"Zugesperrte Schulen sind Ressourcenverschwendung"
"Es ist eine Ressourcenverschwendung, wenn Tausende Schulen im Land zusperren, während viele Schüler nicht von ihren Eltern zwei Monate lange betreut werden können". Das betonte der Pädagoge und Autor Niki Glattauer in der aktuellen Ausgabe der Kirchenzeitung der Diözese Linz. Er plädiert für offene Schulen und eine "lockere Betreuung" auch während der Ferien, um den Schülern etwa den Zugang zu Sportanlagen und Freizeitanlagen zu ermöglichen.
Eine verpflichtende Ganztagsschule will er davon aber nicht ableiten. "Wo am Nachmittag Eltern da sind, die den Kindern gemeinsame Freizeitgestaltung sowie Hilfe beim Lernen bieten können, soll man das nicht zerstören." Aber gerade im städtischen Bereich seien immer mehr Schüler darauf angewiesen, "dass sie am Nachmittag eine außerfamiliäre Betreuung bekommen". Ohne die Möglichkeit zur Ganztagsschulen verschärfe sich die Bildungsgerechtigkeit; "denn Schüler, um die sich niemand aus der Familie kümmern kann, sind derzeit benachteiligt."
Für sinnvoll hält er allerdings eine gemeinsame Schule bis zum 15. Lebensjahr; denn am Ende der Volksschule lasse sich nicht sagen, ob ein Kind noch ein bestimmtes Talent entwickle. In den zehn Jahren zwischen den letzten Kindergartenjahren und dem 15. Lebensjahr sollten Kinder möglichst druck- und auslesefrei unterrichtet werden, so Glattauer. Danach sollte Schülern die Wahl zwischen einer weiteren Schulbildung oder einen Lehrberuf freigestellt werden.
Zu kurz greife laut dem Pädagogen mittlerweile der konfessionelle Religionsunterricht. Er plädiert daher für einen Religionsunterricht für alle Kinder. Schülern die Möglichkeit einzuräumen, sich vom Religionsunterricht abzumelden, hält er für einen Fehler, "denn Religion gehört zu unserem Leben". Gut damit umgehen zu können, sei eine wichtige Bereicherung.
Er spricht sich für einen verpflichtenden Religionsunterricht am Vormittag aus, bei dem in einer Art "Ringvorlesung" die großen Weltreligionen vorgestellt werden, denn am Nachmittag sei der Religionsunterricht wenig attraktiv. "Ich denke, dass wir so auch den Radikalismus besser in den Griff bekommen werden, denn wenn sich Kinder nach drei Wochen Belehrung durch einen Freund auf der Straße oder in einer radikalisierten Moschee zum Heiligen Krieg rufen lassen, zeigt das, wie religiös unterbelichtet sie sind". Und auch einen verpflichtenden Ehtikunterricht hält er nicht für klug. Gut vorstellbar wäre allerdings, so der Pädagoge, Ethik im Rahmen des Religionsunterrichts zu behandeln.
Quelle: kathpress