Brasilien: Kräutler kämpft weiter gegen Mega-Staudamm
Die Regierung Brasiliens hat dem Bau des drittgrößten Wasserkraftwerkes der Welt am Rio Xingu zugestimmt. Der austro-brasilianische Bischof wirft verantwortlichen Politikern Dialogverweigerung vor
Image (img3) invalid or missing |
|
Brasilia, 05.02.2010 (KAP) Der austro-brasilianische Bischof Erwin Kräutler hat den verantwortlichen Politikern im Streit um den geplanten Mega-Staudamm Belo Monte in der Amazonasregion Dialogverweigerung vorgeworfen. "Sie sind nicht offen für einen ehrlichen Dialog", sagte Kräutler am Donnerstag nach der Rückkehr von einem Treffen mit dem Leiter der brasilianische Umweltbehörde IBAMA, Roberto Messias, das in Brasilia stattgefunden hatte.
Zuvor war bekanntgeworden, dass die Umweltbehörde nach monatelangem Zögern dem umstrittenen Staudamm-Projekt, bei dem die brasilianische Regierung das derzeit drittgrößte Wasserkraftwerk der Welt bauen will, zugestimmt hat. Das Projekt am Rio Xingu, einem über 1.980 Kilometer langen Zufluss des Amazonas, könnte laut Medienberichten damit im April öffentlich ausgeschrieben werden.
Projekt bringe "Chaos und Tod"
Kräutler setzt sich als Bischof von Altamira und Präsident des kirchlichen Indianermissionsrates CIMI seit vielen Jahren öffentlich gegen den Bau des Staudamms ein. Er warnte davor, dass das Projekt der Region "Chaos und Tod" bringen würde.
In einer am Donnerstag (Ortszeit) veröffentlichten CIMI-Aussendung kritisierte der Bischof nun, dass die Umweltbehörde eine Entscheidung getroffen habe, obwohl viele Punkte im Zusammenhang mit dem Staudammprojekt bis dato ungeklärt seien. So seien entgegen der Verfahrensvorschriften betroffene Gemeinden nicht öffentlich angehört worden und Landrechtsfragen ungeklärt. Zudem stünden noch einige weitere Studien zu den Auswirkungen des Kraftwerksbaus auf die Umwelt aus.
Image (img2) invalid or missing |
|
Bischof Kräutler |
Dass die nun erteilte Lizenz - sie ist der erste Schritt in einem dreistufigen Umweltschutz-Lizenzierungsverfahren - an 40 Auflagen geknüpft ist, beruhigt ihn nicht. "Ich glaube nicht daran, dass die beteiligten Konzerne die Auflagen umsetzen werden, wenn das Projekt einmal bewilligt ist".
Werde der Damm gebaut, versinke ein Teil des Bezirks Altamira (Fläche: 159.700 Quadratkilometer) unter den Fluten, warnte Kräutler, der in seinem Widerstand gegen das Projekt nicht nachlassen will. "Altamira wird unter Wasser stehen, und die Verantwortlichen wissen noch immer nicht, wie viele Familien davon betroffen sind, und noch weniger, was mit ihnen geschehen soll."
CIMI-Generalsekretär Eden Magellan wies daraufhin, dass die Pläne für Belo Monte noch aus der Zeit der Militärdiktatur in Brasilien stammten. Die Verantwortlichen würden die Proteste nicht ernst nehmen. "Sie führen freundliche Gespräche mit uns, aber wir wissen, dass über allem große wirtschaftliche Interessen stehen".
Firmen aus Österreich beteiligt?
Bau- und Technologieunternehmen winken beim Bau des Staudamms Aufträge in Milliardenhöhe, hält auch Herbert Wasserbauer von der Dreikönigsaktion, dem entwicklungspolitischen Hilfswerk der Katholischen Jungschar, fest. Er appelliert an österreichische Konzerne, sich nicht am dem Projekt zu beteiligen. "Wenn sich die brasilianische Regierung nicht die Zeit nimmt, die Negativeffekte von Belo Monte ernsthaft zu analysieren und die betroffene Bevölkerung anzuhören, kann sich ein Unternehmen, das seine soziale und ökologische Verantwortung wahrnimmt, an diesem zweifelhaften Projekt sicher nicht beteiligen."
Staatsanwaltschaft prüft Klage
Die Staatsanwaltschaft des Bundesstaates Para, in dem der Bau entstehen soll, hatte bereits am Wochenbeginn eine Klage gegen die Erteilung der Umweltlizenz angekündigt. Nach Angaben der Staatsanwaltschaft wurde lediglich in vier der elf betroffenen Städte die Meinung der Bewohner eingeholt. Zudem seien die Umweltverträglichkeitsstudien von Firmen durchgeführt worden, die sich an der Ausschreibung der Bauvorhaben beteiligen wollten.
Die Staatsanwaltschaft von Para hatte seit 2001 bereits acht Klagen gegen den Staudamm erhoben.
Linktipp: