Sommerpalais für Franziskus "Anachronismus"
Papst Franziskus sieht im Sommerpalais und den Landwirtschaftsanlagen von Castelgandolfo "einen Anachronismus", und er will dort auch nicht mehr urlauben: Das betont Radio-Vatikan-Redakteurin Gudrun Sailer in einem Beitrag mit dem Titel "Wo Päpste nicht mehr urlauben" in der aktuellen Ausgebe der Wiener diözesanen Kirchenzeitung "Der Sonntag".
Wo in der Antike römische Kaiser und seit 400 Jahren römische Bischöfe ihre Sommerfrische genossen hätten, könne man heute spazieren gehen "und einen Blick auf ein Stück Papstgeschichte werfen, das mit Franziskus, dem Kargen, womöglich langfristig zu Ende gegangen ist", so Sailer. Der Palast sei seit kurzem "ein Museum für zahlende Gäste". Franziskus hingeben habe "nicht ein einziges Mal" diesen Palast wirklich benutzt, "nur auf Stippvisite war der Hausherr zweimal hier", zuletzt vor vier Jahren zum Fest Mariä Himmelfahrt (15. August 2013).
Die Sommerurlaubstradition geht auf Papst Urban VIII. (1623-1644) zurück. Dieser habe seinen Lieblingsarchitekten Carlo Maderno aufgetragen, ihm die Burg im Süden Roms zu seiner Sommerresidenz umzubauen. "Seither nutzten die Päpste das Anwesen für mehrere Monate im Jahr, meist von Juli bis September. Einige erquickten sich bei Reit- und Jagdausflügen, spätere Päpste tankten eher geistlich auf, der sportliche Johannes Paul II. ließ sich zusätzlich ein kleines Schwimmbecken anlegen, schließlich kann ein Papst nicht einfach zum See hinabspazieren und ins Wasser springen, und wenn er es noch so gerne möchte", schildert Sailer.
Zur Anlage von Castelgandolfo gehört auch ein Bauernhof. "Diesen hatte Pius XI. einrichten lassen. Im Notfall sollte der landwirtschaftliche Betrieb dazu in der Lage sein, den Papst und seinen Hofstaat zu ernähren. Der Notfall trat niemals ein, der Bauernhof ist bis heute in Betrieb und liefert Milch und Eier glücklicher Tiere in den Vatikan. Rentabel arbeitet er sicher nicht", schreibt die aus Niederösterreich stammende "Vatikanistin".
In die Welt des Franziskus passe diese Idylle nicht: "Denn schon in Argentinien ließ Kardinal Bergoglio die stattlichen Villen der Elite links liegen und fuhr lieber mit dem Bus in die Barackenstädte, wo die Menschen ohne Fließwasser leben. Auch Urlaub machte und macht er keinen."
Aufmerksamkeit für die Armen gehe bei Franziskus einher mit der konsequenten "Verweigerung eines schnörkeligen Lebensstils, wie frühere Päpste ihn aus Überzeugung, zunehmend aber auch einfach aus Respekt für das Gewordene" gepflegt hätten, so Sailer: "Mag sein, dass es einen Papst aus der Neuen Welt brauchte, um nicht bloß zu begreifen, dass ein Sommerpalast dieser Art der Botschaft des Mannes aus Nazareth widerspricht, sondern dieser Erkenntnis auch Taten folgen zu lassen."
Quelle: kathpress