Ausstellung zeigt Schülerbilder 31 Jahre nach Tschernobyl
Auch am 31. Jahrestag der Reaktorkatastrophe von Tschernobyl gilt "nein, es ist immer noch nicht vorbei": Das macht bereits der Titel einer Ausstellung von ukrainischen Schülerzeichnungen deutlich, die am Montag in der Katholischen Hochschulgemeinde Wien eröffnet wurde und noch bis Freitag zu sehen ist. Durch die Schau soll auch in Österreich "die Brisanz der ständigen Bedrohung durch alte und wieder neu geplante AKWs bewusst bleiben und zum Widerstand motivieren", heißt es seitens der Griechisch-Katholischen Kirche der Ukraine (GKU) und der katholischen ARGE Schöpfungsverantwortung, die die Ausstellung organisiert haben.
Die 77 gezeigten Bilder wurden aus einem im Vorjahr durchgeführten Schüler-Malwettbewerb des Umweltbüros der Griechisch-katholischen Kirche ausgewählt, an dem sich über 1.500 Schüler aus verschiedenen Regionen der Ukraine beteiligt hatten. Seitdem zeigen die Veranstalter sie in verschiedenen Orten Europas. "Wir müssen dafür kämpfen, dass die richtigen Werte an die Spitze unserer Gesellschaft gelangen, um Katastrophen wie Tschernobyl zu verhindern", betonte David Reinberger, Referent für Atmoschutz bei der Wiener Umweltanwaltschaft, bei der Eröffnung.
Über seine persönlichen Erfahrungen als Volksschulkind in Kiew während der Reaktorkatastrophe erzählte der ukrainische Botschafter Olexander Scherba, der in seiner Ansprache das Vorgehen der Sowjetregierung heftig kritisierte. Er selbst habe zwei Monate nach dem Unglück, als die spätere Hauptstadt wieder für sicher erklärt wurde, bei seiner Großmutter verbracht. Zurück in der Schule, habe er mit seinen Freunden einen dort zu Vorzeigezwecken aufbewahrten Uralt-Geigerzähler ausprobiert. "Als wir das Gerät anschalteten, begann es wie verrückt zu piepsen", berichtete der Diplomat.
Am 26. April 1986 kam es im Atomkraftwerk Tschernobyl in Folge einer Simulationsübung zu einer Explosion und zum Brand des Reaktors. Die Zahlen jener Menschen, die insgesamt durch die Katastrophe starben ist bis heute unklar und variiert je nach Bericht von 9.000 bis 1,44 Millionen. Als eine der Folgen gilt u.a. die starke Zunahme von Chromosomenschäden und Fehlbildungen bei Neugeborenen. Die ukrainische Kommission zum Schutz vor Strahlenschäden spricht von einem Anstieg der Kindersterblichkeit um 20 bis 30 Prozent. Noch immer würden über acht Millionen Menschen in radioaktiv belasteten Gebieten wohnen.
Die Ausstellung "30 (+1) Jahre Tschernobyl - nein, es ist noch nicht vorbei" ist bis 28. April jeweils von 10 bis 17 Uhr in der Katholischen Hochschulgemeinde Wien (1., Ebendorferstr.8) zu sehen. Am Tschernobyl-Gedenktag, dem 26. April, findet zudem um 18 Uhr ein ökumenischer Gottesdienst in der Wiener Griechisch-Katholischen Kirche St. Barbara statt.
Quelle: kathpress