Caritas hilft 18.000 Flüchtlingen in Zeltstadt Gumba
Zu einem Großprojekt ist in den vergangenen Monaten eine Initiative der Salesianer Don Boscos zur Nothilfe für Flüchtlinge im Südsudan angewachsen: Die Pfarre Gumba im Südosten der Hauptstadt Juba gewährt auf ihrem Gelände Tausenden Menschen, die wegen des Bürgerkriegs ihr Zuhause verlassen mussten, Zuflucht. "Wir starteten vor drei Jahren mit einigen hundert, vorigen Sommer waren es 10.000, jetzt bereits 18.000", berichtete der Salesianerpater David Tulimelli, der derzeit Wien besucht, am Montag dem Radiosender Ö1. Vor allem Frauen und Kinder werden in der Zeltstadt versorgt.
"Im Sudan trägt jeder eine Uniform und hat eine Waffe. Die Rebellen beschuldigen die Armee, die Armee die Rebellen. Südsudanesen töten Südsudanesen, Christen töten Christen", schilderte Tulimelli die Lage. Zwei Millionen Südsudanesen seien als Folge des grausamen Machtkampfes zwischen Präsident Salva Kiir und seinem früheren Stellvertreter Riek Machar bereits in die Nachbarländer geflohen, weitere zwei Millionen in andere Regionen im eigenen Land.
Dramatisch ist die Situation besonders aufgrund der großen Hungersnot: 5,8 Millionen brauchen derzeit dringend Lebensmittelhilfe, 250.000 Kinder gelten als unterernährt, eine Million Menschen leidet an Mangelernährung. "Viele sterben an Hunger", berichtete der Ordenspriester.
Hauptursache des Hungers ist nicht etwa das Klima. "Wir haben jetzt gerade Regenzeit und die Leute sollen aussäen. Gerade in den fruchtbarsten Landstrichen tobt aber der Bürgerkrieg. Mehr als 85 Prozent der Bevölkerung sind von dort in die Städte oder Nachbarländer geflohen", so der Salesianerpriester. Selbst wenn die Bevölkerung bleiben wolle, um anzubauen und zu ernten, werde ihnen von den Militärs alles weggenommen. Frauen trauten sich zudem nicht auf die Felder, "weil sie vergewaltigt werden".
Für die humanitäre Versorgung der Menschen in Gumba liefert die österreichische Caritas Unterstützung, sowie auch die UNO, letztere aber nur in sehr geringem Ausmaß in einer Ration für rund 400 Menschen - "ein Tropfen im Ozean", wie der Ordensmann darlegte. Vor Ort wird jedoch mehr als nur Überleben gesichert: In einem Landwirtschaftsprojekt lernen die Menschen, sich wieder selbst zu versorgen. Mittlerweile wurden auch Schulen eingerichtet, in denen die Kinder in zwei Schichten Unterricht erhalten. "Denn ohne Versöhnungsarbeit und Bildung gibt es keine Zukunft für das Land", betonte Tulimelli.
Als Flüchtling unter Flüchtlingen
Drastisch schilderte auch der Comboni-Missionar Bruder Erich Fischnaller gegenüber dem Südtiroler Sender "Grüne Welle" seine Erlebnisse aus der Missionsstation Lomin im Südsudan: Im Dezember 2016 stürmten Regierungstruppen während einer Messe die volle Kirche der Station, in der er tätig war, und erschossen den Katechisten und sechs weitere Gläubige. Lomin sei seither ein menschenleerer "Geisterort", in dem alles geplündert und zerstört wurde. Die Tatsache der Plünderungen selbst erstaune kaum: Schließlich erhielten die Soldaten keinen Sold und müssten sich selbst versorgen.
Auch er habe sich damals zur Flucht ins nahe Uganda entschieden, wo er nun "als Flüchtling unter Flüchtlingen" lebe und mit ihnen auf die Möglichkeit zur Rückkehr warte, berichtete Fischnaller. Die Angst davor sei jedoch groß, solange die Ethnie der Dinka weiter die Regierung des Bürgerkriegs-Landes stelle. "Südsudanesen kämpfen gegen Südsudanesen, und wer gegen die Regierung ist, wird zur Zielscheibe", zeigte sich der Ordensmann erschüttert. Dennoch plane er, die Missionsstation in Lomin und die angeschlossene Frauenhilfsstation Lady Lomin wieder aufzubauen.
Quelle: kathpress