Mutprobe Firmung
Wer sich firmen lässt, der setzt darauf, dass ihn der Heilige Geist bestärkt, den eigenen Glauben zu bekennen, zu ihm zu stehen. Mut brauchen Jugendliche aber nicht nur nach der Firmung, sondern oft auch schon davor: Denn in einer Zeit wachsender religiöser Unmusikalität ist es längst nicht mehr selbstverständlich, auf die Frage, ob man gefirmt werden möchte, freien Herzens mit „Ja“ zu antworten. Noch dazu, wenn man bedenkt, dass diese Frage in die schwierige Lebensphase an der Schwelle vom Kindsein zum Erwachsenenalter fällt.
Integration und Initiation
Für Gabriel Schuster war klar, dass er das Firmsakrament empfangen möchte, auch wenn er mit dieser Entscheidung zu einer Minderheit in seiner Klasse gehörte. Als Ministrant war er seit seiner Kindheit in seiner Wiener Heimatpfarre Herz Jesu integriert, daher stand für ihn die Firmung außer Zweifel: „Ein wichtiger Schritt am Weg zum Erwachsenwerden“, sagt Gabriel.
Auch Lisa Weiszgerber hat sich bewusst für die Firmung entschieden. Beiden ist die Messfeier, in deren Rahmen ihnen das Firmsakrament gespendet wurde, noch gut in Erinnerung, auch wenn es inzwischen schon einige Jahre her ist. Gabriel und Lisa berichten von Aufregung, Anspannung, die sie damals gespürt haben, als sie da in den Kirchenbänken saßen, im Wissen darum, „dass wir im Zentrum stehen“ und neugierig, was da auf sie zukommt. Und noch immer kann sich die heute 20-jährige Lisa an ein ganz bestimmtes Gefühl während der Messe erinnern; sie habe gespürt, „dass da etwas mit mir passiert“.
Stärkung für den Alltag
Die Sakramententheologie beschreibt das, was Lisa bei ihrer Firmung erfahren hat, als „Ausgießung des Heiligen Geistes in Fülle“, wie sie einst auch „am Pfingsttag den Aposteln zuteil wurde“. Dies kommt auch in der Firmformel zum Ausdruck, die nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil an die ostkirchliche Tradition angeglichen wurde und seither lautet: „Sei besiegelt durch die Gabe Gottes, den Heiligen Geist.“ Es ist also nicht einfach ein frommer Wunsch, wenn die Kirche das Firmsakrament als Stärkung mit dem Heiligen Geist beschreibt, für Lisa wurde dies ganz real: „Für mich hat sich seit der Firmung etwas verändert. Sie hat mir Kraft gegeben, dazuzustehen, dass ich Christin bin, auch wenn jemand einmal etwas Blödes über den christlichen Glauben sagt.“
Gabriel verbindet mit seiner Firmung auch eine „Ermutigung zum Erwachsenwerden“, er denkt seither auch intensiver über die Bedeutung, die Gott in seinem Leben hat, nach. Von ihrer Firmung ist beiden, Lisa, die 2011, und Gabriel, der vor vier Jahren das Sakrament, das die Taufe vollendet und somit die christliche Initiation abschließt, empfangen hat, etwas ganz Besonderes in Erinnerung geblieben: ein einfaches Kreuz. Jeder Firmling in dieser Pfarre wurde einzeln beim Namen herausgerufen und hat ein Kruzifix zum Umhängen überreicht bekommen. Noch heute hängt es im Zimmer von Gabriel und lässt ihn an den Tag seiner Firmung denken.
Daniel Seper
Der Text ist erschienen in der
aktuellen Ausgabe der Zeitschrift „miteinander“