und austauschen können - und sie möchte zugleich über konkrete Ausbildungs- und Jobmöglichkeiten im Bereich der Kirche informieren. Denn die katholische Kirche ist nicht nur einer der größten Arbeitgeber im Land, sie ist zugleich einer der vielfältigsten: So reicht das Spektrum von "klassischen" Berufen wie dem Priesteramt über Kirchemusiker, Pastorale Mitarbeiter bis hin zu Verwaltungskräften und Journalisten.
Die gängigsten kirchlichen Berufe
- Diakon
- JugendleiterIn
- KirchenmusikerIn
- MesnerIn
- Ordensfrau
- Ordensmann
- PastoralassistentIn
- Pfarrhaushälterin
- Priester
- ReligionslehrerIn
- Säkularinstitute
- Volontariat
Auch an Ausbildungsmöglichkeiten mangelt es im kirchlichen Raum bzw. Umfeld nicht. So sind die theologischen Fakultäten längst nicht mehr nur Orte der Priesterausbildung - an ihnen werden hochqualifizierte Menschen ausgebildet, die in den verschiedensten Berufssparten unterkommen. "Wir sind kein Betverein", unterstrich dazu einmal die Dekanin der Theologischen Fakultät Wien, Sigrid Müller, im Interview auf katholisch.at.
Aber die theologischen Fakultäten sind natürlich weitaus mehr als "nur" Ausbildungsstätten für den wissenschaftlichen Nachwuchs: so gehen aus ihnen sowie aus den privaten kirchlichen Hochschulen - den "KPHs" - die tausenden Religionslehrer hervor, die an allen Schulformen in Österreich ihren Dienst tun. Aktuell gibt es österreichweit rund 7.300 Religionslehrer - darunter 4.800 an den Pflichtschulen und 2.500 an Höheren Schulen und anderen Schultypen. Wenn das Lehramt eine Option ist, warum dann nicht das Lehramt Religion...?
Kirchlich-theologische Ausbildungsstätten
Universitäten |
Kirchliche Hochschulen |
Priesterseminare |
Priesterseminar der Erzdiözese Wien |
Weitere kirchliche Ausbildungsangebote |
Diözesane Zentren der Berufungspastoral |
"Theotage", die in allen Diözesen stattfinden, wollen über genau diese Vielfalt der Kirche informieren - ohne dabei zugleich zu überfordern. Denn Entscheidungen dieser Tragweite brauchen Raum und Ruhe. Daher bieten alle Diözesen auch unabhängig von einzelnen "Theotagen" die Möglichkeit, mit Begleitern ins Gespräch zu kommen, um der jeweiligen individuellen "Berufung" auf die Spur zu kommen. Orientierung im Dschungel der Lebenskonzepte lautet das Ziel. Sensible Begleitung ist dabei der Weg.
Theotage in den Diözesen
zuletzt bearbeitet von Henning Klingen
am 10. März 2017