Caritas drängt auf Ausbau der Hospiz- und Palliativversorgung
Die Caritas fordert den weiteren Ausbau der Hospiz- und Palliativversorgung im Land. In Österreich gebe weiterhin nicht ausreichend viele mobile Hospiz- und Palliativteams und zu wenige Tages- und stationäre Hospize. Der notwendige Bedarf in diesem Bereich sei derzeit nur knapp zur Hälfte gedeckt, sagte Caritas-Präsident Michael Landau am Dienstag bei einer Pressekonferenz in Wien. Die Caritas drängt daher auf drei Maßnahmen: die Umsetzung des flächendeckenden Ausbaus der Hospiz- und Palliativversorgung bis 2020, die Übernahme der Angebote in die Regelfinanzierung des Gesundheitssystems und die Etablierung eines Rechtsanspruchs auf hospizliche und palliative Versorgung im Allgemeinen Sozialversicherungsgesetz (ASVG).
Landau appellierte an die politisch Verantwortlichen, Menschen am Ende ihres Lebens nicht im Stich zu lassen. Notwendig seien dauerhafte und tragfähige Lösungen für den Hospizbereich. "Jeder Sterbende ist vor allem ein Lebender - bis zuletzt", sagte der Caritas-Präsident.
Dass im Zuge des jüngsten Finanzausgleichs zwischen Bund und Ländern ein Sondertopf für Hospiz- und Palliativbetreuung in Höhe von 18 Millionen Euro bis 2020 beschlossen wurde, begrüßte Landau ausdrücklich. Auch die parlamentarische Enquete-Kommission "Würde am Ende des Lebens", die vor zwei Jahren 51 Empfehlungen für die Weiterentwicklung der Hospiz- und Palliativbetreuung abgab, sei ein "wichtiger Schritt" gewesen. Jetzt aber müssten "den Worten rasch Taten folgen", rief Landau die Politik auf: "Die gemachten Empfehlungen und Absichtserklärungen müssen Eingang in konkrete Vereinbarungen zwischen Bund, Ländern und Sozialversicherung finden."
Zur österreichweiten Bedarfsdeckung fehlten allein im Erwachsenenbereich rund 120 Palliativ- und rund 169 zusätzliche stationäre Hospizbetten, sechs Tageshospize und entsprechendes Personal für sieben weitere mobile Palliativteams sowie 130 mobile Hospizteams, schilderte Landau unter Berufung auf Zahlen des Dachverbands "Hospiz Österreich". Aufholbedarf gibt es demnach auch im stationären Bereich: Während es etwa in Deutschland 200 stationäre Hospize gebe, sind es in Österreich nur drei sowie sieben Hospizstationen in Pflegewohnhäusern.
Gegen Abhängigkeit von Spenden
Die Begleitung Sterbender dürfe in Zukunft auch nicht mehr maßgeblich von Spenden abhängen, verwies der Caritas-Präsident darauf, dass beispielsweise das Tageshospiz der Wiener Caritas in Alterlaa, sowie die mobilen Hospizteams und das von der Caritas der Erzdiözese Wien gemeinsam mit der "Mobilen Kinderkrankenpflege Wien" und der Caritas Socials geführte Kinderhospiz "Momo" zur Gänze aus Spenden finanziert werden. Allein die ehrenamtlichen Mitarbeiter in den mobilen Hospizdiensten der Wiener Caritas hätten im Vorjahr mehr als 26.000 unbezahlte Stunden geleistet.
In der Praxis der Hospiz- und Palliativversorgung funktioniere vieles gut, und es gebe auch ambitionierte Pläne, aber, so Landau, "es braucht ein gesichertes Fundament für dieses Engagement". Bund, Länder und Sozialversicherungsträger müssten die Angebote der Hospiz- und Palliativdienste in eine Regelfinanzierung überführen.
Wieder mehr Fokus auf Ende des Lebens
Auf notwendige Reformen im Hospiz-Bereich machte auch die Ärztin Konstanze Kropatschek vom Mobilen Caritas Hospiz aufmerksam. "Wir müssen schauen, dass nicht nur die sanfte Geburt oder die Versorgung eines gebrochenen Armes wertgeschätzt wird, sondern dass auch ein alter oder krebskranker Mensch fachgerecht behandelt und vor allem menschlich würdig begleitet wird", gab sie zu bedenken. Die umfasse auch die Betreuung des Umfelds sterbender Menschen, plädierte Kropatschek für Maßnahmen, um auch Angehörige zu stärken.
Unterstützt werden die Caritas-Forderungen von dem bekannten Filmemacher und Wissenschaftsjournalisten Kurt Langbein. Er träume von einer Gesellschaft, "die das Ende des Lebens wieder in ihre Mitte aufnimmt", sagte er bei der Pressekonferenz. Palliativbetreuung müsste "eigentlich selbstverständlicher Bestandteil aller medizinischen und pflegerischen Betreuung sein". Die Forderung nach einem Rechtsanspruch jedes einzelnen auf Palliativversorgung sei "unverzichtbar für die Gesellschaft".
Quelle: Kathpress