Diözese nimmt Bürgermeister in die Pflicht
Ob in St. Andrä/Zicksee tatsächlich das erste orthodoxe Kloster in Österreich gebaut wird, "hängt ganz allein am Bürgermeister, von dem wir uns ein klares Bekenntnis zum Klosterbau erwarten". Das hat Dominik Orieschnig, Sprecher der Diözese Eisenstadt, am Montag gegenüber "Kathpress" betont. Die neuerlichen Verzögerungen wertet Orieschnig als eine "Fortsetzung des beharrlichen Unvermögens, die religiöse, kulturelle und touristische Dimension dieses Jahrtausendprojekts zu erkennen".
Das Kloster-Projekt wurde bereits im Herbst 2014 gestartet, als die Diözese Eisenstadt ein Grundstück in St. Andrä dafür zur Verfügung stellte. Nach einigen Querschüssen von Gegnern des Projekts kam es im Februar 2016 zu einer Bürgerbefragung, von der Bürgermeister Erich Goldenitsch die Entscheidung der Gemeinde abhängig machen wollte. Die ging zugunsten des Klosterbaus aus. Infolge kam es zu einem einstimmigen positiven Beschluss des Gemeinderats. Im Oktober wurde das betreffende Grundstück umgewidmet in Bauland.
Gegen diesen Beschluss gingen nun aber nochmals die Gegner vor und starteten eine Unterschriftenaktion, um eine Volksabstimmung zu erzwingen. Im zweiten Versuch legten sie Mitte März die notwendigen Unterschriften vor und der Gemeinderat beschloss daraufhin die Durchführung einer Volksabstimmung über jenen Beschluss, den er im vergangenen Herbst einstimmig verabschiedet hatte. Die Volksabstimmung wird laut Auskunft von Bürgermeister Goldenitsch voraussichtlich Anfang Juni über die Bühne gehen.
Er müsse den Fristenlauf einhalten, betonte der Bürgermeister gegenüber dem ORF-Burgenland und weiter wörtlich: "Generell hat die Gemeinde ihre Arbeit geleistet. Ich kann nur sagen, dass ich dem Projekt positiv gegenüberstehe."
"Bürgermeister muss sich klar deklarieren"
Diözesansprecher Orieschnig zeigte sich gegenüber "Kathpress" überzeugt, dass die Volksabstimmung zugunsten des Klosters ausgehen werde. Das sei aber gar nicht die entscheidende Frage. Der Bürgermeister sei vielmehr gefragt: "Man kann politischen Gestaltungswillen nicht durch endlose Wiederholungen von Plebisziten ersetzen", so Orieschnig: "Sonst haben wir demnächst eine Volksabstimmung über das Ergebnis der Volksabstimmung." Irgendwann komme der Punkt, "an dem sich ein Bürgermeister klar deklarieren muss, um die Menschen, die er vertritt, ins Boot zu holen"; sei es für oder gegen eine Sache.
Der "Zick-Zack-Kurs" und das "Zaudern" des Bürgermeisters habe nichts mehr mit Information der Bevölkerung und der Möglichkeit einer echten Mitsprache bei einem für die Region und das gesamte Land bedeutenden Projekts zu tun. Der Bürgermeister überlasse damit jenen das Feld, "die gezielt und sehr fleißig mit Desinformation, Halbwahrheiten und geschürten Ängsten operieren".
Er wolle in diesem Zusammenhang die Bevölkerung von St. Andrä auch ersuchen, so Orieschnig, "genau und gewissenhaft zu prüfen, wem sie in der Debatte rund um das Kloster Glauben schenken wollen". Denn: "Wer gegen ein christliches Kloster stimmt, muss wissen, wogegen er stimmt." Nämlich: "Gegen einen Ort der Stille und des Gebets, des Friedens und der Versöhnung und nicht zuletzt gegen einen Ort einer besonders naturverbundenen Lebensart."
Der Diözesansprecher wies gegenüber "Kathpress" auch darauf hin, dass die Kirche im Vorfeld "enorme Zugeständnisse" an die Gemeinde St. Andrä gemacht habe, um ihren guten Willen zu signalisieren. Dazu gehörte u.a. die vom Bürgermeister gewünschte Abtretung eines Teils des Grundstücks für einen Radweg sowie die Pflanzung eines Windschutzgürtels, den sich die Anrainer schon seit vielen Jahren gewünscht hätten.
Wie Orieschnig betonte, seien auch die beim Land und der zuständigen Raumplanungskommission durchgeführten - und positiv abgeschlossenen - Verfahren unter steter Einbeziehung des Bürgermeisters durchgeführt worden. Sogar der vom Bürgermeister nahegelegte Gutachter, der schon in der Vergangenheit zahlreiche Gemeindeprojekte begleitet hatte, sei von der Orthodoxen Kirche beauftragt worden, damit das Verfahren möglichst transparent und friktionsfrei durchgeführt werden konnte.
Mönche freundlich aufgenommen
Auch wenn mit dem Klosterbau noch nicht begonnen werden konnte, so gibt es die Klostergemeinschaft freilich bereits: Fünf Mönche und ein Novize leben und wirken seit August des Vorjahres in einem angekauften Gebäude vor Ort in St. Andrä. Sie fühlten sich einerseits gut aufgenommen, andererseits zermürbe sie das lange Warten auch, sagte Abt Paisios gegenüber dem ORF-Burgenland: "Gerade auch die letzten Ereignisse führen dazu, dass wir auch eine gewisse Traurigkeit, ein gewisses Leid empfinden. Zum Einen weil wir nicht wissen, wie es hier weitergehen wird, obwohl wir schon so lange hier sind. Zum Anderen stellen wir uns auch die Frage: Wie wird es danach aussehen?"
Auch Diözesansprecher Orieschnig wies darauf hin, dass es in St. Andrä inzwischen eine große Gemeinschaft von Freunden, Befürwortern und Unterstützern der Mönche gibt. So müssten diese kaum Einkäufe tätigen, da sie von den Ortsbewohnern beispielsweise mit Lebensmitteln bedacht würden. Auch würden ihnen Bauern für die Bestellung des kleinen Gartens die notwendigen Gerätschaften zur Verfügung stellen. Orieschnig: "Es wird angepackt und mitgeholfen, wenn die Mönche Unterstützung brauchen. Hier ist bereits eine 'Ökumene der Tat' entstanden, auf die man stolz sein kann."
Diesen helfenden Menschen gegenüber habe man auch eine Verpflichtung, so der Diözesansprecher. Insofern "wird es auch stets eine Verbundenheit mit diesen Menschen und mit dem Grundstück in St. Andrä geben". Zugleich wolle er "all jenen eine endgültige Absage erteilen, die bis zuletzt noch glauben, der Kirche das Grundstück abluchsen zu können", so Orieschnig. Bekräftigender Nachsatz: "Das wird es nicht spielen."
Darauf angesprochen, dass es ja bereits Interesse von anderen Gemeinden an dem Kloster gibt und ob es hier schon einen geeigneten Ersatzort gäbe, meinte der Diözesansprecher wörtlich: "Für uns ist jeder Ort der richtige, an dem man sich der Bedeutung dieses Klosters bewusst ist und die Orthodoxe Kirche mit Würde und ohne Schikanen behandelt".
Quelle: kathpress