Pflegethema im Wahlkampf nicht "zerreden"
Caritas-Präsident Michael Landau warnt davor, die Pflege im Wahlkampf zum Streitthema zu machen und zu "zerreden". Er halte es für einen "sinnvollen und logischen Schritt", dass jetzt über Parteigrenzen hinweg angekündigt wurde, den Pflegeregress abzuschaffen. "Gleichzeitig macht es mich als gelernter Österreicher sehr skeptisch, wenn das Thema jetzt im Wahlkampf so Konjunktur hat", sagte Landau am Dienstagabend in der ZIB 2. Die Regress-Abschaffung solle erst der Anfang einer "umfassenden Debatte" über eine Pflegereform sein.
Das Pflegethema sei für einen Missbrauch im Wahlkampf "zu wichtig", da es viele Familien intensiv und auch existenziell beschäftige, sagte Landau. Derzeit müsse zuvor das gesamte Vermögen eines Menschen aufgebraucht werden und man müsse "zu einem Sozialfall werden", ehe man Pflegegeld erhält, bemerkte der Caritas-Präsident. Direkt von dieser Regelung betroffen seien derzeit 450.000 Pflegegeldbezieher, mit ihren Angehörigen sogar zwei Millionen Menschen. Dass von Kanzler Christian Kern und ÖVP-Chef Sebastian Kurz ein Systemwechsel in Richtung einer solidarischen Finanzierung angeregt worden sei, begrüße er.
Künftig gelte es eine an individuellen Erfordernissen orientierte Pflege sicherzustellen, betonte Landau. Dazu nötig sei die Umsetzung der Demenzstrategie sowie die deutliche Entlastung der pflegenden Angehörigen, wofür wiederum Versorgungslücken zwischen der 24-Stunden-Pflege und den Betreuungs- und Pflegeangeboten zuhause geschlossen werden müssten. Erst so ermögliche man den Menschen, auch bei Pflegebedarf weiter in vertrauter Umgebung zu leben. Wünschenswert sei eine ähnliche Entwicklung wie bei der Hospiz- und Palliativversorgung, wo in den vergangenen Jahren einiges gelungen sei, sagte Landau.
Der Appell des Caritas-Präsidenten: "Ich erwarte mir, dass das Thema Pflege nicht nur im Wahlkampf verheizt wird, um Stimme zu maximieren, sondern dass tatsächlich die Situation der Betroffenen und Angehörigen in den Blick genommen wird - und dass qualitätsvolle, an der Menschenwürde orientierte Pflege leistbar und für alle sichergestellt wird". Pflege solle kein bloßes Wahlkampfthema sein, sondern die Diskussion genutzt werden, "um Österreich ein Stück zukunftstauglicher zu machen".
Quelle: kathpress