Pfarre als Garten, nicht als Pyramide sehen
Ein neues Selbstverständnis von Pfarrgemeinden fordert der Regens des Innsbrucker Priesterseminars, Roland Buemberger. Es sei verhängnisvoll, wenn ihre Sozialstruktur als Pyramide aufgefasst werde mit einem Priester an der Spitze und den Leuten unten, sagte er der Tiroler Kirchenzeitung "Sonntag" im Interview. Andere innere Bilder seien nötig, die nicht Distanz und Abgehobenheit erzeugen, sondern den Priestern wie auch den Pfarrgemeinden dabei helfen, "miteinander leben und sich so entwickeln zu können, dass sie in ihrer je eigenen Berufung wachsen", so Buemberger.
Veraltete Priesterbilder widersprächen der Berufung des Priesters und seien schädlich für seine Lebenskultur wie auch jene der Pfarrgemeinden, so der 48-jährige Geistliche, der für die Ausbildung von 20 Priesterstudenten aus den Diözesen Innsbruck, Feldkirch und Linz zuständig ist. Er selbst bevorzuge das Bild eines Gartens, bei dem es darum gehe, "die Quelle, Christus, miteinander zu suchen". Der Priester - ein "Mitarbeiter, der mit dem Volk Gottes unterwegs ist" - habe bestimmte "Kompetenzen, diese zu finden und die Quelle zu fassen - nicht um sie für sich zu beanspruchen, sondern um sie mit anderen zu teilen".
Der Austausch mit indischen Seminaristen in Innsbruck habe ihm ein anderes Bild von Pfarre vorgezeigt, berichtete Buemberger. "Bei ihnen zu Hause konstituieren sich Pfarrgemeinden etwa auf Basis von Familien oder kleinen christlichen Gemeinschaften." Auch in Europa werde der christliche Glaube neue Sozialformen brauchen, um zukunftsfähig zu sein, so der Regens. Die Schulung der Teamfähigkeit müsse dabei in der Priesterausbildung noch mehr Platz bekommen, um Priester darin kompetenter zu machen, "Seelsorge und Verantwortung miteinander zu leben". Die enge Zusammenarbeit mit anderen Haupt- und vielen Ehrenamtlichen werde schließlich immer wichtiger.
Angesichts eines immer größeren Aufgabenbereiches müssten Pfarrer zudem klare Prioritäten setzen, sagte Buemberger. Papst Franziskus sei darin ein Vorbild: "Als Präsident Trump zu Besuch kam, nahm er sich Zeit für die Audienz. Die Führung durch die Sixtinische Kapelle überließ er Kardinälen. Er selbst ging auf den Petersplatz, um Kinder oder Menschen mit Behinderung zu treffen." Ähnlich müsse auch am Leben der Priester sichtbar werden, wozu sie gerufen seien. "Mich macht traurig, wenn ich höre, dass in der Seelsorge keine Zeit mehr ist für Kinder, Jugendliche, arme oder alte Menschen", so der Innsbrucker Regens.
Quelle: kathpress