Internationales Glockensymposium in St. Florian und Linz
Mit einem ökumenischen Gottesdienst, dem der Linzer Bischof Manfred Scheuer und der oberösterreichische Superintendent Gerold Lehner vorstanden, ist am Donnerstagabend im Stift Florian das dritte Internationale Glockensymposion eröffnet worden. Experten aus Österreich, Deutschland, Frankreich, Italien, der Schweiz und den Niederlanden informieren und diskutieren bis Sonntag über neueste Entwicklungen im Glockenwesen. Dabei geht es aber nicht nur etwa um neueste Erkenntnisse bei der Restaurierung von Glockenanlagen, sondern auch um die spirituelle Dimension der Glocken.
"In einer weitgehend säkularisierten und von religiöser Vielfalt bestimmten Umgebung ist der Klang der Glocken auch ein öffentliches Zeugnis für den christlichen Glauben", betonte der lutherische Bischof Michael Bünker in seinem Grußwort zur Veranstaltung. Die reiche abendländische Kulturtradition der Kirchenglocken verbinde heute die Kirchen bei aller Verschiedenheit als gemeinsames hörbares Zeichen des ökumenischen Miteinanders. "Sie rufen zum Gebet und zeigen an, dass sich eine Gemeinde im Namen des dreieinigen Gottes zur liturgischen Feier versammelt", so der Bischof wörtlich.
Anlässe für die internationale Fachtagung sind zum einen das 300-Jahr-Jubiläum der "Angstglocke" im Stift St. Florian, die mit 8.845 Kilogramm und einem Durchmesser von 2,45 Metern die größte erhaltene historische Glocke von Österreich ist und ihre Bezeichnung vom Läuten am Donnerstagabend hat, an dem sie an die Todesangst Jesu am Ölberg erinnert. Weiterer Anlass ist die Gründung der (inzwischen stillgelegten) oberösterreichischen Glockengießerei St. Florian vor 100 Jahren. Dort wurde 1952 Österreichs größte Glocke - die Pummerin für den Wiener Stephansdom hat ein Gewicht von 21.338 kg, einen Durchmesser von 3,14 m und eine Höhe von 2,94 m - gegossen.
"Die Pummerin gilt als die Stimme Österreichs und als die Stimme des Friedens. Das sollte gerade in der heutigen Zeit wieder mehr bedacht werden - in Zeiten, in denen wir in den Medien von Krieg und Kriegsdrohungen hören", betonte Siegfried Adlberger, Organisator des Symposions sowie Orgel- und Glockenreferent der Diözese Linz.
Zeitzeugen diskutieren über "Pummerin"
Neben den vielfältigen Vorträgen und Referaten zum Thema bildet eine Podiumsdiskussion zur Pummerin mit Zeitzeugen einen Höhepunkt des Symposiums. Am Podium sprechen der Linzer Altbischof Maximilian Aichern OSB, der frühere oberösterreichische Landeshauptmann Josef Ratzenböck und Christof Grassmayr, ein ehemaliger Glockengießer, zu ihren Erinnerungen und Erlebnissen rund um die größte Glocke Österreichs.
In einem weiteren Diskussionsforum wird der Frage nachgegangen, welche Bedeutung die Glocke heute im Dienste der christlichen Kirchen hat. Eine Exkursion führt die Teilnehmer auch in den Linzer Mariendom und in die Stadtpfarrkirche Linz.
Die besondere Bedeutung von Glocken gerade auch für das Stift St. Florian strich Chorherr Harald Rüdiger Ehrl hervor. Das Stift präsentiere sich als sehr geeigneter Veranstaltungsort für eine Glockentagung. Es gebe hier 24 Glocken mit einem Gewicht von 15 kg bis 8.845 kg, die in einem Zeitraum von 700 Jahren - von 1318 bis 2003 - entstanden sind. Besonders stolz war Ehrl auf die ältesten Glocken: "Üblicherweise werden ja Gegenstände aus dem Mittelalter nur noch sehr selten verwendet. Alte Bücher aus dieser Zeit werden speziell verwahrt. Aber diese Glocken bei uns läuten drei Mal am Tag, und das seit 700 Jahren. Das ist eine unverwechselbare Stimme unserer Stiftskirche." Faszinierend sei auch, "was diese Glocken im Leben der Menschen in den letzten 700 Jahren alles begleiten durften", so Ehrl.
Veranstalter der Tagung im Stift St. Florian sind das Glockenreferat der Diözese Linz, die Evangelische Kirche und die Österreichische Kirchenmusikkommission.
Quelle: kathpress