Katholische Arbeitnehmer für "starken Sozialstaat"
Für einen "starken Sozialstaat" spricht sich die Katholische Arbeitnehmerbewegung Österreichs (KABÖ) aus. Das geht aus einem aktuellen Positionspapier hervor, mit dem die KABÖ rund um den 1. Mai einen breiten gesellschaftlichen Diskurs über die Zukunft der Arbeits- und Lebenswelt in Gang setzen will. Steigende Arbeitslosenzahlen und zunehmende Umweltschäden, aber auch der zunehmende Druck auf Arbeitnehmer durch Globalisierung und Rationalisierungen machten dies notwendig.
Es brauche eine bessere Abstimmung zwischen beruflicher Erwerbsarbeit und privaten Tätigkeiten, zugleich aber auch ein gerechteres und nachhaltigeres Wirtschaften, heißt es von Seiten der KABÖ. Alle Formen der menschlichen Arbeit, Erwerbsarbeit wie Privatarbeit und gemeinwesenbezogene Arbeit, seien gleichwertig und müssten zur Selbstentfaltung und Selbstbestimmung der Menschen beitragen. Alle Arbeitsformen müssten zugleich auch zwischen Männern und Frauen gerecht aufgeteilt werden.
Mehr Verteilungsgerechtigkeit mache strukturelle Einschnitte notwendig, heißt es weiter. Derzeit herrsche eine Umverteilungspolitik von unten nach oben vor. Risiken und Verluste würden sozialisiert, Gewinne hingegen privatisiert. Als Instrument zur Sicherheit von Verteilungsgerechtigkeit dürften Steuern nicht einseitig Einkommen aus Erwerbsarbeit belasten.
Dem Markt müssten Grenzen gesetzt werden, "durch sachgerechte und fundierte Kontrolle auf demokratischer Grundlage und durch soziale Steuerung", heißt es in dem Positionspapier wörtlich. Der Markt sei kein Selbstzweck, sondern Mittel zum Zweck, allen Menschen ein Leben in Würde zu ermöglichen. Einige weitere Forderungen der KABÖ: Regionale Wirtschaftskreisläufe müssten gestärkt bzw. neu aufgebaut werden und es brauche ein Zusammenspiel von Entwicklungs- und Klimapolitik.
Papst macht Mut
Grundlagen für die Positionen der KABÖ sind laut eigenen Angaben "die Botschaft eines befreienden Gottes", die Dokumente der christlichen Soziallehre und das Ökumenische Sozialwort der christlichen Kirchen Österreichs.
Die KABÖ verweist im Vorwort des Positionspapiers auch auf "die ermutigenden und zugleich herausfordernden Aussagen" von Papst Franziskus in seinem Apostolischen Schreiben "Evangelii gaudium". Angesichts der dort vom Papst eingemahnten "Rückkehr von Wirtschaft und Finanzleben zu einer Ethik zugunsten der Menschen" plädieren die KABÖ-Verantwortlichen für ein breites Umdenken, denn: "Klimawandel, Finanzmarktkrise, andauernde hohe Erwerbslosigkeit, zunehmende soziale Spaltung und steigende Armut erfordern einen grundsätzlichen Paradigmenwechsel im Denken und Handeln. Das Credo über ein fortdauerndes Wachstum, die Plünderung der Schöpfung, die Liberalisierung der Märkte und Deregulierung der Arbeit finden immer weniger Zustimmung bei den Menschen", so das Dokument im Wortlaut.
Eine Möglichkeit, sich über dieses KAB-Positionspapier inhaltlich auszutauschen, bietet die KAB Steiermark bei einem öffentlichen Diskussionsabend zum Thema "Strategien gegen die steigende Arbeitslosigkeit", der am Montag, 19. Mai, um 19 Uhr im Andritzer BegegnungsCentrum stattfinden wird. Das Diskussions-Papier ist über die KABÖ-Homepage (www.kaboe.at) abrufbar.
Die KAB der Diözese St. Pölten lädt bereits am Montag, 28. April, um 18 Uhr im Rathaus Amstetten zu einer Diskussion zum Thema Arbeitslosigkeit. Prominentester Diskutant ist Sozialminister Rudolf Hundstorfer.
Quelle: Kathpress